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Rhein-Neckar Löwen wollen Matchball zur Meisterschaft verwandeln (RNZ)

Die Badener sind noch einen Schritt vom deutschen Meistertitel entfernt – Am Sonntag geht es nach Lübbecke

Einmal noch raus auf die Platte, einmal noch Vollgas geben. Glänzen und kämpfen. Dann wäre sie endlich da, die erste fette Beute: Die Rhein-Neckar Löwen wollen am Sonntag Geschichte schreiben und ihren Matchball im Titelrennen verwandeln.

Lübbecke heißt die letzte Ausfahrt. Kleine Halle, abgeschlagenes Schlusslicht. Da kann, nein, da darf am Sonntag ab 15 Uhr nichts mehr anbrennen. Dank der bombastischen Tordifferenz (+30 gegenüber Flensburg) reicht ja sogar ein Unentschieden. Die Party nach der Partie ist eigentlich also reine Formsache. Nikolaj Jacobsen sieht das sicher ähnlich, aber er sagt es nicht.

Öffentlich sowieso nicht. Er ist Trainer, Chef der gelben Sieben und deshalb ist es auch seine Aufgabe die Spannung hochzuhalten. „Jedes Spiel muss erst gespielt werden. Aber wir fahren natürlich trotzdem sehr zuversichtlich nach Lübbecke.“ Sagt es und schickt ein selbstbewusstes Lachen hinterher.

Beim Dänen ist die Vorfreude riesig. Kein Wunder, ist der Lohn doch fürstlich – und irgendwie auch so überraschend. „Vor der Saison“, seufzt Jacobsen, „vor der Saison hatte uns doch keiner auf der Rechnung. Selbst die Bundesliga-Trainer tippten bei einer Umfrage entweder auf Kiel oder Flensburg.“

Gründe für den badischen Höhenflug gab es viele: Bärenstarke Spiele und einen ausgebufften Trainer, aber eben auch eine Mannschaft, die gewachsen ist. Spieler, die sich seit Jahren kennen und schätzen, die vieles erlebt haben. Große Enttäuschungen vor allem. Gestärkt ging man aus ihnen hervor. Lernte von Mal zu Mal dazu. Erst kürzlich hat sich das wieder gezeigt: Als Uwe Gensheimer und Co. am 8. Mai in Berlin ein 20:24 kassierten, fühlten sich die Kritiker wieder bestätigt, prognostizierten den nächsten Einbruch im Titelkampf. „Aber die Jungs haben Charakter gezeigt, dafür gebührt ihnen ein großes Kompliment“, lobt Jacobsen.

Widersprechen kann man da nicht. Seit Berlin gab man sich keine Blöße mehr, fegte über Leipzig hinweg, gewann in Wetzlar und erlegte Hannover-Burgdorf. Und nun soll Lübbecke dran glauben. Was weiß man denn so über die, Herr Jacobsen? „Nun ja, sie haben sich während der Saison verstärkt und seitdem auch ein paar wirklich gute Spiel gemacht“, sagt der Fachmann. Aber auch: „Wir sind Erster, sie Letzter und genau das sollte man am Sonntag natürlich auch sehen.“

Die Vorzeichen stehen gut. Jacobsen kann aus dem Vollen schöpfen. Alle sind fit und heiß auf den letzten Schritt. Selbst Alexander Petersson, der lange Zeit mit großen Schmerzen in der linken Schulter zu kämpfen hatte, blühte zuletzt auf. gegen Hannover war er kaum zu stoppen. Pfeilschnell und torgefährlich. Jacobsen nickt und lächelt: „Für ihn könnte die Saison ruhig noch etwas länger gehen.“ Ebenfalls in aufsteigender Form: Kim Ekdahl du Rietz. Der Schwede übernimmt Verantwortung, trifft vorne und blockt hinten. Jacobsen gefällt’s jedenfalls: „Kim macht das richtig, richtig gut. Er ist sehr wichtig für uns.“

Die letzte Mission auf dem Weg zum Titel startet für die Löwen am Samstag. Training, Videostudium von Lübbecke, Essen – und ab die Post. Mit dem Bus geht es zu den Ostwestfalen.

Die Rückreise wird dann deutlich schneller gehen. Per Charterflieger schweben die Besten aus dem Südwesten am Sonntag in Mannheim ein. Vom Flughafen geht es dann sofort in den Friedrichspark, wo weit über 1000 Fans noch nach dem Public Viewing ausharren werden, um ihre Helden in Empfang zu nehmen.

Von Daniel Hund