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Rhein-Neckar Löwen zwischen Titel-Traum und Herzschmerz (RNZ)

Die Löwen wollen gegen Hannover in der Meisterspur bleiben – Letztes Heimspiel von Gensheimer

Es ist genau der Rahmen, den sich einer wie Uwe Gensheimer verdient hat. Wenn der wohl beste Linksaußen der Handball-Welt sich am Sonntag zum letzten Mal in der SAP Arena das Löwen-Trikot überstreift, wird das „Ufo“ beben, abheben: 13.200 Zuschauer werden dabei sein. Feiern, klatschen und singen. Für „Gensel“, den es nach Paris zieht, soll es ein unvergesslicher Tag werden, ein Abschied mit Gänsehaut-Garantie und viel Herzschmerz.

Doch davor wird bekanntlich auch noch Handball gespielt. Hoch konzentriert natürlich! Denn da ist ja noch etwas, das es zu holen gilt: den Meisterpott – der Lohn für eine überragende Saison. Der deutsche Meistertitel ist quasi die letzte Mission von Gensheimer. Zwei Schritte fehlen dem Rudel noch um die ganz fette Beute einzufahren. Zuerst Hannover, das am Sonntag ab 17.15 Uhr in der SAP Arena gastiert, dann geht’s eine Woche später nach Lübbecke.

Oder klappt’s vielleicht sogar schon an diesem Sonntag? Flensburg muss um 15 Uhr in Stuttgart ran… „Das kann ich mir nicht vorstellen, Flensburg wird dort sicher gewinnen“, zuckt Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé mit den Schultern.

Egal, dann wird die Sause eben nachgeholt, verschoben auf Lübbecke. Doch wie sagt es Nikolaj Jacobsen immer so schön: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel.“ Bislang ging das vorzüglich auf. Und auch Hannover befindet sich nun schon seit ein paar Tagen auf dem Radar des Löwen-Lehrmeisters. Videostudium, Statistiken – Jacobsen weiß alles, ist auf jeden Schachzug der „Recken“ vorbereitet. Seit gestern gibt er sein Fachwissen nun weiter: Um 15 Uhr fand die erste gezielte Trainingseinheit auf Hannover statt. Vor was der Däne gewarnt hat? Na, vor allem eigentlich. Jacobsen sagt: „Das ist ein Team, das an einem guten Tag jeden Gegner ärgern kann.“

Flensburg und Kiel können ein Lied davon singen. Ein trauriges. Beide kamen gegen den aktuellen Tabellen-Siebten nicht über ein Remis hinaus. Wertvolle Punkte im Titelkampf wurden dort liegen gelassen. Die Löwen wollen es nun besser machen. Über das Wie hat Jacobsen sich Gedanken gemacht. Sein Lösungsansatz: „Wir müssen sie mit unserem schnellen Spiel in Bewegung bringen.“ Und ganz wichtig: Torhüter Martin Ziemer darf nicht warm geworfen werden. Das wurde den Löwen in Berlin zum Verhängnis, als sich Silvio Heinevetter in einen Rausch spielte, und auch kürzlich in Wetzlar wurde Andreas Wolff durch lasche Abschlüsse aufgebaut.

Wie auch immer, Jacobsen ist bereits heiß auf den Pott. Glaubt er auch schon dran? So richtig? „Klar, ganz fest sogar. Und das wird man am Sonntag auch in den Augen der Spieler sehen.“

Nach der Schluss-Sirene werden sich da eher Tränen breit machen. Bei Gensheimer wäre das nicht verwunderlich. Aber der Kapitän ist nicht der einzige, der von Bord geht: Borko Ristovski (Barcelona), Stefan Kneer (Wetzlar) und Stefan Sigurmannsson (Aalborg) sagen ebenfalls Servus. Dass die Zeichen bei Sigurmannsson vorzeitig auf Abschied stehen, hatte die RNZ bereits im letzten Oktober exklusiv verkündet. Sein Nachfolger wird – wie berichtet – Dejan Manaskov, 23. Ein Mazedonier, der für ein Jahr unterschieben hat, und von dem Jacobsen viel hält. „Er ist ein richtiger Kämpfer und verfügt über jede Menge internationale Erfahrung“, lobt sein neuer Chef. Und zu Sigurmannsson: „Stefan wollte bei uns erste Wahl sein und das konnte ich ihm nicht anbieten. Ich habe Verständnis für seine Entscheidung.“

Von Daniel Hund