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Roggisch: „So etwas darf nicht passieren“

Hamburg. Sie hatten sich viel vorgenommen, wollten kämpfen, wollten glänzen, träumten insgeheim vom Paukenschlag im hohen Norden, vom ganz großen Wurf beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Gestern wurden sie nun von der Realität eingeholt, die Rhein-Neckar Löwen. Die Gelbhemden landeten auf dem Hosenboden: Der HSV Hamburg war eine Nummer zu groß – wieder einmal. Der Titelaspirant bezwang das Rudel in der rappelvollen Hamburger Color Line Arena mit 37:26 (18:16).

Unmittelbar nach der Niederlage wirkten die Verlierer ratlos, waren völlig enttäuscht. Die Blicke leer, die Köpfe gesenkt. Man grübelte, betrieb sofortige Ursachenforschung. Bei Abwehrspezialist Oliver Roggisch machte sich Wut breit: „Die zweite Halbzeit war eine Katastrophe“, bilanzierte der Routinier, „so etwas darf uns einfach nicht passieren, denn letztlich wären die Hamburger heute schlagbar gewesen.“

Die Löwen begannen gut, waren sofort auf Betriebstemperatur: Der Ball lief, die Angriffe rollten, die Abwehr stand. Bis zur 18. Minute legte man meist vor, flößte dem HSV Respekt ein. Nur einen bekamen sie nie in den Griff: Hans Lindberg. Der Däne traf und traf, narrte die Gäste beinahe im Minutentakt. Egal ob aus dem Spiel heraus oder vom Siebenmeterpunkt aus, Lindberg, das Schlitzohr, löste die Aufgabenstellungen gekonnt: In der ersten Halbzeit brachte es der trickreiche Rechtsaußen auf acht Tore, 30 Minuten später waren es elf.

An Henning Fritz lag es nicht. Der ehemalige Welttorhüter hielt, was zu halten war. Und sogar noch etwas mehr. Vor allem ihm war es zu verdanken, dass die Löwen aus einem 10:14 (23.) bis zur Pause noch ein 16:18 machten. Um die 40. Minute herum brachen die Besten aus dem Südwesten dann aber endgültig ein. Zum Haare raufen war’s: In der Offensive schlichen sich Leichtsinnsfehler ein und am eigenen Kreis fehlte zuweilen die nötige Aggressivität, um die Riesen aus der Hansestadt zu stoppen. Roggisch: „Hätten wir so weiter gespielt wie vor der Pause, verlieren wir hier mit zwei, drei Toren Unterschied“, wischte sich der Nationalspieler den Schweiß von der Stirn.

Verzichten mussten die Löwen in der Hamburger Color Line Arena nach wie vor auf Grzegorz Tkaczyk (Knorpelschaden), den Regisseur, den Denker und Lenker. Seine Pässe werden seit Monaten schmerzlich vermisst. Und die Ungeduld wächst. Eigentlich wollte der Pole nämlich schon längst wieder auf der „Platte“ stehen: Während der EM erklärte Tkaczyk im RNZ-Gespräch, dass er bereits Anfang Februar in Göppingen wieder auflaufen wird. Sein Comeback ist demnach überfällig. Doch es kommt noch schlimmer: Aus dem näheren Umfeld des Kronauer Trainingszentrum ist zu vernehmen, dass es derzeit angeblich fraglich sei, ob er überhaupt je wieder auf einem hohen Level Handball spielen kann.

Nun zu etwas Erfreulichem. Die Löwen bieten ihren Fans anlässlich des Final-Four-Turniers in Hamburg (10. und 11. April) wieder ein besonderes Schmankerl an: Wer Lust hat, kann mit dem Sonderzug in die Hansestadt reisen. Nähere Infos gibt es auf der Löwen-Homepage (www.rhein-Neckar-Loewen.de), wo auch Hotels gebucht werden können. Tickets sind zudem direkt unter der Nummer 06 21/39 19 30 – 0 buchbar.

Hamburg: Schröder 1, Duvjnak 6, Lackovic 5, Flohr 5, Vori 3, Lindberg 11/5, Lijewski 3, Hens 3.
Löwen: Gensheimer 6/1, Roggisch 1, Prieto 3, Harbok 5, Manojlovic 3, Stefansson 5/2, Müller 2, Groetzki 1.
Zuschauer: 10.830, Strafminuten: 6/8.

Von Daniel Hund

 18.02.2010