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Deprimierende zweite Halbzeit

Hamburg (eg/ug). Am Anfang war es in der Color Line Arena dunkel und beklemmend still. Bevor die Handballer des HSV Hamburg und der Rhein-Neckar Löwen ihre Bundesliga-Partie austrugen, gedachten sie und die Zuschauer in der ausverkauften Halle des verstorbenen Oleg Velyky, der vor verschiedenen Verletzungen und der heimtückischen Krankheit bei beiden Mannschaften seine Spielmacher- und Wurfqualitäten demonstriert hatte. Knapp zwei Stunden später war die Stimmung ausgelassen, denn der Tabellenführer untermauerte seinen Titelanspruch mit einem 37:26(18:16)-Sieg gegen die letztlich überforderten Gäste.

„Erschreckend. So etwas darf uns nicht passieren“, sagte der deprimierte Oliver Roggisch. Der Löwen-Abwehrchef konnte nicht verstehen, weshalb die Gelb-Schwarzen nach dem guten ersten Durchgang vom Spitzenreiter in der zweiten Halbzeit überrannt wurden. Noch größer wurde der Frust bei den Badenern, als sie vom knappen Sieg der SG Flensburg-Handewitt in Berlin erfuhren. Im Kampf um den wichtigen dritten Tabellenplatz, der auch in der nächsten Saison die Teilnahme an der Champions League verspricht, bedeuten die beiden Resultate einen herben Rückschlag für das Team von Trainer Ola Lindgren.

Der Schwede steht nun vor der Aufgabe, seinen Schützlingen gestern möglicherweise geraubtes Selbstvertrauen rasch wieder zu vermitteln. Bereits am Sonntag (15 Uhr/live bei Eurosport) sind sie in der laufenden Gruppenphase der Königsklasse im Spiel bei MKB Veszprem gefordert.

Mut könnte das Geschehen der ersten 30 Minuten in Hamburg machen. Mit dem wieder gut aufgelegten Torhüter Henning Fritz als Rückhalt und Spielgestalter Olafur Stefansson als weiteren herausragenden Akteur boten die Löwen dem Favoriten wirkungsvoll Paroli. Mehr als eine Viertelstunde lang hatten sie sogar leichte Vorteile. Und als der HSV später zu enteilen drohte, stellte Siarhei Harbok mit drei Treffern in Folge den Anschluss wieder her.
Das Unheil brach nach Wiederbeginn über die Löwen herein. Spätestens als Per Sandström im HSV-Tor Johannes Bitter abgelöst hatte, war es um die Treffsicherheit der Gäste geschehen. Auf der Gegenseite schraubten Hans Lindberg, Blazenko Lackovic und Matthias Flohr, der Stellvertreter des verletzten Weltmeisters Torsten Jansen, das Ergebnis indie Höhe.

„Der HSV ist für mich der erste Anwärter auf die Meisterschaft“, folgerte Löwen-Manager Thorsten Storm aus dem Gesehenen. Als hochverdient bezeichnete auch Lindgren den gegnerischen Erfolg. Mit seiner Mannschaft ging er hart ins Gericht: „Wir waren nicht diszipliniert genug und erlebten am Ende einen kollektiven Kollaps.“

HSV Hamburg: Lindberg 11/5, Duvnjak 6, Flohr 5, Lackovic 5, Hens 3, Krzysztof Lijewski 3, Vori 3, Schröder 1.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 6/1, Harbok 5, Stefansson 5/2, Manojlovic 3, Prieto 3, Müller 2, Groetzki 1, Roggisch 1.

 18.02.2010