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Russisches Roulett diesmal bestraft

Mannheim. Auch wenn die Stimmung im Business Club der SAP Arena nach dem 31:31 gegen den TBV Lemgo etwas gedämpft war – die Vorfreude auf die Feiertage wollte sich bei den Rhein-Neckar Löwen niemand so ganz madig machen lassen. „Nein, das nicht“, meinte auch Geschäftsführer Thorsten Storm, aber gefuchst hat den Manager das am Ende sogar glückliche Remis dann doch. „Wir wollten nach dem Seitenwechsel das Ergebnis verwalten. Gegen Celje und Gummersbach ist das am Ende gerade so gut gegangen. Gegen Lemgo hat die Mannschaft nun die Quittung für diese Spielweise bekommen.“

Trainer Gudmundur Gudmundsson sprach sogar von einem „russischen Roulette“ – und dass der Schuss nicht vollends nach hinten losgegangen ist, war am Ende Henning Fritz zu verdanken, der in den Schlusssekunden noch zweimal gegen Lemgos Rolf Hermann parierte. „Das muss man sogar von Glück reden, wenn es am Ende noch für einen Punkt reicht. Einige waren heute nicht auf der Höhe“, zürnte der Löwen-Torwart.

Überhaupt die Keeper – sie spielten in einer wechselhaften Partie eine der Hauptrollen. Erst hielt Lemgos Martin Galia im ersten Durchgang keinen einzigen Ball, dann machte der trotz Rückenbeschwerden von TBV-Trainer Volker Mudrow ins Tor beorderte Carsten Lichtlein in den nächsten 30 Minuten mehr Chancen des Gegners zunichte als Fritz und der für 13 Minuten eingewechselte Slawomir Szmal zusammen.

Auch daran ließ sich der Punktverlust festmachen. „Doch so ein Torwartwechsel entscheidet nicht allein“, fehlten Manager Storm die Impulse aus einer oft lethargischen Abwehr. Zudem war die Chancenverwertung nach dem 17:12-Halbzeitstand mehr als bedenklich. „Ich muss auch mindestens zwei Tore mehr machen“, konnte etwa der gewohnt selbstkritische Gudjon-Valur Sigurdsson (1) gegen Lemgo nicht an die Ausbeute seines Linksaußen-Kollegen Uwe Gensheimer (6/2) anknüpfen. „Das bleibt jetzt über Weihnachten an uns hängen“ sagte der Kapitän.

Gudmundsson hatte zudem einen weiteren Schwachpunkt ausgemacht. „Wir haben 14 Tore über die Außen oder den Gegenstoß bekommen. Das sind viel zu viele“, war der 49-Jährige weder mit der Defensive auf diesen Positionen noch mit dem Rückzugsverhalten seiner Spieler einverstanden.

Am schwersten wog nach Meinung des Trainers allerdings, dass die in der Kabine verabredete Aggressivität nach dem Seitenwechsel nicht auf den Platz gebracht wurde. Als das Oliver Roggisch übertrieb, indem er Rolf Hermann in der Schlussminute niederstreckte und dafür Rot sah, war es zu spät. Zu allem Übel droht dem Nationalspieler nun auch eine Sperre von zwei Spielen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen die HBW Balingen-Weilstetten (17.30 Uhr, SAP Arena) und in Göppingen (29. Dezember) wird Roggisch eventuell fehlen – auch keine Tatsache, die nach der Partie für besondere Erheiterung sorgte.

Erleichterung über Pokal-Los

Selbst das äußerst machbare Los im Pokal-Viertelfinale gegen die MT Melsungen am 1. oder 2. März und die für die Löwen nicht gerade ungünstigen anderen Paarungen wie Berlin gegen Kiel wurden daher eher am Rande wahrgenommen. „Hätte schlechter kommen können“, meinte Storm und verabschiedete sich wie der Rest der Löwen in die kurze Weihnachtspause.

Von Thorsten Hof

 23.12.2010