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Opfer einer „blöden Regel“

Kronau/Östringen. Auch nach der Partie gegen den TBV Lemgo bat Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, seine Spieler unmittelbar nach Spielende zu einer ersten, kurzen Analyse in die Kabine. Schließlich gab es einiges zu besprechen beim badischen Handball-Bundesligisten, der gegen die Ostwestfalen eine komfortable Fünf-Tore-Halbzeitführung leichtfertig verspielte und sich letztlich mit einem – aus Löwen-Sicht – durchaus glücklichen 31:31(17:12)-Remis begnügen musste.

„Wir hatten noch in der Pause gesagt, dass wir weiter hochkonzentriert sein wollen“, gab Gudmundsson später zu Protokoll. „Aber im zweiten Durchgang hat bei uns komplett die Aggressivität gefehlt – und das war letztlich auch der Knackpunkt“, meinte der akribische Übungsleiter, der bereits zu diesem Zeitpunkt am späten Mittwochabend ein schlechtes Gefühl wegen Oliver Roggisch hatte.

Gestern wurde der Löwen-Coach dann in seiner ersten Einschätzung der letzten Aktion des Defensivspezialisten bestätigt. Zwei Sekunden vor der Schlusssirene in der Mannheimer SAP-Arena hatte Roggisch seinen Kollegen von der Nationalmannschaft, Lemgos kantigen Rückraumspieler Rolf Hermann, unabsichtlich im Gesicht getroffen und für diese Aktion zu Recht die Rote Karte gesehen. Allerdings wurde dem Löwen-Abwehrchef von den beiden Unparteiischen Lars Schaller und Sebastian Wutzler in dieser Szene Absicht unterstellt, was automatisch eine Sperre von zwei Wochen zur Folge hat. „Diese Regel ist ein Witz“, sagte Gudmundsson. „Das ist eine blöde Regel“, stimmte auch Manager Thorsten Storm zu: „Wäre das im letzten Spiel des Jahres in Göppingen passiert, hätte das letztlich überhaupt keine Konsequenzen gehabt.“

Roggisch jedenfalls wird dem Champions-League-Teilnehmer zum Jahresabschluss am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr) beim Altmeister FA Göppingen ebenso fehlen wie am Sonntag (17.30 Uhr) im Heimspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten. Immerhin kann Gudmundsson dem engen Terminplan Positives abgewinnen. „So haben wir wenigstens gleich die Möglichkeit, zu zeigen, dass wir es besser können“, erklärte der Isländer. Genauso sieht es auch sein Landsmann Gudjon Valur Sigurdsson. „Wir haben noch zwei Spiele in diesem Jahr – und die müssen wir gewinnen“, meinte der Löwen-Kapitän und nahm sich und seine Mitstreiter in die Pflicht. „Eines ist auch klar: Dieser eine Punkt ist weg – und daran sind wir selbst schuld“, sagte der Linksaußen: „Den Vorwurf, dass wir nicht bis zum Schluss gekämpft hätten, kann uns aber niemand machen. Die Einstellung war vorbildlich.“

Widersprechen wollte dem Isländer keiner, schließlich hatten die Löwen mit einem Kraftakt die erste Heimniederlage dieser Saison gerade noch abgewendet und dabei einen Drei-Tore-Rückstand (26:29) sieben Minuten vor dem Spielende noch wettgemacht. Den letzten Treffer der Badener hatte ausgerechnet Grzegorz Tkaczyk erzielt. Der Pole, der den Verein im Sommer wohl in Richtung KS Kielce verlassen wird, musste auch gegen Lemgo lange auf seinen Einsatz warten. Im entscheidenden Moment war er dann aber zur Stelle.

Von Christof Bindschädel

 23.12.2010