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Saison-Vorbereitung der Rhein-Neckar-Löwen: Viel Schweiß, wenig Spaß (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen sind gestern in die Vorbereitung gestartet – Die Top Vier sind das Zieldes Vizemeisters

Lang war die Pause nicht. Fünf Wochen – wenn überhaupt. Das Leben als Handball-Profi ist eben kein Ponyhof. Wobei der erste Arbeitstag für die Rhein-Neckar Löwen gestern Vormittag noch relativ entspannt begann. Es wurde gegrinst satt geschwitzt, posiert statt trainiert. Der alljährliche Fotomarathon vor der Saison stand an. Mannschaftsfoto, Einzelporträts, Schnappschüsse.

Doch es war die Ruhe vor dem Sturm,. Denn schon um die Mittagszeit begann die Phase, die eigentlich keiner mag. Die Vorbereitung. Da werden die Grundlagen gelegt. Kraft und Ausdauer gebolzt. Alles ohne Ball versteht sich. Im Klartext: Gestern drehten Uwe Gensheimer und Co. bereits ihre ersten Runden auf dem Kronauer Sportplatz. „Ja, ja, die nächsten beiden Wochen werden hart für die Jungs“, zuckt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen mit den Schultern. Und grinst: „Also ich freue mich sehr auf die neue Saison.“

Eine, in der die Löwen wieder viel vorhaben, aber gewohnt defensiv an die Sache herangehen. Der Däne: „In der Liga wollen wir unter die ersten vier Mannschaften, im DHB-Pokal zum Final Four und in der Champions League unter die ersten sechs Teams unserer Gruppe.“

Das Problem: Die Konkurrenz in der stärksten Liga der Welt hat nicht geschlafen. Gerade Flensburg hat geklotzt. „Und Kiel ist Kiel.“ Betont Jacobsen ehrfurchtsvoll. „Wenn man realistisch an die Sache heran geht, ist der erste Platz nicht drin.“Aber so war die Ausgangslage in den letzten beiden Jahren auch. Trotzdem fehlte nicht viel zum Pott.

Mit vier Neuen im Kader würden die Löwen nun gerne erneut zum Kiel-Jäger Nummer eins werden. Wobei einer der Hoffnungsträger momentan nur zuschauen kann. Gemeint ist Nationalspieler Hendrik Pekeler. Die Nachwirkungen seiner Knie-Operationen werden ihn noch ein paar Monate außer Gefecht setzen.

Weiter mit Neu-Keeper Mikael Appelgren. Laut Jacobsen ist der Schwede einer für die Zukunft. „Er zählte ja schon in der letzten Saison zu den besten Torhütern in der Bundesliga.“ Und Stanic? Was erwartet er sich vom zweiten neuen Hexer? Viel. Jacobsen: „Er ist sehr erfahren und kann deshalb in den großen Spielen ganz wichtig für uns sein.“

Bleibt Rafael Banea, dieser spanische Kreis-Brocken, der rund 130 Kilogramm auf die Waage bringt. „Ihn müssen wir so schnell als möglich in unser Spielsystem integrieren“, sagt Jacobsen und flachst: „Vielleicht sollte ich dazu noch einen Spanischkurs absolvieren.“ Oder er nimmt einfach seinen spielenden Dolmetscher Gedeon Guardiola.

Zum Fahrplan der nächsten Wochen: In den kommenden 14 Tagen schwitzen die Besten aus dem Südwesten in Kronau, danach geht es ins Trainingslager nach Aalborg, wo bereits Testspiele vereinbart wurden. Eine erste echte Standortbestimmung wird es am 8. und 9. August beim ERIMA-Cup in Bremen geben. „Kurz darauf geht es dann ja schon mit dem neuen Pokalmodus los“, grummelt Jacobsen, „durch ihn verlieren wir eine Woche an Vorbereitungszeit.“

Ein kleines Zeitproblem hat derzeit auch Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé. Er ist auf der Suche nach Terminen für die Champions-League-Heimspiele. Und vor allem auch nach einer Halle. Den Harres und die Ludwigshafener Eberthalle lässt die EHF nämlich nicht mehr zu. Die Löwen brachten deshalb die Frankfurter Ballsporthalle ins Spiel. „Aber auch die hat die EHF noch nicht abgesegnet“, verrät Lamadé.

Wie auch immer, die ersten beiden Heimspiele in der Gruppe werden ohnehin in der SAP Arena ausgetragen. „Da treffen wir auf Barcelona und Kielce“, freut sich Lamadé, „und diese Toppartien werden wir natürlich bei uns spielen.“

Nun zu einem Thema, das den Löwen-Macher mittlerweile wohl sogar im Schlaf verfolgt: die Akte Gensheimer. Verlängert er – oder geht er im Sommer 2016? „Ich wusste, dass diese Frage kommt, aber momentan ist da noch nichts klar.“ Man sei weiterhin guter Dinge und glaube an eine Einigung. Als Zeitfenster hat sich Lamadé das erste Saisonspiel gesetzt. „Bis dahin“, sagt er, „bis dahin wollen wir das spätestens geklärt haben.“

Von Daniel Hund