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„Schmerz von Tag zu Tag größer“

Heidelberg. Es gibt Menschen, die muss man einfach mögen. Sie sind höflich, nett, ehrlich, zuvorkommend, bringen einfach alles mit, was man braucht um gemocht zu werden. Kasa Szmal, der Torhüter der Rhein-Neckar Löwen, ist so einer. Er ist quasi der Prototyp dieser Sorte Mensch. Was gerade in seiner Position, die eigentlich zum Abheben prädestiniert ist, nicht selbstverständlich ist. Szmal, 32, ist ein Weltstar, 2009 wurde der Pole zum besten Handballer überhaupt gekürt. Und das zu Recht: Seine Reflexe, sein Stellungsspiel, sein Auge – ein teuflisch guter Mix ist das. Für die Löwen steht er seit 2005 im Kasten. Doch seine Zeit im Badischen läuft ab. Im Sommer wechselt der Sympathieträger in seine polnische Heimat, heuert beim Spitzenklub Vive Kielce an. Im Vorfeld des heutigen Derbys gegen die TSG Friesenheim (20.15 Uhr, SAP Arena) nahm er sich nochmals Zeit für ein Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung.

> Kasa Szmal, Sie haben sich beim Final Four in Köln amOberschenkel verletzt. Geht es mittlerweile wieder besser?

Ja. Es ist ein Muskelfaserriss. Ich war am Dienstag deshalb beim Arzt. Gegen Friesenheim kann ich nicht dabei sein, aber ich hoffe, dass es vielleicht am Samstag in Lemgo noch zu einem Einsatz reicht.

> Nach dem Halbfinal-Aus gegen Barcelona war die Enttäuschung groß…

Na klar,wir sind da mit einem ganz komischen Gefühl wieder zuhause angekommen, denn jeder von uns hat in sich drin gespürt, dass deutlich mehr drin war. Ich persönlich mache mir ohnehin große Vorwürfe:Warum muss mir solch eine Verletzung ausgerechnet in so einem wichtigen Spiel passieren?

> Stimmt es, dass Sie schon beim Aufwärmen gespürt haben, dass da etwas nicht stimmt?

Ja. Da war ein leichtes Ziehen. Es wurde dann immer stärker. In der Pause habe ich es mit Schmerztabletten probiert, aber es hat leider alles nichts genutzt.

> Themenwechsel: Ihre Zeit im Löwenrudel neigt sich dem Ende entgegen. Wie schwer fällt der Abschied?

Unglaublich schwer. Von Tag zu Tag wird der Schmerz größer. Man spürt einfach, dass es zu Ende geht. Gerade, wenn man die vielen tollen Menschen trifft, die man hier kennenlernen durfte. Ich werde diesen Verein und alles Drumherum sehr, sehr vermissen.

> Auch der Umzug wird stressig…

Er war stressig. Es ist längst alles in Polen. Momentan wohne ich noch bei meiner Schwester, die in Bretten lebt. Hart war das Ganze insbesondere für meinen kleinen Sohn: Er hat es einfach nicht verstanden, dass er weg muss und nicht mehr in seinen Kindergarten kann.

> Es war eine aufregende Zeit. Was waren die schönsten Momente in den letzten sechs Jahren?

Die diesjährigen Erfolge in der Champions League, die vielen Final-Four-Teilnahmen in Hamburg und natürlich die Spiele gegen die großen Gegner in einer ausverkauften SAP Arena. Super Erlebnisse waren das, bei denen ich Gänsehaut hatte.

> Nur zu einem Pokal hat es nie gereicht, außer der Trophäe zum Welthandballer natürlich…

Leider! Wir waren häufig so nah dran. Ich hätte mir für diesen Klub so sehr einen Titel gewünscht. Aber ich bin mir sicher, dass man hier auf lange Sicht Erfolg haben wird. Ich wünsche den Jungs, die teilweise ja noch ganz jung sind, jedenfalls alles Gute. Und drücke ihnen aus Polen fest die Daumen. Leider reicht die Zeit nicht mehr zu einer Abschiedsparty.

> Apropos Polen, in Kielce beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Mit welchen Zielen startet Kasa Szmal dort?

Ich möchte mich auch dort weiterentwickeln. Klar, die Liga ist deutlich schwächer als die Bundesliga, aber ich werde das durch harte Trainingseinheiten kompensieren. Geschenkt werde ich dort nichts bekommen. Ich komme als vermeintlicher Superstar, muss mich jedoch wieder aufs Neue beweisen.

Von Daniel Hund

 01.06.2011