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Schmid dreht erst spät auf

Löwen gewinnen bei der HSG Wetzlar

Die Rhein-Neckar Löwen haben die Tabellenführung der DKB Handball Bundesliga zurückerobert. Durch einen hart umkämpften 23:19 (10:11) Erfolg bei der HSG Wetzlar tauschten die Badener mit der SG Flensburg-Handewitt wieder die Plätze, die Norddeutschen hatten nach dem gestrigen Kantersieg gegen den ThSV Eisenach für eine Nacht die Tabellenführung übernommen. Zwei Spieltag vor dem Saisonende haben die Löwen nun wieder einen Punkt Vorsprung auf Flensburg, in Mittelhessen nahm der Tabellenführer zudem wohl die größte noch ausstehende Hürde auf dem Weg zur ersten Deutschen Meisterschaft, auch weil Spielmacher Andy Schmid mit unbändigem Siegeswillen in der Schlussphase des Spiels der Partie seinen Stempel aufdrückte und zum Matchwinner wurde.

In einer packenden Begegnung, die über weite Strecken ausgeglichen verlief und ganz im Zeichen von zwei starken Abwehrreihen und ausgezeichneten Torhütern stand, setzten sich die Löwen, angetrieben von Schmid, erst gegen Ende der Partie entscheident ab.  

Die Mittelhessen, die in der letzten Saison mit einem 31:27- Erfolg den Gästen den Traum vom Titel zerstörten, spielten mit den Löwen lange Zeit auf Augenhöhe und kamen, gestützt auf einen überragenden Andreas Wolff im Tor, mit einem 6:1-Lauf zur 11:10-Pausenführung. Auch nach dem Wechsel ließ Wolff die Löwen lange zittern, ehe Spielmacher Andy Schmid nach dem 15:15  (44.) die Partie quasi im Alleingang entschied. Von den letzten neun Toren zum 19:23-Endstand warf der Regisseur sieben Treffer.

In der mit 4421 Zuschauern zum zehnten Mal ausverkauften Wetzlarer Rittal-Arena ließen sich die Wetzlarer in der ersten Halbzeit von den Löwen nicht abschütteln, lagen zwischenzeitlich schon mit drei Toren zurück (6:9) und gingen zur Pause beim 11:10 erstmals in Führung. Nach Wiederbeginn gelang den Gästen  eine rasche 14:12-Führung. Doch noch immer fehlte den Löwen-Aktionen der Spielwitz, der Überraschungsmoment  und das Tempo, um mit der ersten oder zweiten Welle auch einmal zu einfachen Toren zu kommen. Rekordtorschütze Uwe Gensheimer kam am Ende nur zu drei Toren vom Siebenmeterpunkt.

Auch nach dem 17:16 ( Jannik Kohlbacher, 48.) schnupperten die Mittelhessen an der Sensation, doch Maximilian Holst traf nur die Latte des Löwen-Tores. Die Begegnung blieb eng, auch weil Wetzlar auf Ferraz verzichten musste, der wegen einer Auseinandersetzung mit Uwe Gensheimer  in der 48. Minute die rote Karte zu sehen bekam. In den letzten zehn Minuten kam dann die Gala-Show von Löwen-Regisseur Andy Schmid, dem zuvor kaum entscheidende Akzente gelungen waren.

 „Wir haben erst sehr spät das Spiel in den Griff bekommen. Entscheidend war, dass unsere Abwehr Weltklasseformat hatte und Andy die Wende herbeiführte“, urteilte Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen, während Kollege Kai Wandschneider meinte: „Ein Top-Spieler wie Andy Schmid hat ein Top-Spiel entschieden. Beide Mannschaften haben alles in die Waagschale geworfen. Am Ende ist uns etwas die Puste ausgegangen. Jetzt drücken wir den Löwen wirklich die Daumen für den Meistertitel, diese Truppe hätte es einfach mal verdient. Wir können uns nichts nachsagen lassen, wir haben wirklich alles gegeben und den Tabellenführer heute sehr lange geärgert.“ Für Uwe Gensheimer war wichtig, „dass wir am Ende doch noch die zwei Punkte mitnehmen konnten“. Auch Patrick Groetzki sah „ein Spiel mit zwei richtig guten Abwehrreihen und zwei starken Torhütern, wobei  wir am Ende den längeren Atem und Andy hatten“. Wetzlars  Maximilian Holst fand die Partie zwar „toll und packend, doch weil wir viele klare Chancen nicht nutzten, war heute eigentlich mehr drin“.

HSG Wetzlar – Rhein-Neckar Löwen 19:23 (11:10)

HSG Wetzlar: Wolff (15 Paraden), N. Weber (n.e.); Prieto, Lipovina (2), Rompf (1), Ferraz, Holst (6/3), Fäth (4), Hahn, Joli, Klesniks, Kohlbacher (4), Mirkulovski (2), Laudt.

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (13 Paraden), Ristovski (bei zwei Siebenmetern);Schmid (7), Gensheimer (3/3), Kneer (n.e.), Baena Gonzales, Larsen (1), Pekeler (2), Groetzki (2), Reinkind, Guardiola, Petersson (3), Ekdahl Du Rietz (5), Steinhauser.

Trainer: Kai Wandschneider – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Grobe / Kinzel (Braunschweig)

Zuschauer: 4421 (ausverkauft)

Zeitstrafen: 8 Min. : 2 Min. ( Laudt/zwei, Ferraz, Rompf – Ekdahl Du Rietz)

Rote Karte: Ferraz (48.)

Siebenmeter: 3/3 : 3/3.

Spielfilm: 0:2 (5.), 4:6 (20.), 6:9 (25.), 11:10 (HZ), 12:13 (35.), 16:15 (45.), 17:19 (55.), 19:23 (EN)

Beste Spieler: Wolff, Kohlbacher – Appelgren, Schmid

Bilder: René Vigneron