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Schmid Gala in der SAP Arena

Löwen schlagen den VfL Gummersbach

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Freitagabend den VfL Gummersbach mit 31:22 (14:15) besiegt. Die Badener hatten vor 8432 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena allerdings eine Halbzeit lang Probleme mit den Oberbergischen, brannten in der zweiten Hälfte aber ein Handball-Feuerwerk ab und überrannten die Gäste förmlich. Die Gelbhemden verteidigten durch den Erfolg ihren Platz an der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Die Löwen liegen nun nach 17 von 34 Spieltagen vier Punkte vor dem deutschen Meister THW Kiel und fünf Zähler vor der SG Flensburg-Handewitt.

Wenn die Rhein-Neckar Löwen in einem Spiel am Ende ungefähr 20 Gegentore kassiert haben, weisen die Spieler und Offiziellen der Badener stets darauf hin, dass dies eine gute Defensivleistung gewesen sei. Wenn die Rhein-Neckar Löwen aber nach den ersten 30 Spielminuten bereits 15 Gegentore kassiert haben, dann ist klar, die Abwehrleistung in der ersten Halbzeit kann bis dahin nicht besonders gut gewesen sein. Gegen den VfL Gummersbach war sie im ersten Durchgang alles andere als gut. Egal ob in der 5:1-Deckung oder der 6:0-Variante, die Spieler der Gastgeber waren nicht flink genug auf den Beinen. Die Gummersbacher fanden immer wieder Lücken im eigentlich besten Abwehrverbund der Bundesliga, kamen immer wieder direkt am Kreis zu freien Würfen und Treffern.

Zudem bekamen die Gäste im ersten Durchgang vier Siebenmeter zugesprochen, die Raul Santos alle verwandelte. Zwei Tempogegenstöße, jeweils nach Fehlern der Löwen im Spielaufbau, nutzen die Oberbergischen ebenfalls zu Treffern. Löwen-Torwart Mikael Appelgren wehrte bis kurz vor dem Pausenpfiff sechs Bälle ab, musste aber kurz vor dem Wechsel für Borko Ristovski weichen.

Die Offensive der Löwen bestand bis zum Seitenwechsel eigentlich nur aus einem Spieler: Andy Schmid. Der Spielmacher der Löwen erzielte bis zur Pause acht Tore (darunter zwei Siebenmeter) und damit mehr als die Hälfte der Treffer der Löwen (14). Der Schweizer suchte immer wieder Lücken im Abwehrverbund der Gummersbacher und fand sie auch. Er ging dahin, wo es wehtat – und wurde dafür belohnt, erzielte sogar einen Treffer per Kempatrick nach klasse Zuspiel von Patrick Groetzki. Außer dem „dritten Torwart“, wie ihn Hallensprecher Kevin Gerwin nach seiner Glanztat von Flensburg vorstellte, kam im Angriff allerdings kein Spieler der Löwen an seine Normalform heran. „Wir haben nicht so ins Spiel gefunden, da hat uns Andy alleine am Leben gehalten“, meinte Löwen-Manager Lars Lamadé. Die Probleme in der ersten Hälfte mögen auch am Fehlen des verletzten Harald Reinkind und an den vielen Umstellungen im Rückraum gelegen haben, da Alexander Petersson im ersten Durchgang gleich zwei Zwei-Minuten-Strafen kassierte und anschließend viel auf der Bank saß. Von Kim Ekdahl du Rietz und Mads Mensah (Jacobsen: „In der zweiten Halbzeit hat er sehr gut gespielt“) ging bis dahin wenig Gefahr aus.

Die Löwen gerieten früh in Rückstand (1:4/6.), konnten beim 5:5 (12.) zwar wieder ausgleichen. In der Folge lagen sie aber teilweise mit drei Toren im Rückstand, obwohl sie gleich fünfmal in Überzahl agierten (bei zwei Unterzahlsituationen). Aber erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs konnten die Gastgeber wieder bis auf einen Treffer verkürzen.

Kurz nach der Pause folgte dann die entscheidende Phase. Schmid glich zum 16:16 aus, du Rietz erzielte nach 34 Spielminuten die erste Löwen-Führung der Begegnung. Dann musste Hendrik Pekeler für zwei Minuten raus, doch Gensheimer erhöhte auf 18:16. Nach einer Zeitstrafe gegen Groetzki waren die Gastgeber sogar 22 Sekunden in doppelter Unterzahl, doch Santos traf nur die Latte, im Gegenzug erhöhte Larsen auf 19:16 (38.). Und als Schmid nach 40 Spielminuten per Tempogegenstoß zum 21:17 traf, war klar, in welche Richtung das Spiel führen würde.

Die Löwen waren in dieser zweiten Halbzeit mit Elan, mit Leidenschaft gestartet. Man merkte, der Tabellenführer war nicht gewillt einen oder zwei Punkte abzugeben. „In der ersten Hälfte haben wir nicht gut gespielt, in der zweiten dann 100 Prozent gegeben. Uns ist es gelungen, den Schalter umzulegen“, sagte Schmid. Die Abwehr stand nun viel sicherer, die Gäste mussten nun viel härter für ihre Tore arbeiten. Immer öfter landeten die Wurfversuche der Gummersbacher neben dem Tor oder in den Händen von Ristovski. „Die Abwehr hat mich sehr gut unterstützt“, lobte der Neuzugang der Löwen und ehemalige Spieler des VfL. „Wir haben in der Abwehr defensiver gespielt, Guardiola und Pekeler haben das gut gemacht, Gummersbach musste mehr aus dem Rückraum werfen, Borko konnte sich auszeichnen“, so Jacobsen.

Und im Angriff war zwar Schmid (Jacobsen: „Andy hat ein überragendes Spiel abgeliefert“), der insgesamt auf 14 Treffer kam, weiterhin Dreh- und Angelpunkt des Löwenspiels. Aber nun übernahmen auch seine Mitspieler mehr Verantwortung. „Durch die verbesserte Abwehrleistung sind uns mehr einfache Tore gelungen“, sagte Schmid. Die Löwen trafen endlich auch per Tempogegenstoß.

Vom 16:16 ab gelang den Badenern ein 11:2-Lauf, in dieser Phase überrannten die Löwen die Gäste förmlich: Auf eine Parade von Ristovski, der am Ende elf gehaltene Bälle verzeichnete, folgte meist ein Treffer der Löwen. Wenn man die Löwen nun spielen sah, konnte man sich gar nicht vorstellen, dass sie ein paar Minuten davor noch einem Rückstand hinterher gerannt waren.

Nach dem 28:19 (51.), dem höchsten Vorsprung der Löwen, wechselte Jacobsen durch, Stefan Sigurmannsson und Marius Steinhauser bekamen ihre Einsatzzeiten. Die Gastgeber konnten ihren Vorsprung trotzdem halten und hatten, trotz einer schlechten ersten Hälfte, am Ende mit 22 nicht viel mehr als jene 20 Gegentoren kassiert, die stets als Ziel ausgegeben werden. Die zweite Hälfte hatten die Badener mit 17:7 gewonnen.

 

Rhein-Neckar Löwen – VfL Gummersbach 31:22 (14:15)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski (für einen Siebenmeter, ab 29.) –  Schmid (14/2), Gensheimer (4/1), Kneer (n.e.), Sigurmannsson, Baena Gonzalez (3), Larsen (3), Guardiola, Steinhauser (1), Groetzki (1), Ekdahl du Rietz (2), Pekeler (1), Petersson (2)

VfL Gummersbach: Lichtlein, Puhle (ab 48.) – Schroeter, Ernst (2), Kühn (3), Persson (2), Pevnov (2), Zufelde, Jonsson, von Gruchalla (3), Becker (1), Schröder (2), Santos (7/5)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Emir Kurtagic

Schiedsrichter: Geipel/Helbig

Zuschauer: 8432

Strafminuten: 10/10

Siebenmeter: 5/3 – 6/5

Gensheimer scheitert an Lichtlein

Schmid scheitert am Pfosten

Santos scheitert an der Latte

Zeitstrafen:  Petersson (4), Pekeler (2), Groetzki (2), Du Rietz (2) – Kühn (4), Schröder (2), Becker (2), Santos (2) 

Rote Karte:

Spielfilm: 1:4 (6.), 5:5 (12.), 6:8 (15.), 7:10 (19.), 10:12 (25.), 14:15 (Hz.), 18:16 (37.), 21:17 (40.), 23:18 (46.), 27:18 (52.), 30:22 (Ende)

Beste Spieler: Schmid, Rostovski – Santos.