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Schmid Gala überstrahlt Löwen-Festival

Löwen deklassieren Melsungen und sind neuer Tabellenführer

Es hätte nur ein Sieg mit zwei Toren Unterschied sein brauchen, um an die Tabellenspitze der DKB-Handball-Bundesliga zurückzukehren. Doch mit einer Handballdemonstration allererster Güte entzauberten die Rhein-Neckar Löwen vor 9.154 Zuschauer in der SAP-Arena am gestrigen Abend die hoch eingeschätzte MT Melsungen beim 34:24 (16:12)-Erfolg mit zehn Toren Differenz und zogen damit wieder am THW Kiel im Klassement vorbei. Die Partie gegen die Nordhessen wurde bestimmt von einem überragend aufspielenden Andy Schmid, der als Spielgestalter und Torjäger zugleich auftrumpfte, dreizehn (!) Treffern erzielte und in keiner Phase der Begegnung von der MT-Defensive gestoppt werden konnte. Ebenfalls in Bestform Mikael Appelgren im Löwentor, der mit 19 Paraden die Gäste schier zur Verzweiflung brachte

Klare Patente servierten die Löwen von Beginn an ihrem Publikum und der Truppe von MT-Coach „Schorle“ Roth.  Es waren nämlich noch keine fünf Minuten vergangen, da führten die Gelbhemden durch einen Blitzstart mit Treffern von Andy Schmid, Mads Mensah und Uwe Gensheimer 3:0. Dabei profitierten sie allerdings auch von den technischen Fehlern der Melsunger Turnerschaft, die ohne ihren an der Hand verletzten etatmäßigen Torhüter Johan Sjöstrand antreten mussten. Rene Villadsen im MT-Tor bekam zunächst keine Chance sich auszuzeichnen, denn die wie entfesselt aufspielenden Gastgeber erarbeiteten sich immer wieder freie Wurfchancen. Dafür setzte die MT-Offensive nach und nach Nadelstiche in die Abwehr der Löwen. Mit zwei Kreisläufern –  Mittelmann Timm Schneider löste stets zu Felix Danner an die sechs-Meter-Linie auf – und unter Verzicht auf den Linksaußen sollten Lücken in die Löwen-Defensive geschaffen werden.

Die Roth’sche Taktik ging auch auf, denn immer wieder meldeten sich die MT-Rückraumschützen zu Wort, sodass bis zum 11:8 (20.) der Drei-Tore-Vorsprung der Anfangsphase Bestand hatte. Doch mit zunehmender Spielzeit machte sich das Fehlen von Johan Sjöstrand im MT-Gehäuse immer mehr bemerkbar. Vertreter Rene Villadsen wurde öfters kalt erwischt oder auch von seinen Vorderleuten im Stich gelassen, sodass bereits beim 15:10 (Andy Schmids 5. Treffer, 28.) die Weichen von den Löwen auf Sieg gestellt wurden. Was im ersten Durchgang so prächtig auf die Platte gespielt wurde, das erreichte in den zweiten dreißig Minuten eine nicht mehr erwartete Steigerung. Angetriebene von dem Handball-Phänomen Andy Schmid deklassierten die Badener nun den Tabellenvierten. Für Schadensbegrenzung bei der MT sorgte der ab der 34. Minute eingewechselte dritte Torhüter Maurice Paske. Der 21-jährige aus der Oberligamannschaft der Nordhessen parierte immerhin sieben Bälle, konnte aber auch nicht verhindern, dass die Hausherren nach dem Motto „Jeder Wurf ein Treffer“ sich in ein Rausch spielten. „Timm Schneider hatte heute keinen guten Tag, auch Patrik Fahlgren konnte unserem Spiel keine Impulse geben, während die Aktionen von Philipp und Michael Müller zu sehr vom Kampf geprägt waren“, meinte später Michael Roth zu der fehlenden Durchschlagskraft seines Rückraumes.

Da auch die 5:1-Abwehrformation mit Marino Maric als „Speerspitze“ und danach die versetzte 5:1 von Jeffrey Boomhouwer gegen Andy Schmid überhaupt nicht funktionierte (Michael Roth ironisch: „Die 5:1-Taktik ging voll auf, das sieht man an den 13 Toren von Andy“), begeisterten die Löwen ihr Publikum mit herrlichen Kombinationen, prächtigen Toren und herausragenden Einzelleistungen. So war Andy Schmid überhaupt nicht zu stoppen. Seinen sechs Toren in der ersten Halbzeit ließ der Schweizer weitere sieben nach der Pause folgen  – eines schöner als das andere. Über die Stationen 20:16 (38.) und 25:17 (48.) schraubten die Hausherren den Zwischenstand auf 30:21 (Uwe Gensheimer, 54.). Als dann noch Melsungen einen Kempa-Treffer von Andy Schmid auf Vorlage von Patrick Groetzki zum 33:24 eingeschenkt bekam, wollte der Jubel in der SAP nicht enden. Fünf Sekunden vor dem Ende blieb es Uwe Gensheimer vorbehalten, für den 34:24-Endstand zu sorgen.

„Wir sind kein Spitzenteam, sondern nur eine gute Mannschaft. Aber auch das waren wir heute nicht“, erkannte MT-Übungsleiter Michael Roth die deklassierende Niederlage an und fügte hinzu: „Unser Ziel wird es sein, den vierten Platz in der Tabell zu verteidigen“. Für  Nikolaj Jacobsen lag der Schlüssel zum Erfolg in einer starken Abwehrleistung nach der Pause. „Unser Rückraum mit Mads, Andy und Kim hat heute toll harmoniert, und auch Uwe hat zu seiner alten Form zurückgefunden“, teilte der Löwen-Coach viel Lob aus.

 

Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 34:24 (16:12)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski; Schmid (13), Gensheimer (9/4), Kneer, Sigurmannsson, Baena, Mensah (5), Pekeler, Groetzki (3), Reinkind (1), Guardiola, Petersson, Ekdahl du Rietz (3)

MT Melsungen: Paske, Villadsen; Maric (2), Sellin (4/2), Fahlgren (2), Forstbauer, Hildebrand, Danner (2), P. Müller (2), Boomhouwer (1), Rnic (2), Schneider (2), Vuckovic (1), M. Müller (6)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Michael Roth

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies

Zeitstrafen: 6 – 4

Zuschauer: 9154

Siebenmeter: 4/4 – 2/2

Strafminuten: Mensah (2), Pekeler (4), Groetzki (2), Guardiola (2), Ekdahl du Rietz (2) – Danner (2), P. Müller (2), M. Müller (4)

Beste Spieler: Schmid, Appelgren – M. Müller