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Schmid und Taleski führen Löwen zu Wahnsinns-Comeback

30:24-Sieg nach 11:17-Rückstand gegen starken VfL Gummersbach

Mikael Appelgren (links) und Andy Schmid feiern den Sieg.Mit sechs Toren lagen sie hinten, am Ende gewannen sie mit sechs Toren Vorsprung: Mit einer Aufholjagd für das Geschichtsbuch dieser Saison haben die Rhein-Neckar Löwen eine Blamage abgewendet und am Ende ihr Heimspiel gegen den VfL Gummersbach sogar noch deutlich mit 30:24 (10:14) gewonnen. Dabei lief die Partie des 8. Spieltages der DKB Handball-Bundesliga lange überhaupt nicht gut aus Löwen-Sicht, tat sich der DHB-Pokalsieger unfassbar schwer gegen tapfer und klug agierende Gummersbacher. Andy Schmid mit elf Toren und Filip Taleski mit fünf Treffern alleine in der zweiten Halbzeit führten die Mannheimer zum wichtigen Punkte-Doppelpack.

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen zog ein differenziertes Fazit: „Gummersbach war lange die bessere Mannschaft. Carsten Lichtlein hat super gehalten. Die Umstellung in der Abwehr auf 5:1 war sehr wichtig, da hat der VfL ein paar Bälle leicht weggegeben. So sind wir ins Laufen gekommen. Filip hat seine Sache sehr gut gemacht, genauso wie Andy Schmid und Alex Petersson. Ich weiß trotzdem nicht, ob das heute verdient war. Da war bestimmt auch eine gute Portion Glück dabei.“ VfL-Coach Denis Bahtijarevic sah es ähnlich: „Wir haben lange sehr gut gespielt, uns dann selbst geschlagen. Das lag auch an der Kraft, aber auch an der Umstellung der Löwen auf 5:1-Abwehr. Das haben sie sehr gut gemacht.“

Löwen machen Lichtlein stark

Alex Petersson machte ein starkes Spiel. Auf die Platte: Gleich im ersten Angriff machen die Löwen Gummersbachs Carsten Lichtlein stark. Steffen Fäth kommt völlig frei zum Wurf, schießt den VfL-Keeper ohne Not an. Pouya im Gegenzug besorgt das 0:1. Mads Mensah versucht sich an Lichtlein – scheitert ebenfalls. Keine 30 Sekunden später darf der Löwen-Halblinke noch einmal und macht es wieder nicht besser. Marvin Sommer erhöht auf der Gegenseite auf 0:2. Der Fehlstart ist perfekt, die Unruhe in den Löwen-Reihen. In der 5. Minute legt Lichtlein die dritte Parade gegen Mensah nach, Ivan Martinovic stellt für Gummersbach auf 1:4, kurz darauf auf 2:6 (10.).

Löwen-Coach Jacobsen wird es zu bunt, er zückt die grüne Auszeitkarte. Personell reagiert er mit der Hereinnahme von Alex Petersson, der bis dahin in dieser Woche noch nicht einmal auf dem Feld gestanden und wegen einer hartnäckigen Erkältung nicht trainiert hatte. Auf den Isländer ist dennoch Verlass. Drei Minuten nach seiner Einwechslung macht „Lexi“ sein erstes Tor. Da steht es allerdings schon 3:8 aus Löwen-Sicht, ist aus dem Fehlstart eine echte Spielkrise geworden. Das liegt zum einen an der gegen die Halben von Gummersbach viel zu zaghaft agierenden Abwehr, zum anderen an den zu unplatzierten Abschlüssen, die Carsten Lichtlein immer stärker machen. Nach einer Viertelstunde ist die Wurfquote der Löwen erbärmlich, die Fangquote des Ex-Nationalkeepers weit über 50 Prozent.

Martinovic nicht zu stoppen

Andy Schmid drehte in Durchgang zwei auf. Jacobsen reagiert weiter personell, bringt Jannik Kohlbacher am Kreis für Nielsen – und versucht es kurz mit dem siebten Feldspieler. Weil aber auch das keine nachhaltige Wirkung erzielt, die Löwen nicht näherkommen als auf 7:11 und Lösungen in der Offensive nach wie vor zu selten gelingen, stellt der Däne wieder um. Als Gedeon Guardiola in der Abwehr zwei Blocks in Folge lautstark feiert, keimt Hoffnung auf, dass die Löwen doch noch die Kurve kriegen. In Bezug auf den VfL-Halbrechten Ivan Martinovic gilt das allerdings nicht. Ohne große Gegenwehr schweißt er mit seinem siebten Treffer das 9:13 in die Maschen des Löwen-Tores. Zur Halbzeit steht es 10:14. Aus Sicht der Gelben ist das eine extreme Ernüchterung und der Auftrag, in Durchgang zwei dringend deutlich zuzulegen.

Kurz vor dem Anpfiff zur zweiten Runde machen sich die Löwen noch einmal heiß, schwört Jacobsen seine Jungs auf die Aufholjagd ein. Auf den Rängen kam schon in der ersten Halbzeit die laute Anfeuerung, jetzt wird es noch einmal richtig laut in der SAP Arena. Mit Patrick Groetzki und Mikael Appelgren soll die Wende gelingen. Zunächst aber ist davon nichts zu sehen. Der überragende Martinovic stellt nach 34 Minuten auf 11:17, als Jacobsen den Schachzug des Spieles bringt: Filip Taleski darf für Steffen Fäth ran – und wird zum X-Faktor. Beim 13:18 erzielt er sein erstes Tor, legt das 14:18 direkt nach. Auch Appelgren meldet sich an, feiert seine erste Parade und leitet damit die Wende ein.

Der Captain dreht auf, Taleski auch

Filip Taleski war der X-Faktor der Löwen. Jetzt dreht der Captain auf. Andy Schmid mit seinem unnachahmlichen Zug in der ersten Welle macht das 15:18, das 16:18 und auch das 17:18 – der Anschluss ist geschafft. Kurz danach schafft Taleski den Ausgleich und beim 20:19 in der 43. Minute die erste Führung der Löwen in diesem Spiel. Jetzt haben die Löwen einen Lauf, Gummersbach kommt aus der Negativ-Spirale aus technischen Fehlern und nervösen Abschlüssen nicht mehr heraus. Das liegt auch an der Umstellung der Löwen auf 5:1-Abwehr, in der Jesper Nielsen stark auf der Spitze und hinter ihm Guardiola bombig vor dem Kreis verteidigt. Wieder Schmid besorgt das 21:19, Kohlbacher das 22:19 (47.). Taleski mit einem Steal und dem Abschluss zum 25:20 sorgt sieben Minuten vor dem Ende für die Vorentscheidung. Als Appelgren mit seinem Treffer ins leere Tor den 30:24-Endstand herstellt, toben die Fans in der SAP Arena. Ein Wahnsinns-Comeback, das mit den Spielern ausgiebig gefeiert wird.

Rhein-Neckar Löwen – VfL Gummersbach  30:24 (10:14)

Löwen: Palicka, Appelgren (1) – Schmid (11), Lipovina, Sigurdsson, Radivojevic (1), Tollbring (1), Mensah (1), Fäth (1), Groetzki, Taleski (5), Guardiola, Petersson (5), Nielsen, Kohlbacher (4)

Gummersbach: Lichtlein, Puhle – Schröter (2), Dayan, Martinovic (12/6), Vukovic, Sommer (3), Köpp (1), Villgrattner, Stüber, Becker, Preuss (4), Pouya Norouzi (2), Busch

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Denis Bahtijarevic

Schiedsrichter: Peter Behrens / Marc Fasthoff

Zuschauer: 5258

Strafminuten: Schmid (2), Petersson (2) – Preuss (4)

Siebenmeter: 0/2 – 6/6

Löwen: Lichtlein hält Siebenmeter von Schmid (23.), Tollbring wirft Siebenmeter an die Latte (53.)

Spielfilm: 0:1, 0:2, 1:2, 1:4, 2:4, 2:6, 2:8, 4:8, 5:9, 6:10, 8:11, 9:14, 10:14 (HZ), 10:15, 11:17, 12:17, 14:18, 16:18, 18:18, 18:19, 19:19, 21:19, 22:19, 22:20, 24:20, 25:20, 26:22, 27:23, 28:24, 30:24 (EN)