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Schnell den Kopf frei bekommen
Heidelberg. Jeder kennt sie und niemand mag sie: diese Nächte, in denen man einfach nicht einschlafen kann. Man dreht sich nach links, dann wieder nach rechts. Zwei Kissen, nein, besser gleich drei. Und alles wieder von vorne. Manchmal kann es Stunden dauern, bis es endlich klappt mit dem Schlaf. Gerade dann, wenn der Kopf nicht zur Ruhe kommt, wenn er das verarbeitet, was tagsüber so alles passiert ist. Und manchmal passiert eben viel. Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, erlebte von Sonntag auf Montag wohl so eine schlaflose Nacht. Eine, in der das Scheitern beim Qualifikationsturnier zur Champions League in Kielce nochmals nachwirkte.
Details wollte er gestern keine Preis geben. Doch ein herzhaftes Gähnen – und das um die Mittagszeit – verriet ihn. Da saß er schon wieder an seinem Schreibtisch in der Geschäftsstelle, überlegte, erledigte das, was am Wochenende, während des Abstechers nach Kielce, liegen geblieben war. Im Hinterkopf hatte er dabei bereits das nächste Spiel, den Bundesliga-Auftakt am Mittwoch um 20.15 Uhr beim TV Großwallstadt. Storm: „Für uns ist ein guter Start in die Liga ganz wichtig. Aber das wird nicht einfach. Ich erwarte einen harten Kampf.“
Und müde Löwen. Denn die letzten Tage hatten es in sich: Zwei Spiele, zwei Mal Verlängerung und dann noch diese Reisestrapazen. Wie auch immer, gestern Mittag versammelte Trainer Gudmundur Gudmundsson seine Handballer wieder im Kronauer Trainingszentrum. Alles drehte sich um Großwallstadt, den Bundesliga-Dino. Storm war nicht dabei. Sicher ist er sich trotzdem: „Spielen wir mit der gleichen Leidenschaft und einer ähnlich geschlossenen Mannschaftsleistung wie in Kielce, können wir beim TVG bestehen.“
Widerspruch zwecklos. Allerdings lief gegen die starken Polen, ganz abgesehen vom letztlichen Scheitern, auch nicht alles rund. Gerade der badische Rückraum muss sich hinterfragen lassen: Lediglich Krzysztof Lijewski kratzte in seiner Heimat an der Normalform. Storm: „Mir hat gefallen, dass er Verantwortung übernimmt – auch wenn das nicht immer belohnt worden ist.“
Börge Lund bekam dazu keine Gelegenheit. Der norwegische Abwehrspezialist schmorte gegen Kielce 60 Minuten auf der Bank. „Er stand im Halbfinale sehr lange auf dem Feld, da habe ich mich gegen ihn entschieden“, verrät Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson. In Großwallstadt wird sich das wohl wieder ändern. Wenn er mental bereit dazu ist – genau das will Gudmi heute Mittag nämlich überprüfen: „Wir werden uns alle zur Analyse zusammensetzen und schauen, dass jeder dieses Negativerlebnis von Kielce aus dem Kopf bekommt.“
Denn auch Großwallstadt kann Handball spielen. Und einer wird wohl besonders motiviert sein: Nationalspieler Steffen Weinhold, der im Sommer bereits auf der Gehaltsliste der Löwen geführt wurde, und dann wieder für Lijewski weichen musste.
Von Daniel Hund