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Gemischte Gefühle bei den Gescheiterten

Kronau/Östringen. Das Auftaktprogramm ist strapaziös. So bleibt den Rhein-Neckar Löwen gar keine Zeit, der verpassten Teilnahme an der Champions League lange nachzutrauern. Ohnehin weiß man beim Handball-Bundesligisten erst in einigen Monaten das Scheitern beim Qualifikationsturnier in Kielce so richtig einzuschätzen. Denn nach der unglücklichen 30:32-Finalniederlage in der Verlängerung gegen den polnischen Gastgeber haben sich die Ballwerfer aus Baden geschworen: „Jetzt wollen wir den EHF-Cup gewinnen.“ Es wäre der auch im Umfeld sehnlichst erhoffte erste Titelgewinn. Und der Weg dorthin erscheint im Vergleich zu Herkulesaufgaben in der Königsklasse als weitaus weniger dornenreich.

Somit trat der Tross der Gelb-Schwarzen die Heimreise mit gemischten Gefühlen an. „Das Leben geht weiter“, sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson zum für diese Saison abgehakten Thema Champions League. Auch Thorsten Storm machte alles andere als einen niedergeschlagenen Eindruck. „Wenn man kurz davor ist, ist man natürlich schon etwas enttäuscht, das Ziel nicht zu erreichen. Man kann das aber so und so sehen. Eigentlich gehören Kielce und wir in die Champions League. Ich war auf beide Fälle eingestellt“, resümiert der Manager.

„Wir haben noch keinen Titel gewonnen. Es wird Zeit.“ Auch bei Storm hat sich im Hinterkopf der Gedanke an die wohl leichter zu lösenden internationalen Aufgaben festgesetzt. Übermütig wird er deswegen nicht. Der EHF-Cup sei bestimmt kein Selbstläufer. „Da geht es schon zur Sache“, verspricht er. Die in Kielce ebenfalls gescheiterten Dunkerque HB und BM Valladolid sowie die Bundesliga-Konkurrenten FA Göppingen und SC Magdeburg fallen dem Manager auf Anhieb ebenfalls als Sieganwärter ein.

Auf 300 000 bis 400 000 Euro beziffert Storm den Gewinn seines Clubs in der Vorsaison in der Champions League, gibt aber zu bedenken, dass die Gruppenphase eher ein Zuschussgeschäft war und sich erst die Final-Four-Teilnahme in klingender Münze auszahlte. Auch deswegen kann er sich mit dem weniger kostenintensiven EHF-Cup durchaus anfreunden. In der dritten Wettbewerbsrunde, die Mitte Oktober ausgetragen wird, steigen die Löwen ein. Die Mannheimer SAP-Arena dürfte dann nicht ihr Spielort sein. „Das machen wir von der Auslosung abhängig“, erklärt Storm, der neben anderen Sportstätten auch die Karlsruher Europahalle in Erwägung zieht.

Zunächst gilt die Konzentration aber dem ersten Bundesliga-Saisonspiel morgen (20.15 Uhr) in Großwallstadt. Trainer Gudmundsson bleibt nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki, die in Kielce laut Storm „Weltklasseleistungen“ zeigten, sowie die ebenfalls mit Lob bedachten Torhüter Goran Stojanovic und Henning Fritz benötigen weniger Anleitung für den Punktspielstart als die Rückraumakteure. „Die Wurfquote war schlecht“, kritisiert Gudmundsson. „Da muss mehr kommen“, ergänzt Storm mit Blick auf Börge Lund. Aber auch Andy Schmid, Michael Müller, Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski und Zarko Sesum hätten ihr Potenzial nicht ausgeschöpft.

Von Edgar Grünvogel