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„Schnell zusammenwachsen“

Löwen empfangen den Aufsteiger ThSV Eisenach

Dem Debakel folgte der Eintrag in die Geschichtsbücher: Es war der 10. Mai 2014, als der chancenlose ThSV Eisenach sein Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen mit 19:42 verlor. Die Machtdemonstration der Badener ist bis heute der höchste Auswärtssieg in der Bundesliga-Historie, wenngleich die Thüringer nicht in den Genuss eines echten Heimvorteils kamen. Sie durften die Begegnung nicht in der heimischen Werner-Aßmann- Halle austragen, sondern mussten aufgrund von Liga-Auflagen ins 126 Kilometer entfernte Coburg umziehen – und schon nahm das Unheil für den ohnehin ersatzgeschwächten Aufsteiger, dessen Abstieg an diesem denkwürdigen Abend auch noch perfekt gemacht wurde, seinen Lauf.

Doch ein Jahr später sind die Handballer vom Fuße der Wartburg zurück im Oberhaus – und diesmal wollen sie länger bleiben. Einen ersten Erfolg feierte der Neuling zumindest schon vor dem ersten Spieltag, denn diesmal wird es für den ThSV „echte Heimspiele“ geben. Durch eine zusätzliche provisorische Tribüne an der zweiten Längsseite gab die HBL-Führungsetage grünes Licht für die über 3000 Zuschauer fassende Werner-Aßmann-Halle. „Das ist sportlich und wirtschaftlich von enormer Bedeutung für uns. Über diese Nachricht habe ich mich während meines Urlaubs am meisten gefreut. Heimspiele in unserer eigenen Arena – das ist wichtig für die Stadt Eisenach, die gesamte Region, unseren Verein, unsere Sponsoren und natürlich unsere Fans“, sagt Trainer und Taktikfuchs Velimir Petkovic, der in seiner Karriere nicht nur viel erlebt, sondern sich auch einen Namen gemacht hat.

Der 59-Jährige, als Spieler 1976 mit RK Borac Banja Luka Europapokalsieger der Landesmeister, etablierte den Aufsteiger HSG Wetzlar von 1998 bis 2004 in der Bundesliga, 2001 gelang sogar der Sprung ins Pokalfinale. Noch erfolgreicher war „Petko“ indes bei Frisch Auf Göppingen, wo er von 2004 bis Dezember 2013 wirkte: 2011 und 2012 gewann der „Vulkan an der Seitenlinie“ mit den Schwaben den EHF-Pokal, hitzige Duelle lieferte er sich während seiner Zeit bei Frisch Auf vor allem immer wieder im baden-württembergischen Derby mit den Rhein-Neckar Löwen. Um den ThSV in der Liga zu halten, hat der Trainer seinen Kader mächtig umgekrempelt. Der Klub vollzog den größten Personalwechsel seiner Geschichte, acht Abgängen stehen neun Zugänge gegenüber. Neu im Bundesligaaufgebot der Wartburgstädter stehen die Torhüter Jan Redwitz (TV Neuhausen), Svetislav Verkic (Tatran Presov) und Marcus Römer (aus dem eigenen Nachwuchs) sowie die Feldspieler um Ex-Löwe Patrik Hruscak (HC Empor Rostock), Dirk Holzner (HG Saarlouis), Tomas Urban (Tatran Presov), Bogdan-Andrei Criciotoui (TSG Friesenheim), Azat Valiullin (Lokomotive Celyabinsk), Olafur Bjarki Ragnarsson (TV Emsdetten) und Dusko Celica (von RK Zagreb). Aus dem eigenen Nachwuchs rückte der 18-jährige Hannes Iffert auf.

„Ich bin davon überzeugt, dass wir gute Leute verpflichtet haben. Für uns alle, die Jungs selbst, den Verein und die riesige Anhängerschar ist es natürlich wichtig, schnell zu einer funktionierenden Mannschaft zusammenzuwachsen“, sagt Petkovic, der vor allem körperlich starke Spieler an die Wartburg lockte: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, Athletik spielt in der Bundesliga eine große Rolle. Wir haben unser Aufgebot im wahrsten Sinne des Wortes vergrößert, gute große und zugleich schnelle Kerle geholt.“ Petkovics Plan für den Klassenerhalt sieht eine stabile Deckung vor, um schnell nach vorn spielen und leichte Tore erzielen zu können. „Verbessern wollen wir unbedingt unser Spiel über die Außen. In der vergangenen Saison haben wir bereits gute Außen gehabt. Um diese erfolgreich in Szene zu setzen, bedarf es der entsprechenden Rückraumspieler. Daran werden wir arbeiten, ebenso an der schnellen Mitte und der zweiten Welle“, hat der Trainer viel vor mit seiner neu formierten Mannschaft, die sich schnell finden muss. Doch im Umbruch sieht der ehemalige Göppinger kein großes Problem: „Neue Spieler zu integrieren, gehörte stets zu meinen Aufgaben. Neue Spieler zu integrieren ist aber nicht die alleinige Aufgabe des Trainers, sondern ebenso der Neuzugänge selbst. Die Sprache, das Sprechen und Hören, spielt eine große Rolle.“

Dass es der ThSV überhaupt so schnell zurück in die Bundesliga geschafft hat, liegt allen voran auch an „Magier“ Petkovic. Im Oktober 2014 heuerte er bei den Thüringern als Nachfolger von Adalsteinn Eyjolfsson an und übernahm eine verunsicherte Mannschaft, die mit 7:9 Punkten einen klassischen Fehlstart hingelegt hatte und schon früh in der Saison das angestrebte Ziel Bundesliga-Rückkehr aus den Augen zu verlieren drohte. „Der erste Platz ist ein bisschen weit weg. 

Richtung Platz drei wollen wir aber schon noch angreifen“, schaltete Petkovic gleich an seinem ersten Arbeitstag in den „Attacke-Modus“ um. Und tatsächlich kletterte der ThSV in der Tabelle immer weiter nach oben, nur noch elf Punkte gaben die Thüringer ab – es gelang in der Abschlusstabelle sogar der Sprung auf Platz zwei. Mit dem Auftaktsieg gegen den TuS N-Lübbecke haben die Thüringer unterdessen direkt am ersten Spieltag ein Ausrufezeichen gesetzt. „Eisenach ist eine unheimlich kampfstarke Truppe, die den Grundstein zum Klassenerhalt natürlich in den Heimspielen legen muss“, weiß Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen um die Qualität des kommenden Gegner. „Wir spielen aber zu Hause, haben unser erstes Spiel in der SAP Arena und nehmen die Favoritenrolle natürlich an“, so der Däne abschließend. Anwurf der Partie gegen die Thüringer ist am morgigen Mittwoch um 19 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Tageskasse der SAP Arena.