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Schwalbes Rezept gegen Magdeburger Turbo-Handball: Zurück, zurück, zurück

Löwen gastieren am 7. Spieltag der LIQUI MOLY HBL bei Topteam SCM

Duelle gegen Magdeburg tun weh.

Spiele in Magdeburg – nicht nur für die Rhein-Neckar Löwen gehören diese zu den absoluten Highlights im Handball-Jahreskalender. Es gibt nicht viele Hallen in Deutschland, die von der Lautstärke, vom Druck und von der Leidenschaft her mit der GETEC Arena konkurrieren können. Eine davon, so viel Anmerkung muss sein, ist die SAP Arena in Mannheim. Umso trauriger, dass die Partie am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, ohne Zuschauer stattfinden muss. Wobei das aus Löwen-Sicht auch einen positiven Effekt hat.

„Für uns ist es sicherlich ein Vorteil, dass keine Fans da sein werden. Denn die sind in Magdeburg ganz sicher ein Faktor – insbesondere in Spitzenspielen“, findet Neu-Löwe Nikolas Katsigiannis. Dass es ihm generell lieber ist, wenn Zuschauer in der Halle sind und Stimmung machen, sei logisch: „Handball lebt von Emotionen. Allein schon das Zuschauen am Fernseher macht weniger Spaß, wenn nichts los ist auf den Tribünen.“ Wenn aber Geisterspiele an der Tagesordnung seien so wie jetzt in der Corona-Pandemie, müsse man damit leben und das Beste daraus machen.

Das Beste für die Löwen in Magdeburg – das können eigentlich nur zwei Punkte sein. Schließlich ist der SCM eine jener Mannschaften, die die Löwen in den vergangenen Jahren überflügelt haben – und die Löwen-Trainer Martin Schwalb gerne bald wieder hinter sich sehen würde. Dabei, so viel will der erfahrene Bundesliga-Coach unterstrichen wissen, handele es sich um eine Mammutaufgabe: „In Magdeburg haben sie ein klares Bild von dem entwickelt, wie sie Handball spielen wollen. Ich habe großen Respekt vor der Art und Weise, wie sie das Spiel verstehen. Diese Philosophie haben sie über Jahre etabliert und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen.“

„In der Abwehr haben sie das, was wir uns noch erarbeiten müssen“

Andy Schmid nimmt es mit Piotr Chrapkowski auf.

SCM-Handball, das bedeutet Tempo, Härte, gemeinsame Arbeit. Und, nicht zuletzt, hohe individuelle Klasse. „In der Abwehr haben sie das, was wir uns erst noch erarbeiten müssen: viele verlässliche Automatismen. Der Innenblock mit Chrapkowski und Musa, das ist für mich mit das Beste, was es in der Bundesliga gibt“, sagt Schwalbe. Attackieren müsse man die Magdeburger verstärkt über die Halbpositionen – zumal man dort mit dem Schweden-Duo Albin Lagergren / Lukas Nilsson sowie dem immer stärker werdenden Romain Lagarde die richtigen Männer dafür hat.

Einen weiteren Knackpunkt sieht der Löwen-Trainer in der eigenen Rückwärtsbewegung. „Zurück, zurück, zurück“ müsse die Devise lauten bei Ballverlust oder Torabschluss, wolle man dem Magdeburger Tempospiel nicht zum Opfer fallen. Denn dass der SCM aufs Gaspedal drücken und versuchen werde, die beiden bitteren Heimniederlagen gegen den Bergischen HC und TVB Stuttgart vergessen zu machen, davon ist Martin Schwalb überzeugt: „Spitzenspiele sind Spitzenspiele. Da muss man niemanden motivieren. Da sind alle heiß.“

Wie heiß Michael Damgaard laufen werde, sei der nächste Schlüsselfaktor, betont der Löwen-Coach. Auch wenn der überragende Rückraummann der Magdeburger zuletzt angeschlagen fehlte und wie Teamkollege Jannick Green bei der dänischen Nationalmannschaft geschont wurde, rechnet Schwalbe erst einmal damit, dass Damgaard dabei sein wird. „Gegen ihn werden wir uns etwas einfallen lassen müssen“, sagt der 57-Jährige. Wohl wissend, dass der SCM über zahlreiche andere Waffen verfügt. Eine, die neu dazu gekommen ist, hat es dem Trainer-Routinier besonders angetan.

Lieber Donnerstag als Mittwoch

Albin Lagergren (links) war 2019 noch gegen die Löwen am Start.

Omar Ingi Magnusson heißt der junge Mann, den die Magdeburger als Ersatz für den zu den Löwen gewechselten Lagergren verpflichtet haben. Der 23-jährige Isländer ist nach Damgaard der aktuell erfolgreichste SCM-Torschütze (25 Tore, davon 15 Siebenmeter) und ein weiteres Beispiel dafür, wie gut und schnell neue Spieler ins bestehende System integriert werden. „Die haben da einfach einen klaren Plan. Am Beispiel von Magnusson sieht man das besonders gut: Er trägt die Magdeburger DNA in sich, ist schnell, stark im Eins-gegen-eins, hat einen guten Wackler und ein hohes Spielverständnis“, sagt Martin Schwalb.

Als glühender Anhänger von Topspielen freut sich der Löwen-Trainer riesig auf das Duell mit dem SCM. Mit einem kleinen, aber durchaus ernstzunehmenden Haken: „Warum dieses Spiel am Mittwoch nach einer Länderspielpause stattfinden muss, das verstehe ich nicht. Warum nicht am Donnerstag, einem regulären Liga-Spieltag? Ausgerechnet jetzt an einem Mittwoch auswärts ran zu müssen, nachdem die Jungs so lange und teilweise auf größeren Reisen unterwegs waren, das finde ich ärgerlich.“

Viele seiner Jungs waren noch am Sonntag im Einsatz mit der Nationalmannschaft, Montag war Rückreisetag, am heutigen Dienstag geht es in den Bus zur Abreise nach Magdeburg. Dass Martin Schwalb diesen Ablauf alles andere als optimal findet, ist nur allzu verständlich. Zumal am Wochenende direkt der nächste Spieltag ansteht, dann mit einem Heimspiel am Samstag gegen den TBV Lemgo Lippe. Fest steht: Die Löwen werden einen langen Atem brauchen, um sich in den kommenden Wochen an der Spitze der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga halten zu können.

Aktuell belegen die Löwen Rang zwei (10:2 Punkte), der SCM steht auf Platz sechs (8:4). Übertragen wird die Partie in Magdeburg im Pay-TV von Sky sowie im Fan-Radio von Löwen-Partner RPR1.