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Sechs Monate musste Gudmundsson warten (RNZ)

Mannheim. Bis anderthalb Stunden vor dem Anpfiff hatte der Trainer noch gar nicht gewusst, wer überhaupt spielen kann. Gudmundur Gudmundsson war in der Klemme, denn viele seiner Löwen hatten sich krank gemeldet oder waren angeschlagen. Doch gerade noch rechtzeitig vor dem Spitzenspiel der Handball-Bundesliga gegen den deutschen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt meldeten sich die wichtigsten Leistungsträger zurück. Regisseur Andy Schmid zum Beispiel. Oder die Rückraumspieler Sergey Gorbok und Kim Ekdahl du Rietz, dazu Abwehrchef Oliver Roggisch. Pech natürlich für die Norddeutschen, denn der Titelkandidat kam beim 29:22 für die Löwen gehörig unter die Räder.

„Ich glaube, das war verdient“, schnaufte Gudmi danach durch, der sich diebisch über diese Revanche freute, nachdem seine Mannschaft im März in Flensburg mit 27:30 verloren hatte. „Sechs Monate habe ich auf dieses Spiel gewartet“, bekannte der Isländer, der sich daher über den beeindruckenden Erfolg ganz besonders freute. „Wir haben eine bärenstarke Abwehr und einen guten Torhüter“, beschrieb er die Stärken seiner Löwen. Und in der Tat hatten sich die Flensburger, immerhin am Tage zuvor als Vizemeister angereist, an der Deckung die Zähne ausgebissen. Mit den Guardiola-Brüdern und Oliver Roggisch stand eine rustikale Schrankwand vor den Gästen. Eiche massiv. Und dahinter mit Niklas Landin noch einen Weltklasse-Keeper.

Bei ihren vier Siegen haben die Kurpfälzer erst 87 Gegentore kassiert. Das macht ihnen derzeit keiner nach. Auch nicht Meister THW Kiel, der nur hauchdünn und in letzter Minute mit 31:30 gegen Gummersbach gewann, nachdem der zwischenzeitliche Rückstand schon acht Tore betragen hatte. Immerhin haben die Löwen nun dank des besseren Torverhältnisses den Meister überholt und stehen an der Tabellenspitze. „Man kommt schwer an unserer Abwehr vorbei“, schmunzelte daher auch Manager Thorsten Storm. Von der Meisterschaft wollte dennoch niemand aus dem Löwenrudel reden. „Wir schauen weiter von Spiel zu Spiel“, sagte Storm und erinnerte daran, dass die Löwen nun vor vier schweren Auswärtsspielen stehen. Bereits am Samstag (20.15 Uhr) beim Landesderby in Göppingen gegen Frisch Auf, dann in Magdeburg, wo Flensburg auch verloren hat, in Hannover-Burgdorf und bei den Berliner Füchsen. Als Schmankerl sozusagen starten die Löwen am kommenden Donnerstag (19 Uhr) in die Champions League. Gegner im St. Leon-Roter Harres ist HC Motor Zaporozhye aus der Ukraine.

Doch bange muss den Löwen nicht vor den Gegnern sein, bangen müssen sie höchstens, dass ihnen das Verletzungspech treu bleiben könnte. Zu dem Team, das gegen Flensburg aufgetrumpft hat, kommt in den nächsten Tagen eine weitere Verstärkung hinzu, denn Nikola Manojlovic, der über Rückenprobleme geklagt hat, kehrt als Abwehrass ins Team zurück, zudem hat Neuzugang Runar Karason im rechten Rückraum angedeutet, wie wichtig er noch sein könnte. Denn gerade, als die Löwen Probleme bekamen, und Flensburg bis auf zwei Tore verkürzt hatte, fasste sich der isländische Nationalspieler ein Herz und steuerte noch drei wichtige Treffer bei. „Karason kommt rein und schießt entscheidende Tore“, freute sich Thorsten Storm. „Und Gorbok kommt von der Bank und kennt seine Aufgaben“, lobte er den zurückgekehrten Halblinken.

Nun gilt es jedoch, die zwei Punkte nicht wieder zu verspielen. Am Samstag in Schwaben zum Beispiel. „Göppingen hat gut gespielt und das ist wichtig“, warnt Gudmundur Gudmundsson, denn das Team von Velimir Petkovic steht nach vier Spieltagen als einziger Bundesligist noch ohne Punkte auf dem letzten Tabellenplatz. „Das macht sie nur noch gefährlicher, so wie ein angeschlagener Boxer“, meint Gudmi. 

Von Daniel Hund