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Selbst Welthandballer Szmal lernt nicht aus

Im Champions-League-Spiel gegen Chambéry können die Rhein-Neckar Löwen heute den dritten Sieg im dritten Spiel einfahren.

Es gibt sie auch im Handball, diese schillernden Persönlichkeiten, die wirklich jeder kennt. Der ehemalige Kieler Nikola Karabatic ist so eine omnipräsente Figur. Oder auch Pascal Hens. Der Mann des HSV Hamburg gilt nicht nur als das Aushängeschild der Nationalmannschaft, sondern auch der gesamten Bundesliga. „Pommes“ wird von den meisten Menschen sofort erkannt. Er ist eben eine große Nummer im internationalen Geschäft, bei ihm stehen die Autogrammjäger Schlange. Medien, Sponsoren und Fans – sie alle buhlen um die Gunst des Rückraumspielers.

Slawomir Szmal lebt dagegen in einer anderen Welt. Er mag es ruhiger, beschaulicher. Der große Trubel ist nichts für den Torwart der Rhein-Neckar Löwen, dabei hätte der Pole mehr Beachtung verdient. Seit Monaten zeigt der Schlussmann herausragende Leistungen, zuletzt wurde er sogar zum Welt-Handballer 2009 gekürt. Ein riesiger Hype um seine Person wurde durch diese Ehrung aber nicht ausgelöst. Szmal stört das keinesfalls. Er macht einfach das, was er schon immer getan hat. Der 32-Jährige stellt sich zwischen die Pfosten, zeigt sensationelle Paraden und lässt anschließend andere über seine Leistung urteilen. Vor wenigen Tagen, nach dem 34:30-Sieg in Lübbecke, kam ihm immerhin ein „ich bin mit mir zufrieden“ über die Lippen.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Szmal redet gerne. Nur nicht über seine Leistung. Er lässt lieber Taten für sich sprechen. „Kasa spielt seit Wochen überragend“, lobt Trainer Gudmundur Gudmundsson den Schlussmann. Der Coach weiß, was er an seinem Torwart hat. Die unumstrittene Nummer eins sei der Pole aber trotzdem nicht, gibt der Isländer zu bedenken: „Henning Fritz hat gegen Hannover gut gespielt. Für mich gibt es keinen Stammtorwart. Ich entscheide aus dem Bauch heraus, wer gegen wen spielt.“

Bauchschmerzen könnte Gudmundsson allerdings bei dem Gedanken daran bekommen, dass Szmal seine letzte Saison bei den Löwen spielt. Im Sommer 2011 wechselt der Vize-Weltmeister von 2007 in seine Heimat zu Vive Kielce. Schon im Dezember unterschrieb er dort einen Vertrag. „Die Torwartposition ist unserer Zukunftsplanung eine große Baustelle. Wir arbeiten an einer Lösung, suchen nach einem Ersatz. Außer Frage steht jedoch, dass Szmals Wechsel eine riesige Lücke reißt“, gibt Gudmundsson zu.

Der Schlussmann selbst glaubt, dass er seine momentanen Leistungen auch dem neuen Torwarttrainer Claes Hellgren zu verdanken hat. „Er macht einen richtig guten Job. Das Training mit ihm hat mir sehr geholfen“, meint Szmal, der der Zusammenarbeit mit dem Schweden zunächst ein wenig skeptisch gegenüberstand. „Ich bin 32 Jahre alt. Und als Hellgren kam, dachte ich, dass mir niemand mehr etwas großartig Neues zeigen kann. Doch da habe ich mich geirrt.“

Was ihm der Torwarttrainer beigebracht hat, will „Kasa“ auch heute (18.45 Uhr/Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim) in der Champions League gegen Chambéry Savoie zeigen. Er brennt auf seinen Einsatz und möchte mit den Löwen etwas erreichen. „Ein Titel wäre schön“, sagt der Pole, „aber wir müssen realistisch bleiben. Es wird schwer, weil wir in allen Wettbewerben auf die besten Mannschaften der Welt treffen.“ Sollte der Traum vom ersten Pokal für die Löwen jedoch wahr werden, würde sich Szmal unsterblich machen. Zumindest in der Metropolregion Rhein-Neckar. Und das würde ihm schon reichen.

Von Marc Stevermüer

 10.10.2010