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SG Flensburg-Handewitt kommt mit Rückenwind zu den Rhein-Neckar-Löwen (RNZ)

Die SG Flensburg-Handewitt will den Rhein-Neckar Löwen am heutigen Mittwoch in der SAP Arena ein Bein stellen – Großer Respekt vor Andy Schmid

Die Augen leuchten bei Ljubomir Vranjes. Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt fährt mit großem Optimismus zum Spitzenspiel zu den Rhein-Neckar Löwen (live auf Sport1) – und mit einem großen Kader. 16 Spieler hat er zur Verfügung, aber nur für 14 ist heute ab 20.15 Uhr Platz auf dem Spielberichtsbogen. „Wann hatte ich im Februar schon einmal die Situation, mit so vielen Spielern planen zu können?“, fragt der 42-Jährige rhetorisch. „Nun gibt es andere taktische Möglichkeiten als noch im letzten Jahr, und die Belastungen kann ich gut verteilen.“

In Schleswig-Holstein ist man guter Dinge, mit einer breiten Bank vielleicht noch ins Titelrennen einzugreifen. „Ich halte daran fest, was ich schon im August prognostiziert habe: Die Meisterschaft wird erst am Ende der Saison entschieden“, sagt SG-Manager Dierk Schmäschke. „Wir kommen mit Rückenwind nach Mannheim“. Der resultiert aus dem jüngsten Landesderby, das die SG eindeutig gegen den THW Kiel dominierte. Das 37:27 in der Champions League war ein Rekord-Ergebnis in der langen Historie des Nordduells. Es signalisierte zugleich, dass die Flensburger gut aus der Europameisterschafts-Pause zurückgekehrt sind.

Zudem feierte die „Hölle Nord“ am Sonntag das Comeback zweier Langzeit-Sorgenkinder: Jim Gottfridsson (Mittelfußbruch) hatte vier Monate gefehlt, Jacob Heinl (Rücken-Beschwerden) gar 14 Monate. „Ich freue mich sehr für Jim und noch mehr für Jacob, weil er nie den Mut verloren und immer gekämpft hat“, gratulierte Kapitän Tobias Karlsson. Neben Anders Zachariassen (Kreuzbandriss) wird wohl nur Kentin Mahé fehlen. Der Franzose hatte sich bei der Europameisterschaft eine Blessur an einem Finger zugezogen und knickte vor wenigen Tagen im Training um. Aber auch ohne ihn befinden sich 16 Mann im Aufgebot.

Das klare 25:32 aus dem Hinspiel dürfte die Motivation zusätzlich befeuern. „Wir fahren mit Revanche-Gelüsten gen Süden“, glaubt das zuletzt auftrumpfende Rückraum-Ass Rasmus Lauge. „Wir wissen zudem, dass wir uns auch auswärts nicht zu verstecken brauchen.“ Sein Team hat in fremden Hallen bislang nur einmal – in Wetzlar – verloren und hat die beste Auswärtsbilanz aller Erstligisten. Ein anderes statistisches Detail hat eher desillusorischen Charakter: Seit März 2013 haben die Flensburger keine Bundesliga-Partie mehr gegen die Mannheimer gewonnen. Ljubomir Vranjes lässt dieser Rückblick kalt. Er kontert: „Und wann haben wir zum letzten Mal im DHB-Pokal gegen die Löwen verloren?“

Der Coach hatte sich noch am Sonntagabend, im Rausch des Derby-Triumphs („sehr gute Leistungen in allen Mannschaftsteilen“), an seinen Schreibtisch gesetzt und damit angefangen, den kommenden Gegner zu analysieren. „Die Löwen haben einen Flow, man sieht, dass der Kern der Löwen schon seit Jahren zusammenspielt“, erklärt Ljubomir Vranjes. Nahezu ins Schwärmen gerät der Schwede, wenn der Name Andy Schmid fällt. „Er ist der beste Handballer in Europa, ja auf der Welt“, so der Trainer. „Er ruft nicht nur ein Mal eine fantastische Leistung ab, sondern 20 Mal. Vielen ist das vielleicht nicht so bewusst, weil er Schweizer ist und deshalb nicht bei den internationalen Großturnieren zu bewundern ist.“ Lässt sich Andy Schmid mit einem taktischen Winkelzug ausschalten? Ljubomir Vranjes äußert sich zurückhaltend: „Das haben schon viele versucht, geschafft hat es so richtig noch keiner.“ Im breiten Kader der Flensburger schlummern vielleicht Möglichkeiten…

Von Jan Kirschner