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Sich quälen. Aber mit Spaß!
Die Rhein-Neckar Löwen starten in den heißen Teil der Saison-Vorbereitung
Da sitzen sie. Wieder einmal. Auf den Bänken in der Handballhalle. Nach dem Trainingslager Anfang August zum Abschluss der ersten Vorbereitungsphase hatten die Spieler der Rhein-Neckar Löwen knapp zehn Tage „frei“, sprich ein paar trainingsfreie Tage mit individuellem Beschäftigungsprogramm. Nun, an diesem Montag in Kronau, endet diese letzte Verschnaufpause. Ab jetzt geht es richtig los. Das Ziel: Grundlagen schaffen für eine extrem lange und harte Handball-Saison.
Klaus Gärtner, Co-Trainer von Löwen-Chefcoach Martin Schwalb, hat das Kommando. Zunächst einmal lässt er die Muskeln seiner Männer dehnen, dann geht es ans lockere Warmlaufen. Ein Fußballspielchen in Ehren kann keiner verwehren, und so wird auch an Tag eins der zweiten Vorbereitungsphase ein bisschen gezockt. Dann: Handball! In Dreiergruppen wird Grundlegendes praktiziert. Passen, anlaufen, festmachen. „Auf „hepp“ machen wir das mit Tempo. Richtig Tempo!“, ruft Klaus Gärtner den Jungs zu.
Die haben, bei aller Anstrengung, ihren Spaß. Uwe Gensheimer, Mait Patrail, Andy Schmid, Mikael Appelgren: Ihnen allen huscht immer wieder ein Lächeln übers Gesicht. Zurück zu sein in der Halle, die Vorfreude darauf, bald wieder gemeinsam auf der Platte zu stehen und um Siege zu kämpfen – das gibt allen ein gutes Gefühl. Und so schuftet auch Jesper Nielsen gut gelaunt im Kraftraum, wo ihm Physio Sven Raab auf dem Spinning Bike Gesellschaft leistet. Der Schwede arbeitet nach einer langwierigen Schulterverletzung weiter hart an seinem Comeback.
Unten in der Halle werden Blocks simuliert. Jannik Kohlbacher steigt gegen Andy Schmid in die Luft, Uwe Gensheimer gegen Patrick Groetzki. Alles mit Augenmaß natürlich. Dann kommen die Torhüter ins Spiel, wird das Trio Andreas Palicka, Mikael Appelgren, Niklas Gierse warmgeworfen. Neuzugang Lukas Nilsson versenkt seine Granate direkt neben dem linken Pfosten. Nach rund 40 Minuten läuft bei allen der Schweiß, nehmen die zunächst entspannten Gesichter ein kräftiges Rot an, obwohl in der sonst gerne saunamäßig aufgeheizten Trainingshalle dieses Mal recht humane Temperaturen herrschen.
Rote Gesichter, aber kein Rost
Am Ende der Einheit hat Martin Schwalb das, was er haben wollte: einen ersten Eindruck davon, wie seine Jungs das Training vom 20. Juli bis 6. August und die Pause mit Individualtraining vom 7. bis 16. August verkraftet bzw. für sich genutzt haben. Rost, so viel steht fest, hat kein Löwe angesetzt. Im Gegenteil: Egal ob Jannik Kohlbacher, Romain Lagarde, Jerry Tollbring oder Alex Petersson: Sie alle wirken fit und voller Tatendrang. Petersson, das 40-jährige Naturwunder, ist von Rauenberg mit dem Fahrrad zum Training gekommen. Die knapp 20 Kilometer extra – zehn hin, zehn zurück – dürften den Muster-Profi gerade mal ein wenig auf Betriebstemperatur bringen.
Wie geht es weiter in den kommenden Wochen? Das Trainingspensum bleibt konstant, das Programm wird intensiver, mehr und mehr taktisch. Coach Schwalb will sowohl im Angriff, als auch in der Abwehr seine Handschrift sichtbar machen und seiner Mannschaft einen Spielstil mit Wiedererkennungswert verpassen. Das erste Mal auf die Probe gestellt wird dieser Prozess am 30. August. Dann steigen die Rhein-Neckar Löwen mit der Partie beim TVB Stuttgart in den BGV Handball Cup 2020 ein. Läuft alles nach Plan, spielen die Gelben nach dem zweiten Gruppenspiel am 3. September gegen Bietigheim am 11. September das Halbfinale sowie am 13. September – wieder in Stuttgart – das Endspiel.
Neun Tage später, am 22. September, beginnt der Ernst der Saison: Dann geht es für den EHF-Cup-Sieger von 2013 im Nachfolgewettbewerb, der EHF European League, im Hinspiel um die Qualifikation zur Gruppenphase, welche spätestens im Rückspiel am 29. September perfekt gemacht werden soll. Im Anschluss daran, zwischen dem 1. und 4. Oktober, beginnt die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga 2020/21 mit dem ersten Spieltag.
Bis dahin heißt es: schuften, schuften, schuften. In der Halle, aber auch dahinter auf der Aschebahn des Rasenplatzes. Dann wird auch der eine oder andere wieder sitzen. Vor Erschöpfung auf dem weichen Grün.