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Siebenmeter wären theoretisch drin … (RNZ)

Mannheim. Eigentlich redet er nicht so viel, er spielt mehr. Doch momentan ist vieles anders im Leben von Uwe Gensheimer, 26, dem Kapitän der Rhein-Neckar Löwen, dem Torschützenkönig der Handball-Bundesliga. Nach seinem Achillessehnenriss muss er vor allem eins: erzählen. Stunden lang. Berichten, wie es passiert ist, wie die Heilung verläuft, wie es ist, plötzlich Zuschauer zu sein.

Fragen über Fragen, die Gensel auch am Freitagabend, nach dem 30:25-Sieg gegen Neuhausen wieder beantwortete. Oben im Businessbereich tat er das, ging von einem Tisch zum nächsten, geduldig und höflich. So wie man ihn eben kennt, den König der Löwen. Am Tag danach nahm sich Gensheimer dann auch Zeit für ein Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung.

Uwe Gensheimer, wie geht es nach der Verletzung?

Bis jetzt gut. Die Fäden sind mittlerweile gezogen und auch die Wundheilung ist sehr gut verlaufen. Es besteht ja immer die Gefahr, dass es zu einer Infektion kommt. Nun ist das Risiko weg. Jetzt steht mir eine lange Reha bevor, in der ich viel Geduld brauche.

Wie laufen die Tage derzeit so ab?

Die Reha hat ja bereits begonnen. Parallel dazu mache ich auch weiterhin mein Krafttraining. Ich will ja nicht abbauen. Und natürlich auch nicht, dass ich nun zehn oder zwanzig Kilogramm zunehme (lacht).

Gab es schon vorher Probleme mit der Achillessehne?

Im Grunde ist es so, dass es ein Unfall war. Mit leichter Gegnereinwirkung. Die Ärzte haben mir gesagt, dass so etwas passieren kann, wenn man nach einem Sprung auch nur minimal anders aufkommt als sonst. Aber natürlich hat man in unserem Sport überall mal kleinere Wehwehchen.

Wie schwer fällt das Zuschauen?

Sehr schwer. Man fiebert von draußen mit, hat keinen Einfluss auf das Spiel, ist auf die Anderen angewiesen. Wenn mir etwas auffällt, versuche ich natürlich, Tipps zu geben. An diese Situation muss ich mich nun wohl gewöhnen.

Aber Siebenmeter könnten Sie theoretisch werfen…

Ja, das stimmt (lacht). Allerdings wäre das beim heutigen Handball mit der schnellen Mitte sehr schwierig. Es würde zu lange dauern, bis ich wieder zurück auf die Bank gehumpelt wäre.

Es hieß zunächst, dass Sie bei einem möglichen Final Four wieder dabei sein wollen…

Richtig. Das war aber eine Einschätzung, die ich noch in der Kabine, direkt nach der Verletzung, getätigt habe. Sie war verfrüht. Das Risiko wäre einfach zu groß. Ich werde erst in der neuen Saison wieder angreifen. Mir ist es wichtig, dass alles nachhaltig wieder gut wird.

Das Kiel-Spiel haben die Löwen überraschend deutlich verloren. Woran lag es?

Vor der Partie war die Erwartungshaltung groß. Es hieß ja, dass über 20 000 Karten hätten verkauft werden können. Das hat vielleicht ein wenig Druck erzeugt. Ich habe das Spiel am Fernseher gesehen und muss sagen, dass wir einfach einen ganz schlechten Tag erwischt hatten, und Kiel die beste Saisonleistung gezeigt hat.

Trotzdem spielen die Löwen bislang eine überragende Saison, sind Tabellenführer. Eine große Überraschung?

Wir wussten vor der Saison nicht, wo wir stehen. Dann kamen wir ins Laufen, haben viel Selbstvertrauen getankt. Zudem haben wir andere Spielertypen und Charaktere dazubekommen.

Wo stehen die Löwen nach der Saison?

Wir haben nach wie vor kein konkretes Ziel ausgegeben. Und damit fahren wir gut. Ich denke aber schon, dass wir um einen Europacup-Platz mitspielen können und werden. Wenn es am Ende für die Champions-League-Qualifikation reichen sollte, wäre es ein Riesen-Erfolg.

Themenwechsel: Am Mittwoch müssen Ihre Mannschaftskollegen in Balingen ran. Ein schwerer Gegner…

Ja, dort ist es immer schwer. Auch wegen den Zuschauern, die richtig laut sind. Als Spieler macht dir das aber auch Spaß. Ich selbst werde versuchen dort dabei zu sein, um von der Tribüne aus die Daumen drücken zu können. In Sachen Vorbereitung ist es einfach: Balingen baut auf die gleiche Deckungsvariante wie Neuhausen.

Letzte Frage: Was ist mit dem Retro-Schnurrbart passiert?

Den habe ich mir vor der Operation abrasiert (lacht). Es ist ja eine Art Neuanfang.

Und was ist mit den bunten Socken, wurden die auch aussortiert?

Nein, auf keinen Fall. Die werden auf jeden Fall weiter getragen.

von Daniel Hund