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„Sieg wäre ein Meilenstein“

Heidelberg. Die Rhein-Neckar Löwen führen derzeit ein Leben aus dem Koffer: Nach dem unerfreulichen Abstecher nach Hamburg, fliegt der Löwen-Tross heute in Richtung Veszprèm, wo am Sonntag ab 15 Uhr das „Endspiel“ um den Sieg in der Gruppe B der Champions League steigt. Manager Thorsten Storm erwartet nach der Schmach im hohen Norden eine Trotzreaktion. Er sagt: „Über Ziele zu sprechen ist das eine. Wichtiger ist aber alles dafür zu tun, um sie zu erreichen. Und zwar auch mit dem Herzen.“

Klare Worte. Kein Wunder: Das Rudel hinkt gerade in der Bundesliga dem eigenen Anspruch hinterher, geht gegen die vermeintlich Kleinen oftmals nur halbherzig zur Sache, lässt Punkte liegen, die schmerzen. Folglich wiegen die „eingeplanten“ Niederlagen gegen die beiden Großen aus Hamburg und Kiel doppelt schwer. Momentan sind die Löwen mit 15 Verlustpunkten Tabellensechster, benötigten für den anvisierten dritten Rang, den Champions-League-Rang, ein Fernglas. Aktuell ist Flensburg Dritter – mit zehn Minuspunkten. „Die müssen aber noch gegen Kiel und Hamburg ran. Und uns“, gibt sich Löwen-Trainer Ola Lindgren kämpferisch.

Zurück zur Königsklasse. Mit einem Sieg in Veszprèm hätte man die Pole-Position so gut wie sicher. Und das würde sich auszahlen: Als Gruppen-Erster geht es im Achtelfinale gegen einen Vierten aus einer anderen Gruppe und man hätte im Rückspiel Heimrecht. „In Veszprem ist es nicht einfacher als in Hamburg.

Aber ein Sieg wäre ein Meilenstein“, erklärt Storm. Bjarte Myrhol, Grzegorz Tkaczyk und Gudjon Valur Sigurdsson werden weiterhin fehlen. Apropos Tkaczyk, wann ist mit seiner Rückkehr zu rechnen? „Er beendet momentan seine Reha-Therapie“, berichtet Storm, „in der nächsten Woche setzen wir uns zusammen.“ Löwen-Physiotherapeut Sven Raab, der laut Storm einen „Super-Job“ macht, wird dann auch mit dabei sein. Über kurz oder lang soll Tkaczyk wieder an die Bundesliga herangeführt werden. „Wir wollen in seinem Fall nichts überstürzen“, betont Storm, „das war keine einfache Verletzung.“

Und auch der Manager hat es momentan nicht einfach. Im Fanforum der Baden-Lions wird scharf geschossen. Storm bekommt Gegenwind, man macht ihn für die aktuelle sportliche Talfahrt verantwortlich. Storm dazu: „Kritisiert wird nach Niederlagen immer. Damit muss ich leben und das kann ich auch. Nach solch einer zweiten Halbzeit wie in Hamburg kann ich die Enttäuschung der Fans verstehen. Ich war selbst maßlos enttäuscht. Wenn ich in so einem Forum schreiben würde, käme von mir vielleicht auch Kritik.“

Von seinem Kurs lässt er sich aber nicht abbringen: „Hier geht es in den letzten drei Jahren ständig voran. Wir sind in der Champions League, stehen immer in der Spitzengruppe der Bundesliga: Nur für ganz oben reicht es noch nicht, aber daran arbeiten wir täglich. Das geht nicht von heute auf morgen. Dieser Verein hatte aber auch schon schlechtere Zeiten.“ Vergessen werden darf aus seiner Sicht ebenfalls nicht, dass der Manipulationsskandal die Löwen – im Gegensatz zu manch anderem Verein – in Sachen sportlicher Planung stark getroffen hat. „Aber das wussten wir, als wir die daraus resultierenden Entscheidungen getroffen haben.“

Neues gibt es auch in Sachen Kasper Hvidt. Der Däne hat in Kopenhagen einen neuen Vertrag unterschrieben, kommt also definitiv nicht zu den Löwen. Storm: „Auch hier waren es wieder einmal nur Gerüchte. Hvidt hat viele Jahre im Ausland gespielt und ist jetzt mit seiner Familie wieder zuhause in Kopenhagen.“ Sehen wird man ihn in Kürze aber dennoch in der SAP Arena: Er kommt im Juli zum Benefizspiel für Oleg Velykys Familie nach Mannheim.

Von Daniel Hund

 20.02.2010