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Siege sind die beste Medizin (RNZ)

Kronau. Selbstbewusstsein kommt von innen. Manchmal, wenn es richtig stark ausgeprägt ist, kann man es aber auch sehen. An der Gestik und Mimik, am ganzen Auftreten. So wie gestern in Kronau, oben im Trainingszentrum der Rhein-Neckar Löwen, direkt über der Platte. Dort saß der Vater des gelben Höhenflugs: Gudmundur Gudmundsson. Nicht, dass er überheblich wirkte, aber eine gewisse Selbstsicherheit war nicht zu übersehen.
Er lachte viel. Viel mehr als früher, als letzte Saison. Wen wundert’s? Siege sind eben die beste Medizin. Fünf Mal mussten die Badener in dieser Saison bislang ran. Und die Bilanz ist makellos. Zum Einrahmen. Es wurde nur gewonnen, nicht ein Punkt verloren. Genau so soll es nun weiter gehen. Der TBV Lemgo soll am Samstag um 15 Uhr das nächste Opfer in der Mannheimer SAP Arena sein. Gudmundsson verrät: „Wir freuen uns sehr auf dieses Spiel, sind froh, dass es endlich wieder los geht.“
Doch bei all der Vorfreude, der Isländer ist vorsichtig, sagt auch: „Vor der dreiwöchigen Pause hatten wir einen Super-Lauf. Jetzt müssen wir schnell wieder unseren Spielrhythmus finden. Als Trainer macht man sich da schon Sorgen.“ Wobei kein falscher Eindruck entstehen darf, ganz ungelegen kam den Besten aus dem Südwesten die Pause nicht. Man nutzte sie konsequent, trainierte viel und redete noch mehr. Über Taktiken, über Laufwege. Kurzum: Die Integration der Neuen war ein wesentlicher Bestandteil der Pause.
Matthias Gerlich, 2,04 m lang und knapp 100 Kilo schwer, ist so ein Neuer. Und der schwärmte am Donnerstag: „Mir persönlich hat die Pause viel gebracht. Ich denke, dass ich nun ein Stück näher am Team dran bin.“ Damit, dass er bislang bei den Löwen eher Bankangestellter als Handballer war, kommt der Rückraum-Riese aber klar. Gerlich über Gerlich: „Ich bin momentan vielleicht noch nicht so ein fertiger Spieler wie manch ein anderer hier.“ Aber das soll sich ändern. Möglichst schnell. Denn der gebürtige Landsberger ist heiß. Und ehrgeizig. Gerlich, der Ehrliche: „Wenn ich mit meinen bisherigen Einsatzzeiten zufrieden wäre, wäre ich bei den Löwen falsch.“
Zurück zum Trainer. Der verlor in den letzten Wochen natürlich auch den Rest der Liga nicht aus den Augen. Überrascht hat ihn der bisherigen Saisonverlauf nicht wirklich. Sein Zwischenfazit: „Die Top sechs ist in diesem Jahr enger zusammengerückt.“ Interessant. Und wo rangieren seine Löwen in den Top sechs? Hinten, vorne, in der Mitte? „Puh“, pustet er tief durch, „was ich jetzt sage, ist vielleicht langweilig, aber wir selbst denken nach wie vor nur von Spiel zu Spiel.“ Sagt es und grinst übers ganze Gesicht: „Ich weiß, ich rede schon wie ein Politiker, aber so ist es halt.“
Zurzeit ist da also nur Lemgo. Ein Gegner, der momentan reichlich Negativschlagzeilen produziert. Auf und abseits des Spielfelds. Zwei Siege und vier Niederlagen stehen bislang zu Buche. Macht Platz 14. „Unterschätzen werden wir sie trotzdem nicht“, erklärt Gudmundsson, „denn Lemgo ist ein Gegner, gegen den wir uns immer schwer tun.“
An der nötigen Unterstützung von den Rängen wird es nicht mangeln. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass über 7.000 Zuschauer im „Ufo“ aufkreuzen werden. 

Von Daniel Hund