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Sonne, Strand – aber noch lange kein Urlaub

Fuerteventura und „Club Playitas“ – das hört sich nach Sonne, Sand und Urlaub an. Doch die Rhein-Neckar Löwen lernen die Kanareninsel derzeit auch von einer anderen Seite kennen.

Wie ein kleines Dorf schmiegt sich die Hotel-Anlage des Club Playitas an den Berg, vom Balkon können die Gäste den Blick Richtung Atlantik schweifen lassen. Auch einige Bilder von den Rhein-Neckar Löwen, die immer wieder die Heimat erreichen, lassen Urlaubsgefühle aufkommen. Die Löwen im Pool, die Löwen beim Tauchkurs, die Löwen bei einer Rad-Tour. Doch bevor jemand zu Hause auf falsche Gedanken kommt, schreitet Trainer Ola Lindgren am anderen Ende der Leitung ein. „Nein, das ist hier nicht so viel Urlaub“, lacht der Schwede und zählt die Dinge auf, die manchen Touristen sicher abschrecken würden: Ein 5000-Meter-Lauf schon vor dem Frühstück, Einheiten im Kraftraum des Sporthotels und am Abend Taktik in der Halle – um nur einen der sieben Tage auf den Kanaren exemplarisch zu beschreiben. „Wir kommen auf bis zu drei Einheiten am Tag und gehen der Wärme am Nachmittag aus dem Weg“, beschreibt der Coach das Programm, bevor er sich wieder auf den Weg in die Halle macht. Urlaub sieht wahrlich anders aus; das hier sind die Mühen eines Trainingslagers.

Jeweils über die Mittagszeit haben die Badener dann meistens aber doch etwas Freiraum, um etwas abzuschalten oder einfach etwas Neues auszuprobieren. Ob ein paar Runden im 50-Meter-Pool oder ein Schnupper-Tauchkurs am Riff um die Hotelanlage – Möglichkeiten gibt es genug, gestern stand sogar eine gemeinsame Kajak-Tour auf dem Programm. „Das hat auch etwas mit Teambuilding zu tun und diese Möglichkeiten haben wir daheim auf so engem Raum natürlich nicht“, ist Trainer Lindgren mit dem Tapetenwechsel bislang mehr als zufrieden.

Auch die taktische Arbeit in der benachbarten Schulsporthalle kommt nicht zu kurz, schließlich bleibt den Badenern bis zum Saisonstart und der Champions-League-Qualifikation Anfang September in diesem Jahr nicht viel Zeit für Experimente. Dabei hatten die Löwen zum Auftakt ihrer Trainingsarbeit gleich ganz besondere Gäste: Zwei Streifenwagen der örtlichen Polizei schauten in der Sportstätte nach dem Rechten, nachdem sie von einem besorgten Nachbarn alarmiert worden waren. Normalerweise steht die Halle in den Ferien leer, mit den Handballern aus Deutschland hatte wohl niemand gerechnet. Die Situation war allerdings schnell aufgeklärt, die Bälle konnten weiterfliegen – wenn da nur nicht der knochenharte Hallenboden wäre. „Das ist vielleicht nicht ganz optimal“, meint Ola Lindgren und strich daher den zweiten Test gegen den Kooperationspartner AG Kopenhagen, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Das erste Trainingsspiel ging gestern Nachmittag aber wie geplant über die Bühne, die Löwen unterlagen gegen die Dänen mit 27:30 (15:14).

Doch Ergebnisse sind in dieser Phase der Vorbereitung ohnehin zweitrangig, noch geht es vor allem darum, die Akkus zu laden. Ordentlich unter Strom scheint in dieser Beziehung bereits der Schweizer Andy Schmid zu stehen. Bei einem internen Löwen-Triathlon setzte sich der Neuzugang vor Oliver Roggisch und Patrick Groetzki durch. Nach der 40 Kilometer-Radtour am Morgen war Nachwuchsmann Michel Abt der beste Schwimmer über die 500-Meter-Distanz. Auf der abschließenden 5500-Meter-Laufstrecke hatte dann Schmid die meisten Reserven. „Das war eine unglaublich harte Einheit“, spürte der Schweizer nach insgesamt rund vier Stunden jede Faser seines Körpers.

Den Rest des Tages gab es dann verdientermaßen frei, Urlaubsgefühle herrschten aber wohl nur nebenan auf dem Golfplatz. Dort drehten Lindgren, Kent-Harry Andersson und Manager Thorsten Storm eine Runde – aber die müssen in der anstehenden Spielzeit ja auch keine Tore werfen.

Von Thorsten Hof

 01.08.2010