Veröffentlichung:

Steffen Fäth zum Abschied: „Ich wollte eine wichtige Rolle einnehmen“

Nach zwei schwierigen Löwen-Jahren geht es für den ehrgeizigen Halblinken zum HC Erlangen

Steffen Fäth wird hart angegangen.

„Ich habe mich auf jeden Fall wohlgefühlt in der Region, so wie meine ganze Familie. Die Kinder haben hier viele Freunde gefunden“, sagt Steffen Fäth. Auch in der Mannschaft, im Klub, im gesamten Umfeld habe es aus seiner Sicht gepasst. Warum sich dieses Wohlgefühl in den zwei Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen nicht auf das Sportliche übertragen ließ, diese Frage hat vielleicht niemand öfter gestellt als Steffen Fäth selbst. Zum Abschied vom Verein will er vor allem eines: nicht mehr grübeln, sondern nach vorne schauen.

Es habe mehrere Faktoren gegeben, sagt Fäth, warum es bei den Löwen viel zu selten jenen Ausnahmekönner auf der Platte zu sehen gab, den der 30-Jährige ohne Zweifel verkörpern kann. In Ansätzen war dies auch im gelben Löwen-Dress zu sehen, unter anderem beim Löwen-Gastspiel in Wetzlar im September der Saison 2018/19, als Fäth mit einem Rückraum-Hammer seiner Mannschaft in letzter Sekunde den Sieg bescherte. Er hatte auch andere starke Momente, gute Spiele – aber eben niemals wirklich konstant über einen längeren Zeitraum.

Fest steht: Ohne die Hüftverletzung, die der Halblinke sich während einer mehr als soliden Heim-WM im Januar 2019 zugezogen hatte, wären die Chancen deutlich besser gewesen für eine Leistungssteigerung. Fäth war gut im Turnier, empfahl sich damit für mehr Einsatzzeit bei den Löwen. Die schmerzhafte und langwierige Verletzung warf ihn Monate zurück. Danach kam er nicht mehr in die Form von davor.

Von Aufbruchsstimmung zur Achterbahnfahrt

Steffen Fäth im Zweikampf mit Romas Kirveliavicius.

Es ehrt den Profi-Sportler und Menschen Steffen Fäth, dass er darin keine Ausrede sucht. Genauso wenig wie in dem allgemeinen Formtief, in dem sich die Mannschaft eigentlich auch schon befunden hatte, als er im Sommer 2018 zu den Löwen stieß. Der schleichende Abwärtstrend nach dem endlich gewonnenen DHB-Pokal im Mai war selbst aus der Innenansicht nur schwer zu erkennen: „Als ich hierherkam, hatte ich das deutliche Gefühl, in eine intakte Mannschaft zu kommen.“ Spätestens mit dem Trainerwechsel von Nikolaj Jacobsen zu Kristjan Andresson sowie der Rückkehr von Uwe Gensheimer sei im Sommer 2019 auch Aufbruchsstimmung entstanden. Damit sei es dann leider relativ schnell wieder vorbei gewesen.

Was folgte war eine regelrechte Achterbahnfahrt durch drei Wettbewerbe, die allen Beteiligten viel abverlangte. Für einen Spieler wie Steffen Fäth, der ein funktionierendes Spielsystem mit möglichst verlässlichen Vertrauensverhältnissen präferiert, eine schwierige Situation. Zumal die Ansprüche von allen Seiten hoch waren. Nicht zuletzt von seiner eigenen Perspektive aus: „Ich bin mit ganz anderen Erwartungen zu den Löwen gekommen. Ich bin davon ausgegangen, dass, wenn wir unsere Leistung abrufen, wir um Titel mitspielen werden. Dabei wollte ich eine wichtige Rolle einnehmen.“ Letztlich kam es anders – doch das ist nun Geschichte.

Steffen Fäth im Duell mit Linus Arnesson.

Im Sommer wechselt Steffen Fäth zum HC Erlangen. Dort soll er dabei helfen, große sportliche Ambitionen zu verwirklichen. An seiner Seite im linken Rückraum steht mit Simon Jeppsson die zweite „Hammer-Verpflichtung“ der Franken, die mit dieser Personalpolitik das deutliche Zeichen setzen: Wir wollen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga richtig angreifen. „Aus meiner Sicht ist das ein vielversprechendes Projekt“, sagt Fäth und freut sich unter anderem auf das Wiedersehen mit Nationalmannschaftskumpel Michael Haaß, der mittlerweile Erlangens Cheftrainer ist und die ehrgeizigen Klub-Ziele maßgebend umsetzen soll.

Hoffnung auf DHB-Comeback

Apropos Ehrgeiz: Steffen Fäth will in Erlangen wieder an bessere Zeiten anknüpfen, seine überragenden Wurf- und Passfähigkeiten voll einbringen in die neue Mannschaft. Und natürlich hat der Europameister von 2016 das DHB-Team nicht aus den Augen verloren. „Klar habe ich die Hoffnung, dass ich mich für die Nationalmannschaft empfehlen kann“, sagt Fäth, der zuletzt aus dem innersten Kreis des Kaders herausgerutscht war. Unter Neu-Trainer Alfred Gislason haben jedenfalls alle wieder prinzipiell dieselbe Chance, sich anzubieten und zu beweisen. Steffen Fäth hat alle Voraussetzungen, dies zu schaffen.

Steffens Abschiedsgrüße