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Stiller Triumph

Mannheim. Nach der Schlusssirene im Landesderby gegen Frisch Auf Göppingen hatte es Karol Bielecki (Foto: GES) eilig. Der Rückraumspieler der Rhein-Neckar-Löwen sprang über die Werbebande und verschwand sofort nach dem 28:26 (14:10) in den Katakomben der Mannheimer SAP-Arena – mit Tränen in den Augen. Der polnische Handballprofi wollte allein sein und den Moment, seinen ganz persönlichen Triumph, einfach im Stillen genießen.

Am 11. Juni hatte der 2,02-Meter-Hüne sein linkes Augenlicht verloren und seine Karriere schien beendet. Am Dienstag kehrte der Rückraumschütze auf die Bundesliga-Bühne zurück und führte mit seinen elf Treffern, die meist mit einer Geschwindigkeit von über 100 Stundenkilometern im Göppinger Tor einschlugen, die Löwen zum Sieg. „Es hat einfach alles gepasst“, sagte Bielecki und bedankte sich für die Unterstützung der Zuschauer. Die Fans feierten jedes Tor des Polen und verabschiedeten den 28-jährigen Scharfschützen, der mittlerweile auch auf dem Spielfeld seine Emotionen zeigt, später mit lauten Sprechchören.

„Karol ist explodiert – er hat sein Schicksal besiegt“, so Thorsten Storm. „Auch mich hat das richtig bewegt. Ich hatte wirklich einen dicken Kloß im Hals“, verriet der Löwen-Manager. „Wir haben dieses Spiel als Mannschaft gewonnen“, meinte Bielecki und rückte den Zusammenhalt bei der Truppe von Trainer Ola Lindgren in den Mittelpunkt. „Die Jungs waren immer für mich da. Das hat mir sehr geholfen“, betonte der Pole, der beim Saisonauftakt in Balingen nicht zum Einsatz gekommen war. „Jede Partie gibt mir mehr Sicherheit“, sagte Bielecki: „Ich kann noch besser spielen.“ Die Löwen-Verantwortlichen hören das gerne, die Konkurrenz wohl eher nicht.

Von Christof Bindschädel

 02.09.2010