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Storm: Dann kann ich ja gleich einpacken (MM)

Lübbecke. Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Uwe Gensheimer eilte schnellen Schrittes aus der Kreissporthalle, der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen wollte den Ort des Schreckens so schnell wie möglich verlassen. Zu tief saß der Stachel der Enttäuschung nach der 31:32 (17:17)-Niederlage in der Handball-Bundesliga bei TuS N-Lübbecke.

Auf dem Weg zum Mannschaftsbus rang der Kapitän selbst eine Stunde nach Spielende nach Worten. „Wenn ich an unseren letzten Angriff denke, bin ich immer noch konsterniert“, meinte der Mannheimer mit Blick auf die Schlussphase, in der die Badener zunächst eine Drei-Tore-Führung (28:25/51.) verspielten und zur Krönung in den letzten 60 Sekunden das Kunststück vollbrachten, den Ball zwei Mal herzuschenken und nach einem 31:30 noch mit 31:32 zu verlieren. „Ich akzeptiere es nicht, auf diese Art und Weise einen Sieg aus der Hand zu geben“, meinte ein geschockter Trainer Gudmundur Gudmundsson.

„Wir waren zu dämlich“

Keine Frage: Die Niederlage hatte die Löwen schwer getroffen, Manager Thorsten Storm ärgerte sich auch gestern noch maßlos: „Wir haben nicht gegen eine Ansammlung von Filip Jichas verloren, sondern gegen eine tapfer kämpfende Lübbecker Mannschaft. Der Sieg für den TuS war aber genau deshalb verdient. Er hat nie aufgegeben – und wir waren zu dämlich.“

Mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung bestiegen die Löwen am Samstagabend den Bus, Gudmundsson verschonte sich nicht und studierte bereits auf der Rückreise eine Aufzeichnung dieser denkwürdigen Begegnung. „Auch dieses Spiel muss genauestens analysiert werden. Da muss ich mich jetzt durchquälen“, sagte der Trainer, der einen Dokumentarfilm mit dem Titel sah: „Sich selbst besiegen – so klappt es ganz bestimmt.“

Die Löwen verloren, obwohl sie mehrmals mit drei oder vier Toren führten. Schlussmann Goran Stojanovic zeigte mehr als 20 Paraden, Ivan Cupic und Bjarte Myrhol (jeweils sieben Treffer) trumpften auf. „Diese drei Jungs haben eine glänzende Leistung gezeigt, der Rest war gedanklich nicht da“, kritisierte Storm: „Mir hat die Leidenschaft bei vielen Spielern gefehlt. Es ist immer wieder das Gleiche: Wenn wir mit zwei, drei Toren führen, denken einige, dass wir das Ding schon irgendwie nach Hause schaukeln.“

14 technische Fehler

Es werde das Team aber nicht weiterbringen, so der Manager, wenn sich nur Gudmundsson stundenlang auf einen Gegner vorbereite: „Es ist wichtig, dass jeder auf dem Feld Verantwortung übernimmt und 60 Minuten hochkonzentriert die Vorgaben des Trainers umsetzt.“ Unglaubliche 14 technische Fehler leisteten sich die Löwen. Nahtlos reihte sich die Partie ein in die Riege der Ausrutscher in Hannover und gegen Melsungen. Da drängt sich die Frage nach der Einstellung auf. Doch an der will Storm nicht zweifeln: „Dann kann ich ja gleich einpacken. Die Mannschaft allein muss den Beweis antreten, dass sie hier unbedingt etwas bewegen will und um die Zukunft der Löwen kämpft.“

Im Ringen um den begehrten dritten Platz sind die Gelbhemden gegenüber den Rivalen Berlin und Flensburg nun erst einmal ins Hintertreffen geraten. „Vielleicht sind diese Mannschaften besser als wir. Zumindest zeigen das die Ergebnisse“, sagte Storm. Bei beiden Konkurrenten treten die Badener noch in diesem Jahr an, einen Siegzwang der Löwen sieht der Manager aber nicht: „Das kann man immer von zwei Seiten sehen. Wenn Flensburg oder Berlin Dritter werden wollen, müssen sie gegen uns gewinnen.“

Von Marc Stevermüer