Veröffentlichung:

Storm fand, dass der „Kampfgeist stimmt“

Es sollte ein lockerer Abstecher in die Handball-Provinz werden, ein munteres Scheibenschießen gegen einen Zweitligisten. Doch es kam anders – ganz anders. Für den Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen endete die zweite Runde im DHB-Pokal beinahe in einer Katastrophe. Beim TV Bittenfeld, der in der Süd-Gruppe des Unterhauses momentan den neunten Platz belegt, schrammte der Champions-League-Teilnehmer nur um Sekundenbruchteile an einer Blamage vorbei. Olafur Stefansson traf erst mit der Schluss-Sirene per Siebenmeter zum 27:27-Ausgleich. In der Verlängerung erarbeitete sich das Star-Ensemble noch einen 33:32-Sieg.

„Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir den Kampf nicht angenommen“, ärgerte sich Löwen-Manager Thorsten Storm: „Einige unserer Spieler haben diesen Gegner offenbar unterschätzt.“ Fehlwürfe, ungenaue Anspiele, Defensivschwächen. Erst nach der Pause drehten die Gelbhemden auf, machten den zwischenzeitlichen Neun-Tore-Rückstand wett. „Das zeigt, dass der Teamgeist stimmt“, erklärte Storm, „andernfalls hätten wir dieses Ding nicht mehr gedreht.“ Über die Aufholjagd kann der Manager aber nur vom Hörensagen berichten: Der 44-Jährige verließ in der Halbzeitpause die Tribüne und flüchtete auf den Parkplatz: „Meine Seelenlage war bedenklich. Ich dachte, ich sei im falschen Film und bin vorsichtshalber ein wenig spazieren gegangen.“ Kurz vor Ende der regulären Spielzeit mischte Storm sich dann wieder unters Handball-Volk. Besonders nachdenklich stimmten ihn in Bittenfeld die Leistungen der Torhüter und der Kreisläufer: „Da muss mehr kommen. Unsere Mittelachse ist quasi komplett ausgefallen.“ Schon am Samstag soll sich das nun ändern. Die Badener treten in der Bundesliga um 20.15 Uhr bei der HBW Balingen/Weilstetten an. Das ist ein Gegner, der mit 0:6 Punkten auf dem drittletzten Platz rangiert. Doch spätestens seit Bittenfeld weiß man: Für die Löwen gibt es derzeit keine Selbstläufer. Jeder Sieg muss hart erarbeitet werden. Thorsten Storm wundert das kaum: „Wir müssen sechs neue Spieler integrieren, das dauert seine Zeit.“ Eigentlich sind es ja sogar sieben. Aber Alexis Alvanos, der gelernte Halbrechte, ist längst aufs Abstellgleis geraten. Als Notlösung hinter Patrick Groetzki ist er auf der rechten Außenbahn nicht zu gebrauchen. In Bittenfeld schaute der 29-Jährige abermals nur zu. Folglich steht mit Groetzki nur ein richtiger Rechtsaußen zur Verfügung. Thorsten Storm hat damit kein Problem: „Es gibt auch andere Vereine, die mit nur einem Rechtsaußen auskommen.“ Stimmt. Aber was ist, wenn sich Groetzki verletzen sollte? „Dann würden wir umgehend auf dem Transfermarkt tätig werden“, betonte Storm. Oder anders ausgedrückt: Ivan Cupic (RK Velenje), der kroatische Nationalspieler, der für die kommende Saison – so ist es aus seiner Heimat zu vernehmen – ohnehin schon bei den Löwen angeheuert hat, würde vorzeitig aus seinem Vertrag in Slowenien herausgekauft werden. Aus der Reserve lässt sich Thorsten Storm diesbezüglich nach wie vor nicht locken. Nur soviel: „Momentan können wir uns keine finanziellen Drahtseilakte leisten“, sagte er. Womit wir wieder bei Alvanos wären. Falls er einen neuen Verein fände, würden die Euros wieder etwas lockerer sitzen. Thorsten Storm: „So könnte man es sehen.“

Von Daniel Hund

24.09.2009