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Storm hofft auf „den achten Mann“ (RNZ)

Heidelberg. Spricht man Gudmundur Gudmundsson auf den Mittwochabend an, beginnt er zu schwärmen. Von einem Gegner mit ganz vielen Stars, von einem Rückraum, der an guten Tagen kaum zu stoppen ist, von einer Meistermannschaft mit dem gewissen Etwas. Ganz klar: Der Löwen-Trainer hat großen Respekt vor dem HSV Hamburg. „Wenn wir gegen die etwas reißen wollen, müssen wir in allen Bereichen unser absolutes Optimum abrufen.“

Gudmi pustet tief durch, als er das sagt, seufzt vor sich hin. Ein Mal, zwei Mal und auch noch ein drittes Mal. Denn er weiß, was morgenum20.45 Uhr in der SAP Arena auf sein Rudel zukommt: ein Schlüsselspiel. Eines, mit dem man vieles retten kann, vieles aber auch noch schlimmer machen kann. Kurzum: der Sieg im Achtelfinale des DHB-Pokals muss einfach her, der Traum von der erneuten Final-Four-Teilnahme weiterleben.

Dumm nur, dass die Krisen-Riesen von der Elbe genauso denken. Bei ihnen ist der Druck sogar noch größer. Insbesondere beim Trainer: Per Carlens Stuhl wackelt nicht nur, er könnte bei einer neuerlichen Niederlage sogar komplett unter ihm zusammenbrechen. „Per kenne ich schon sehr lange und mag ihn. Ich hoffe für ihn, dass er es beim HSV packt“, erklärt Löwen-Manager Thorsten Storm. Das ehrt ihn, nützt Carlen aber nichts. Dem Schweden, der seit dem Sommer in Hamburg das Sagen hat, fehlen in der Bundesliga die Ergebnisse. 15 Spiele, 11 Siege, 4 Niederlagen – Platz drei. Hinter Kiel und den Berliner Füchsen. Das ist nicht nur schwach, das ist erschreckend. Und das als Deutscher Meister.

Irgendwann sollte der Knoten nun wieder platzen. Hoffentlich nicht in Mannheim – denken sich die Löwen. Die haben ohnehin schon genug Sorgen: personelle. Zarko Sesum (Bänderriss am linken Ellenbogen) wird beim Pokal-Knaller sicher fehlen und auch hinter Defensiv-Spezialist Börge Lund (Knie-Probleme) steht nach wir vor ein dickes Fragezeichen.

Ausgerechnet gegen Hamburg, ausgerechnet im Alles-oder-Nichts-Spiel. Sei’s drum, nun heißt es noch enger zusammenzurücken. Die letzten Tage taten sie das bereits. Uwe Gensheimer und Co. versammelten sich oben im Videoraum des Kronauer Trainingszentrums. Drei Filme standen auf dem Programm. Hamburg I, Hamburg II, Hamburg III. Eine Trilogie des Meisters.

Teil drei war brandneu, erschienen erst am Sonntag. Drehort: die Kieler Ostseehalle. Gudmundsson zerlegte das Giganten-Treffen in seine Bestandteile, arbeitete Schwächen und Stärken der Hanseaten genau heraus. Mut dürfte Teil zwei gemacht haben. Er handelte von der kürzlichen HSV-Pleite in Lübbecke. Dort, wo auch das badische Handball-Flaggschiff gekentert war.

Wie auch immer, Storm geht so oder so von einem „harten Kampf“ aus. Er sagt: „Die Chancen stehen für beide Mannschaften gleich.“ Wenn da nicht das Verletzungspech wäre. Storm, der Besorgte: „Mit Zarko fehlt uns nun ein zentraler Spieler in der Abwehr und im Angriff, der für uns nicht vollwertig zu ersetzen ist.“

Viel wird deshalb auf den „achten Mann“ ankommen: Die Zuschauer könnten den Unterschied machen, für eine volle Arena sorgen. Genau darauf spekuliert auch der Manager: „Es wäre toll, wenn uns viele Fans unterstützen würden. Vielleicht ist dann genau das der entscheidende Vorteil.“

Von Daniel Hund