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Storm „kann den Ärger gar nicht in Worte fassen“

Hamburg. Die Bauchlandung gegen Flensburg erlebte Löwen-Manager Thorsten Storm in einer kleinen schwarzen Box, die sich ein, zwei Meter hinter der Spielerbank befand. Dort saßen auch andere: Michael Müller, der verletzte Rückraum-Mann, zum Beispiel. Ab Mitte der zweiten Halbzeit war Storm dann aber kaum noch zu sehen. Sein Kopf sank immer tiefer. So tief, dass teilweise nur noch seine Haare und die Stirn zu erkennen waren. Dem Manager fiel es schwer zuzuschauen, zu sehen, wie sein Personal den Traum vom ersten Titel begrub. Am Samstagabend, als sich die Mannschaft zu einem internen Krisengipfel zurückgezogen hatte, setzte dann auch bei Storm der Verarbeitungsprozess ein. Viele Fragen beschäftigten ihn. Einige beantwortete er in der RNZ.

> Thorsten Storm, die Löwen sind mit großen Zielen nach Hamburg gekommen, wie groß ist die Enttäuschung nun?

Sie ist natürlich riesig. So ein Auftritt ist einfach nicht in Ordnung. Gerade auch, weil wir viel besser spielen können und nun eine ganz große Chance vertan ha_ ben. Wenn man so weit gekommen ist und so viele Fans hierher fahren, um die Mannschaft zu unterstützen und wir alle wieder eine 100-Stunden-Woche im Vorfeld vollgemacht haben, ist mir diesen Auftritt ehrlich gesagt peinlich und tut allen richtig weh.

> Wie ist solch eine Leistung überhaupt zu erklären?

Du kommst nach dem Spiel in die Kabine und jeder fragt sich, wie eine so schlechte Leistung zustande kommen kann. Während des Spiels ist aber niemand in der Lage es zu ändern und das Spiel zu drehen. Und das trotz einer guten Torhüterleistung. Ich verstehe das nicht: Wenn du hier auf der Platte stehst, muss alles probiert werden, das letzte rausgeholt werden, weil die Chance danach weg ist. Sie kommt nicht zurück. Das ärgert mich so sehr, das kann ich gar nicht in Worte fassen kann.

> War manch einer mit dem Kopf vielleicht schon im Finale?

Diese Leistung hätte sicher nicht einmal für das Endspiel bei einem Turnier wie dem Sparkassen-Cup gereicht. Wenn man dieses Potenzial hat und Topleistungen gegen Barcelona, Kiel oder in Montpellier zeigt, darf einem eine solche Leistungsschwankung in einem wichtigen Spiel nicht passieren.

> Den Löwen haftet mittlerweile der Ruf der ewigen Verlierer an, nervt das nicht?

Das sehe ich nicht so. Wir haben uns als Club so schnell entwickelt, wie kaum ein anderer Verein. Bisher hat es zwar keine großen Titel gegeben, aber bei Kontinuität und Ruhe im Umfeld wird auch das kommen. Je öfter du in Finalspielen dabei bist, desto größer ist auch die Chance eines zu gewinnen. Leider haben wir diese Ruhe momentan nicht wirklich im unserem Verein.

> Kann es sein, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht abrufen kann, wenn es darauf ankommt, dass ihr die Siegertypen fehlen?

Am Samstag hatten Spieler wie Uwe Gensheimer oder Grzegorz Tkaczyk, die zuletzt überragend waren, nicht ihren besten Tag. Aber dann müssen eigentlich andere da sein. Waren sie aber nicht. Trotzdem breche ich nicht den Stab über einer Mannschaft, die letzte Woche in Montpellier noch beeindruckenden Tempohandball gespielt hat.

> Es heißt, dass man aus Niederlagen lernt. Wie optimistisch gehen die Löwen ins Final Four der Champions League?

Dann holen wir eben diesen Pott. Dort sind wir sicher kein Favorit. Und das liegt uns besser. Mut macht mir der Flensburger Auftritt. Denn wenn wir gegen Barcelona dann auch mal die Außenseiterchance nutzen, dann hätte die Lektion in Hamburg wenigstens etwas Gutes ge_ habt.

> Themenwechsel: Die RNZ berichtete vor ein paar Wochen exklusiv über das Interesse der Löwen an Momir Ilic vom THW Kiel. Gibt es hier möglicherweise schon bald Vollzug zu vermelden?

Es gab Gespräche zwischen beiden Clubs, also mit Kiels Geschäftsführer Uli Derad und auch mit Momir Ilic. Ja, das kann ich bestätigen. Mehr aber auch nicht. Fix ist da nichts, alles ist völlig offen.

Von Daniel Hund

 09.05.2011