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Storm: „Keine ständigen Kurzwechsel mehr“

Köln. Es war immer wieder das gleiche. Angesprochen auf den künftigen Kader der Rhein-Neckar Löwen verwies die Führungsetage der Gelbhemden seit Wochen stets auf das Final Four der Champions League, also auf die letzte verbleibende Titelchance. Um den Schlagabtausch der europäischen Elite wurde eine magische, eine unsichtbare Grenze gezogen. Bis dahin sollte Ruhe herrschen. Volle Konzentration auf die „Mission 1. Titel“ lautete die Devise. Vergebens!

Egal, seit Samstag heißt es nun eigentlich Feuer frei. Eigentlich, weil nach wie vor gemauert wird. Thorsten Storm und Gudmundur Gudmundsson, der Manager und der Trainer, präsentierten sich nach dem Halbfinal-Aus nach wie vor als Defensiv-Spezialisten. Gudmi mimte sogar den Ahnungslosen. Der Isländer: „Ich weiß von überhaupt nichts, muss mich auch überraschen lassen.“ Kaum zu glauben, vor allem, wenn man ihm dabei ins Gesicht geschaut hat. Das bewegte sich nämlich verdächtig: Er grinste. Ein Schelm durch und durch, aber sicher kein Ahnungsloser: „Gudmi“ weiß, wie es weiter geht. Er hat immer einen Plan, doch offenbar ist es noch immer ein Geheimplan.

Dabei ist das meiste ohnehin klar: Vier Abgänge sind fix: Kasa Szmal und Grzegorz Tkaczyk gehen nach Kielce, Gudjon Valur Sigurdsson und Olafur Stefansson zieht es nach Kopenhagen zu Jesper Nielsen. Krzysztof Lijewski und Karol Bielecki lockte der Däne auch, doch die gaben ihm – Stand heute – einen Korb, wirbeln lieber für die Löwen in der stärksten Liga derWelt. Fakt ist nämlich, dass alle Umworbenen gültige Verträge mit den Löwen haben und die sind bindend, maßgebend für die EHF und die HBL. Sprich das letzte Wort hat immer der Spieler.

Schön, aber wer soll diese Spieler künftig nun bezahlen? Antwort: Nielsen natürlich. Dazu ist er verpflichtet, teilweise bis 2015 – die RNZ berichtete bereits. Demnach gibt es für die Löwen also doch keine finanziellen Probleme? Nicht ganz: Nielsen könnte das Geld an anderen Stellen einsparen, zum Beispiel, wenn er es an der alljährlich fälligen Einlage abzwackt.

Und das macht die Sache auch so kompliziert. An eine geregelte Kaderplanung ist derzeit nicht zu denken: „Es ist wichtig, dass wir nun mit Jesper so schnell als möglich die Fakten abstimmen.“ Storm wirkt nachdenklich, als er das sagt, aber nicht verzweifelt. Sein Plan B liegt in der Schublade, Punkt für Punkt. Nur die Haken fehlen noch. Das eine oder andere Ass hat er nach RNZ-Informationen in der Hinterhand.

Nehmen wir das Beispiel Bielecki, zu dem sich Storm nicht detailliert äußern will beziehungsweise kann. Nur so viel: „Wenn Karol nun tatsächlich weiter ein Löwe ist, auch weil Lijewski kommt, sind alle Spekulationen vom Tisch.“ Und im Klartext: Bleibt Bielecki, ist das Thema Momir Ilic vorerst gestorben.

Und wie geht es nun weiter? Wann steht der Kader? Schließlich geht es auch darum, dass der Dauerkartenvorverkauf endlich ins Rollen kommt. Viele Fans halten sich derzeit noch vornehmlich zurück, möchten nicht die Katze im Sack kaufen. Storm versteht das. Er verspricht: „Noch in dieser Woche wird Klarheit herrschen, das haben wir so vereinbart.“

Für die neue Saison hat er dann bereits ein neues Lieblingswort. Eines, das rings um das Löwengehege zuletzt eher ein Fremdwort war. Es hat vier Buchstaben: R U H E. Storm: „Die würde uns allen gut tun. Aber für unseren Klub wünsche ich mir für die Zukunft auch eine klare Linie und nicht ständige Kurswechsel.“ Und weiter: „Nur so setzt man tatsächlich auch auf Kontinuität und damit auf eine ganz wichtige Voraussetzung für Siege und die sportliche Entwicklung.“

Von Daniel Hund

 30.05.2011