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Svensson: „Einfach gute Arbeit leisten“
Heidelberg. 43 Jahre, das ist ein komisches Alter. Irgendwie so ein Mittelding – man ist nicht wirklich alt, aber eben auch kein junger Hüpfer mehr. Auslegungssache ist das, die einen sagen so, die anderen so. Bei Tomas Svensson, dem neuen Torhüter der Rhein-Neckar Löwen, verhält sich das anders. Ihn bezeichnen alle als alt. Jeder tut das, ohne mit der Wimper zu zucken. Manche haben sogar den Kopf geschüttelt, die Nase gerümpft, als die Badener kürzlich die Verpflichtung des Schwedensbekannt gegeben haben.„Noch ein Rentner“, haben sie gesagt. Doch ist es wirklich ein Rentner, der da beim badischen Handball-Flaggschiff anheuert? Sicher nicht! Er kann’s nach wie vor. Das hat er die letzten beiden Jahre bewiesen. In der Liga ASOBAL, bei BM Valladolid. Dort war er ein starker Rückhalt, mit tollen Reflexen und jeder Menge Erfahrung. Apropos Erfahrung, Svenssons Vita ist atemberaubend: Zwei Mal wurde er Weltmeister (1990, 1999), drei Mal Europameister (1994, 2000, 2002) und bei Olympia reichte es zu drei Silbermedaillen (1992, 1996, 2000). Unter Vertrag stand er unter anderem beim ruhmreichen FC Barcelona (1995 bis 2002) und beim HSV Hamburg (2002 bis 2005). Bei den Löwen wird er in einer Doppelfunktion tätig sein: Als Torhüter und als Torwart-Trainer. Über seine Ziele und Wünsche spricht er im RNZ-Interview.
> Tomas Svensson, wie groß ist die Vorfreude auf die Löwen?
Sehr, sehr groß. Auch, weil diese Aufgabe überraschend kam. Eigentlich dachte ich, dass ich noch ein Jahr in Spanien dran hänge und dann aufhöre. Ich wusste jedenfalls sofort, dass ich das unbedingt machen möchte. Das ist eine große Möglichkeit: als Spieler und als Trainer.
> Wiekames zum Wechsel?
Löwen-Manager Thorsten Storm hat den Kontakt hergestellt. Wir hatten vor einem Jahr bereits erstmals Gespräche geführt, aber das war noch nichts Verbindliches. Und Thorsten und ich kennen uns schon länger, auch aus seiner Flensburger Zeit.
> Was wissen Sie über den Verein?
Es ist ein Klub, den es in dieser Form noch nicht so lange gibt. Das ist eine ähnliche Geschichte wie damals beim HSV Hamburg, wo ich ja auch dabei war. Bei den Löwen hat man sehr viele Möglichkeiten. Eigentlich fehlt nur noch der erste große Titel. Aber für so etwas brauchst du einfach Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Der HSV ist hierfür doch das beste Beispiel.
> Zuletzt haben Sie in Spanien gespielt. Welche Liga ist stärker, die Bundesliga oder die LigaASOBAL?
Die Bundesliga natürlich. Dort gibt es sechs bis acht starke Mannschaften. In spanischen Handball hat sich vieles verändert, was insbesondere mit der Finanzkrise zusammenhängt.
> Mit welchen Zielen starten Sie bei den Löwen?
An Titel denke ich nicht. Ich will einfach gute Arbeit leisten. Als Trainer und Spieler. Diese Doppelfunktion ist auch für mich eine neue Situation, die ich bestmöglich lösen will.
> Kürzlich fand unter Ihrer Regie wieder ein Torwartcamp statt. An diesen Camps sollen stets Weltklasse-Keeper teilnehmen…
Ja, das stimmt. Wir haben jedes Jahr Nationaltorhüter dabei. Vor zwei Jahren war beispielsweise auch Kasa Szmal vor Ort. Er ist ein Super-Typ. Niklas Landin war übriges auch schon dabei. Um eines klar zu stellen: Jeder kommt freiwillig, während seines Urlaubs. Vier Tage lang wird dann knallhart trainiert.
> Mit 43 Jahren noch Handball-Profi zu sein, ist nicht alltäglich. Was motiviert Sie immer weiter zu machen?
Der Handball ist mein Leben. Mit vier haben ich angefangen und mit sechs stand ich im Tor. Alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, habe ich diesem Sport zu verdanken. Selbst meine Frau, mit der ich mittlerweile drei Kinder habe, lernte ich so kennen. Das war damals in Barcelona (lacht).
Von Daniel Hund