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„Szeged war die bessere Mannschaft“

Löwen verlieren Hinspiel im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League

Die Rhein-Neckar Löwen haben das Achtelfinal-Hinspiel in der VELUX EHF Champions League am Freitagabend in der SAP Arena vor 3370 Zuschauern gegen den ungarischen Vizemeister MOL-Pick Szeged 30:34 (17:16) verloren. Die Gelbhemden zeigten bis auf fünf Minuten vor der Pause eine äußerst durchwachsene Leistung – vor allem in der Abwehr und mussten am Ende eine verdiente Niederlage einstecken.

Die Badener haben damit im Duell der letzten beiden EHF-Cup-Sieger eine denkbar schlechte Ausgangsposition für das erneute Erreichen des Viertelfinals, müssen sie doch nun auswärts in Ungarn mindestens mit vier Treffern Unterschied gewinnen, um nicht aus der Königsklasse auszuscheiden. Das Rückspiel in Szeged findet am kommenden Sonntag statt. „Wir haben uns das ganz anders vorgestellt, wollten mit einem möglich hohen Sieg vorlegen und haben nicht damit gerechnet, dass es so schlecht läuft“, sagte Patrick Groetzki: „Jetzt müssen wir eben schauen, dass uns im Hexenkessel von Szeged eine Überraschung gelingt. Wir haben die Qualität, dort auch mit vier, fünf Treffern Differenz zu gewinnen.“ Und Torhüter Bastian Rutschmann fügte an: „Wir müssen unsere Abwehrarbeit verbessern, dann können wir das schaffen. Szeged war heute die bessere Mannschaft, aber es ist erst Halbzeit“

Bei den Badener war überraschenderweise Abwehrchef Gedeon Guardiola, der sich im letzten Königsklassen-Gruppenspiel gegen Skopje vor knapp drei Wochen eine Schultereckgelenksverletzung zugezogen hatte, wieder im Kader, er kam allerdings nicht zum Einsatz, dieser war laut Löwen-Trainer Nicolaj Jacobsen noch zu riskant. Er trainiert ab Montag aber wieder mit der Mannschaft und könnte am Mittwoch in der Bundesliga gegen GWD Minden sein Comeback feiern. Doch ausgerechnet in dem Spiel, in dem der Spanier erstmals nicht mehr in Zivil hinter der Bank saß, zeigten die Löwen die schlechteste Abwehrleistung der vergangenen Wochen. Mit welcher Formation es die Gelbhemden auch versuchten, ob offensiv oder mit der 6:0-Variante, stoppten konnten sie die Torflut der Gäste nicht. „Egal, welche Formation wir gespielt haben, es war nicht gut. Man hat gesehen, dass diese Formation nicht so eingespielt ist“, sagte Jacobsen.

Die Löwen erwischten keinen wirklichen guten Start in die Partie: Im Angriff hatten sie Probleme mit der offensiven Gäste-Deckung. Es schlichen sich Offensivfouls und Ballverluste in das Angriffsspiel der Badener ein, alles wirkte ein bisschen planlos. Viele Abschlüsse waren nicht wirklich gut vorbereitet. Zudem hatten die Gelbhemden in der Defensive große Probleme mit den Ungarn, die die offensive Deckung der Löwen immer wieder austanzten und aus besten Positionen zum erfolgreichen Abschluss kamen. „Wir standen in der Abwehr nicht stabil genug, hatten zu viele Abstimmungsfehler. Im Angriff haben wir zu drucklos gespielt“, monierte Groetzki.

Bis zum 3:3 konnten die Löwen die Partie noch ausgeglichen gestalten, auch weil sie zwei der drei Treffer vermeintlich einfach per Siebenmeter beziehungsweise per zweiter Welle erzielten. Anschließend zogen die Gäste allerdings mit einem 4:1-Lauf auf 8:4 davon (11.). Die Löwen drohten schon zu Beginn der 120 Minuten des Achtelfinals heillos ins Hintertreffen zu geraten und den Einzug in das Viertelfinale aus den Augen zu verlieren. Löwen-Trainer Jacobsen reagierte mit der ersten Auszeit.

Doch viel änderte sich erst einmal nicht. Die Löwen agierten im Spielaufbau nun zwar etwas strukturierter und geplanter, doch der Vier-Tore-Abstand blieb bestehen. Kim Ekdahl du Rietz sorgte mit vier Treffern dafür, dass sich die Gäste nicht noch weiter absetzten. Der Schwede traf zum 5:8, 7:10, 8:11 und 9:12. Du Rietz brachte die Löwen, die ab Mitte der ersten Halbzeit in der 6:0-Abwehr und mit Bastian Rutschmann für Niklas Landin im Tor spielten, dann in Überzahl mit seinem fünften Treffer auf 11:13 heran (20.). Doch dann musste Stefan Kneer zum zweiten Mal für zwei Minuten auf die Bank und die Ungarn konnten den Vorsprung wieder auf vier Tore ausbauen (12:16/24.).

Doch dann drehten die Löwen auf und drehten in fünf Spielminuten die Partie. Fünf Spielminuten, in denen plötzlich alles klappte und das Glück auf einmal auf der Seite der Badener zu sein schien, zum Beispiel bei einem Pfostentreffer der Gäste. Fünf Spielminuten, in denen die Löwen in der Abwehr so aggressiv zu packten wie man das von ihnen in guten Spielen gewohnt ist und zudem Rutschmann mit drei Paraden glänzte. Und fünf Minuten, in denen in der Offensive auf einmal nicht nur Ekdahl du Rietz treffsicher agierte. Bjarte Myrhol traf zum 13:16, Kneer erzielte das 14:16, Patrick Groetzki netzte zum 15:16 ein, nach einem Fehlwurf von Larsen markierte Gensheimer den Ausgleich und dann traf Alexander Petersson 30 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff zur vielumjubelten 17:16-Führung der Badener – zugleich der Halbzeitstand. „Da haben wir es ein gutes Stück besser gemacht“, sagte Groetzki. Und Jacobsen fand: „Fünf, sechs Minuten haben wir so etwas wie eine Abwehr gestellt.“

Das Löwen-Hoch dauerte zu Beginn der zweiten Halbzeit noch drei, vier Minuten an. Die Badener führten beim 19:17 durch Schmid und 20:18 durch Larsen zweimal mit zwei Treffern, hätten aber höher führen können, ja müssen. Doch Kneer warf bei einem Wurf vom eigenen Kreis – Szeged agierte bei Ballbesitz in Unterzahl stets mit einem weiteren Feldspieler für den Torwart – knapp neben das Gehäuse, bei einem Tempogegenstoß unterlief den Gastgebern ein Fehlpass. Stattdessen drehten plötzlich die Gäste wieder auf und machten mit einem 7:2-Lauf aus dem 18:20 ein 25:20 (43.).

Jacobsen nahm eine Auszeit und stellte die Abwehr wieder auf eine offensive Formation um. Doch auch das brachte nicht wirklich etwas. Szeged erzielte munter weiter seine Tore. Per Siebenmeter, per Gegenstoß, per Positionsangriff. Und falls die Gäste mal keine Idee hatten, warf einfach einer der Rückraumspieler – und traf. Die Badener kamen nie näher als zwei Treffer heran (24:26, 25:27). Im Gegenteil, die Löwen mussten sogar fürchten, das Viertelfinalticket schon aus den Augen zu verlieren. Zehn Minuten vor Spielende lagen sie beim 27:31 schließlich mit vier Treffern in Rückstand.

Die Badener versuchten alles, Larsen agierte nun als Mittelmann, Harald Reinkind kam im Rückraum, Landin hielt den einen oder anderen Ball, aber die Löwen ließen auch die eine oder andere Möglichkeit aus. So reichte es am Ende nicht, den Vier-Tore-Rückstand noch zu verkürzen. So gehen die Löwen mit einer schweren Hypothek ins Rückspiel.

 

Rhein-Neckar Löwen – MOL-Pick Szeged 30:34 (17:16)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (für einen Siebenmeter und 16. – 39.) –  Schmid (5), Gensheimer (8/5), Kneer (1), Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (4), Larsen (2), Reinkind, Guardiola (n.e.), Steinhauser (n.e.), Groetzki (1), Ekdahl du Rietz (5), Petersson (4), Ganshorn (n.e.), Schmidt (n.e.)

MOL-Pick Szeged: Sierra Mendez, Wyszomirski (ab 30.) – Vadkerti, Kallman (2), Garcia Robledo (4), Fekete, Zubai (2), Ilyes (3), Balogh (4), Blazevic, Prodanovic (1), Hegedüs (1), Bombac (5), Garcia Parrondo (9/9), Ancsin (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Juan Carlos Pastor

Schiedsrichter: Stevann Pichon / Laurent Reveret (Frankreich)

Zuschauer: 3370

Strafminuten: 4/12

Siebenmeter: 5/5 – 9/9

Zeitstrafen: Kneer (4) – Balogh (4), Zubai (2), Ancsin (2), Ilyes (4)

Rote Karte: –

Spielfilm: 3:3 (6.), 4:8 (11.), 9:13 (18.), 11:13 (20.), 12:16 (24.), 14:16 (27.), 17:16 (Hz.), 20:18 (34.), 22:25 (43.), 25:27 (46.), 27:31 (51.), 30:34 (Ende)

Beste Spieler: Ekdahl du Rietz, Myrhol, Gensheimer – Bombac, Garcia Robledo, Garcia Parrondo.