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Szmal hält, Groetzki trifft – die Party startet

Mannheim. Alem Toskic stand allein vor dem Tor. Er musste nur noch den Ball an Löwen-Schlussmann Slawomir Szmal vorbeibringen. Doch zehn Sekunden vor Spielende zeigte der Keeper der Badener eine Megaparade, es war seine 20. in diesem verrückten Spiel. „Da haben Bjarte Myrhol und ich geschlafen“, kritisierte Gudjon Valur Sigurdsson sein Abwehrverhalten und das seines norwegischen Kollegen. Doch dann wurde doch noch alles gut. Myrhol schnappte sich nach Szmals Reflex den Ball und schickte Patrick Groetzki auf die Reise, der sechs Sekunden vor dem Abpfiff zum umjubelten 33:32 (14:16)-Sieg traf.

„Ich habe an nichts anderes als die Zeit gedacht. Ich bin nur noch gelaufen und habe relativ schnell geworfen“, sagte der umjubelte Torschütze, der bei aller Freude aber auch mahnende Worte fand: „Wir haben nicht das gezeigt, was wir können. Szmals Reflex war der Wahnsinn – und der Rest auch ein wenig Glück.“ Ähnlich sah es Manager Thorsten Storm: „Wir haben uns diese zwei Punkte erkämpft.“ Aber am Ende sei sein Team auch mit Fortuna im Bunde gewesen. Lethargisch und ohne n die Löwen in die Begegnung, gegenüber dem Auftritt am vergangenen Mittwoch gegen den THW Kiel waren die Badener überhaupt nicht wiederzuerkennen. In der Abwehr klafften immer wieder riesige Löcher, die Celje zu nutzen wusste. Bis zum 5:5 (10.) gestaltete die Mannschaft Trainer Gudmundur Gudmundsson das Geschehen immerhin noch ausgeglichen, doch danach zeigte die Leistungskurve immer weiter nach unten. Entweder wurden die Tormöglichkeiten fahrlässig ausgelassen oder die Löwen spielten ihre Angriffe nicht konsequent zu Ende.

Viele technische Fehler und zahlreiche unsaubere Anspiele wurden zum Markenzeichen bis zum 8:11 (21.). Zarko Sesums feine Einzelleistung zum 11:12 (25.) hätte Signalwirkung haben können, doch danach fielen die Gelbhemden wieder in den alten Trott zurück. Bestes Beispiel: Grzegorz Tkaczyk donnerte den Ball 50 Sekunden vor der Pause völlig übermotiviert fast einen Meter über das Tor, auf der anderen Seite fiel der Treffer zum 14:16-Pausenstand.

„Nach dem Höhepunkt gegen Kiel waren wir nicht ganz bei der Sache. Wir müssen zugeben, dass wir nicht mit der richtigen Einstellung in das Spiel gegangen sind. Das hätte uns teuer zu stehen kommen können“, zeigte sich Andy Schmid selbstkritisch. Er wusste: So viel Glück wie gestern werden die Badener nicht mehr oft haben: „Was in den letzten 30 Sekunden passiert ist, gibt es nicht alle Tage.“ Kapitän Sigurdsson sah das ein wenig anders: „Es ist kein Glück, wenn Szmal den letzten Ball hält. Er ist ein Weltklasse-Torwart.“ Trainer Gudmundsson hatte sogar noch eine dritte Erklärung: „In den vergangenen Wochen ist es in der Schlussphase oft gegen uns gelaufen, jetzt war es einmal umgekehrt. Das war ein Sieg des Willens.“

Bis die zwei Zähler eingefahren waren, mussten die Badener aber zittern und ein gewaltiges Stück Arbeit verrichten. Auch nach Seitenwechsel zeigten die Gelbhemden kein anderes Gesicht. In Unterzahl baute Celje seinen Vorsprung sogar auf 19:15 (35.) aus, den Ernst der Lage hatten die Löwen auch jetzt noch nicht begriffen. Als Szmal binnen weniger Sekunden zwei Mal prächtig parierte, schauten seine Kollegen nur zu, wie der Ball wieder beim Gegner landete. Und als sich dann Oliver Roggisch doch dazu entschied, endlich einmal einzugreifen, war es zu spät: Zeitstrafe, Siebenmeter, Tor.

Die Löwen kämpften sich vor 5765 Zuschauern aber in die Partie und befanden sich beim 30:27 (53.) bereits auf der Siegerstraße, ehe der Faden abrupt riss. „Wir sind nicht mehr gelaufen, haben kein Tempo gemacht – und das wäre fast bestraft worden“, meinte Sigurdsson, während der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen einfach nur kräftig durchatmete: „Ich bin ein bisschen älter geworden.“

Von Marc Stevermüer

 05.12.2010