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Szmal pariert – Groetzki vollstreckt
Mannheim. Als er zehn Sekunden vor der Schlusssirene allein auf das Tor des RK Celje zulief, habe er gar nicht viel nachgedacht, verriet Patrick Groetzki. „Ich wusste ja nicht, wie lange noch zu spielen war“, behauptete der Handballprofi der Rhein-Neckar Löwen. Der Youngster jedenfalls ließ sich die Chance nicht entgehen und warf den badischen Bundesligisten mit seinem vierten Treffer zu einem glücklichen 33:32(14:16)-Erfolg in der Champions League gegen den slowenischen Meister. „Wir haben eine ganze Schippe Glück gehabt“, meinte Thorsten Storm. „Kaza hat den zweiten Punkt ganz allein festgehalten“, fügte der Manager – an den bärenstarken Schlussmann Slawomir Szmal gewandt – erleichtert hinzu.
„Das war eine perfekte Wurffalle – so sind wir nochmal in Ballbesitz gekommen“, scherzte Gudmundur Gudmundsson nach der nervenaufreibenden Partie in der Mannheimer SAP-Arena. „Die Spieler sind eigentlich platt. Trotzdem haben sie bis zum Schluss unglaublichen Siegeswillen gezeigt“, lobte der Löwen-Coach, dessen Mannschaft nach diesem Last-Minute-Erfolg das Ticket für das Achtelfinale der Königsklasse in der Tasche hat.
„Nun wollen wir auch Gruppenerster werden“, kündigte Siegtorschütze Groetzki an und bedankte sich stellvertretend für seine Teamkollegen bei Teufelskerl Szmal: „Sein letzter Reflex war einfach Weltklasse.“ Der polnische Nationalkeeper, der insgesamt 20 Würfe abwehrte, hatte gegen den frei am Kreis stehenden Alem Toskic glänzend pariert, Bjarte Myrhol sich den Abpraller geschnappt, gedankenschnell reagiert und Groetzki mit einem langen Pass in Szene gesetzt.
„Natürlich war da viel Glück dabei – aber das haben wir uns hart erarbeitet“, fand Gudjon Valur Sigurdsson. Widersprechen wollte dem Kapitän, der nach langer Verletzungspause gegen Celje seine ersten Treffer erzielt, keiner. Vor den 5 765 Zuschauern mussten die müde wirkenden Badener nämlich Schwerstarbeit leisten. „Nach dem Highlight gegen Kiel waren wir nicht 100-prozentig konzentriert. Das wäre uns beinahe teuer zu stehen gekommen“, erklärte Spielmacher Andy Schmid mit Blick auf den vorangegangenen 29:26-Triumph gegen den THW Kiel in der Bundesliga.
Die Slowenen nutzten die Gunst der Stunde, verschleppten geschickt das Tempo und hatten lange die Nase vorn – auch dank der Paraden von Keeper Mirko Alilovic, der bei den Löwen einer der Kandidaten für die Szmal-Nachfolge ist. „Celje hat uns alles abverlangt“, betonte Sigurdsson und sprach das aus, was alle im Löwen-Lager und die Fans der Badener dachten: „Wir haben die zwei Punkte geholt – und das ist letztlich das einzige, was zählt.“
Rhein-Neckar Löwen: Myrhol 5, Tkaczyk 5, Gensheimer 5/5, Groetzki 4, Schmid 3,Stefansson 3, Sigurdsson 3, Sesum 2, Bielecki 1, Lund 1, Gunnarsson 1.
RK Celje: Gajic 7, Rnic 6, Toskic 5, Metlicic 4, Vugrinec 4/2, Zorman 3, Koksharov 2, Razgor 1.
Von Christof Bindschädel
06.12.2010