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Thorsten Storm: „So begeisterst du dein Umfeld nicht“

Mannheim. Ola Lindgren kam als Erster, über der Schulter hing seine Sporttasche. Sie baumelte hin und her. Eigentlich wirkte er wie immer, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, Kaugummi kauend wartete er auf den Beginn der Pressekonferenz. Nur eins fehlte: Sein Lächeln. Er hatte es verloren. Der Blick leer, die Stirn in tiefen Falten. Die Enttäuschung stand ihm nach der 26:30-Niederlage gegen Flensburg ins Gesicht geschrieben. Ausgerechnet Flensburg, ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze. Und das ausgerechnet im ersten Heimspiel seit rund zwei Monaten in der SAP Arena. „Wir hatten uns so viel vorgenommen“, zuckte Lindgren mit den Schultern, „wollten unseren Fans eine tolle Leistung präsentieren.“

Was bleibt ist die Frage, haben die Löwen etwa einen Arena-Komplex? Manager Thorsten Storm ist ratlos: „Irgendwie sind wir auswärts tatsächlich besser.“ Eine bittere Erkenntnis, denn gerade ein aufstrebender Klub wie die Löwen muss daheim glänzen: Nur so lassen sich weitere Sponsoren akquirieren, nur so lässt sich eine dauerhafte Zuschauer-Identifikation aufbauen. Storm weiß das. Unmittelbar nach der bitteren Pleite sprach er Klartext: „Das war ein großer Rückschritt.“ Und weiter: „Gegen Teams wie Kiel, Hamburg oder Ciudad Real darfst Du verlieren – aber eben nicht gegen Flensburg.“

Einer, der sein Gastspiel in der SAP Arena in vollen Zügen genossen hat, ist Dan Beutler. Flensburgs Torhüter saugte das Drumherum förmlich auf: „Das ist eine der schönsten Hallen überhaupt“, betonte der „Hexer“. Vielleicht spielt er ja bald selbst in ihr? Die Gerüchteküche brodelt bekanntlich! „Ich habe mir vorgenommen, dass ich dazu nichts sage.“ Beutler grinst, als er das sagt, fasst sich immer wieder an seine Nase. Es schien ihm unangenehm zu sein. Kurz darauf begann er dann von den Gelbhemden zu schwärmen: „Traum-Mannschaft, Traum-Verein, super Trainer. Hier wird über kurz oder lang etwas wirklich Großes entstehen.“

Sein Arbeitstag in der Höhle der Löwen begann äußerst durchwachsen. In den ersten Minuten krachte dem Schweden die Harz-Kugel nur so um die Ohren. „Manch ein Trainer hätte ihn da vielleicht schon rausgeholt. Aber Carlén vertraute ihm und wurde dafür belohnt: Beutler hat das Spiel letztlich gedreht. Er ist ein kluger Torwart“, verneigt sich Löwen-Aufsichtsrats-Chef Jesper Nielsen verbal. Und ein besonnener Zeitgenosse ist er noch dazu. Als in der Schlussphase bei so manchem Protagonisten die Sicherungen durchbrannten, warf sich der 32-Jährige beherzt dazwischen: „Solch ein Gerangel gehört einfach nicht aufs Feld. Ich habe für so etwas keinerlei Verständnis.“

Ein Mann mit vielen Vorzügen also. Storm über Beutler: „Dan ist ein guter Torhüter – mit einem Vertrag in Flensburg.“ Stimmt. Bis 2012 hat sich der Nationalkeeper an die Nordlichter gebunden. Doch das muss kein Hindernisgrund sein. Schließlich soll Flensburg finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet sein. Eine saftige Ablöse käme da (vielleicht) gerade recht…

Storm plagen derzeit aber andere Sorgen: „Wir schauen auf unsere eigenen Baustellen.“ Und dazu zählen unter anderem auch die Torhüter: „Unsere beiden halten mal Weltklasse und mal weniger gut. Diese Schwankungen fallen im Tor besonders auf. Aber diesmal hat man gesehen, dass nicht nur die Torleute große Schwankungen haben. Scade, denn die Tendenz ging zuletzt in die richtige Richtung.“ Die eine oder andere Umstrukturierung im Kader ist demnach vorprogrammiert. Vor allem auf der rechten Außenbahn besteht Handlungsbedarf.

Nielsen redet im RNZ-Gespräch auch gar nicht lange um den heißen Brei herum: „Wir brauchen eine Ergänzung zu Patrick Groetzki. Thomas Bruhn wird sie langfristig nicht sein. Er will wieder heim nach Dänemark.“ Kein Problem: Ivan Cupic scharrt ohnehin bereits mit den Hufen und wartet bei Gorenje Velenje angeblich schon seit Wochen auf sein Gehalt. Am Rande des Löwen-Spiels in Slowenien sangen die Heimfans minutenlang: „Gebt den Spielern endlich ihr Geld.“ Ein Cupic-Verkauf in die badische Manege – noch in diesem Jahr – gilt als wahrscheinlich.

Von Daniel Hund

 27.11.2009