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Titelhamster will mit den Löwen Geschichte schreiben

Henning Fritz über seine Vertragsverlängerung, die Nationalmannschaft und seine Ziele mit den Badenern

Henning Fritz ist seit 2007 für die Rhein-Neckar Löwen am Ball. Der 36-jährige Torhüter zog vor wenigen Tagen seine Option und verlängerte damit seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2012. Ehe die Löwen mit der Partie gegen die HSG Ahlen-Hamm am Mittwoch (20:15 Uhr) die Rückrunde in  der Toyota Handball-Bundesliga fortsetzen, sprachen wir mit dem gebürtigen Magdeburger.

Henning, Du spielst für die Löwen Deine vierte Saison, es wird die fünfte folgen. Vor wenigen Tagen hast Du die Option gezogen und Deinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Wie groß ist der Wohlfühlfaktor in Baden für Dich und was gab den Ausschlag, dass Du weiterhin das Trikot der Löwen überstreifen wolltest?

Meine Frau, die beiden Töchter und ich – wir fühlen uns sehr wohl. Das ist für mich die Basis, um erfolgreich Handball zu spielen. Aber die Gründe für meine Verlängerung sind sicherlich auch direkt in meinem Job zu suchen: Ich möchte mit den Löwen noch einige Ziele erreichen.

Deutscher Meister, Pokalsieger, EHF-Cup- und Champions-League-Gewinner – Deine Erfolgsliste mit Deinen ehemaligen  Vereinen SC Magdeburg und THW Kiel ist lang. Ist da vielleicht auch der Ehrgeiz des Weltmeisters geweckt, weil Du bislang mit den Löwen noch keinen Titel gewonnen hast?

Natürlich bin ich noch hungrig. Mit den Löwen einen Titel zu gewinnen, ist ein großes, weil auch historisches Ziel. Denn es wäre dann der erste und wir könnten Geschichte schreiben.  Aber genau das sind auch unsere, das sind auch meine Ansprüche.

Was glaubst Du, ist in der Rückrunde der Saison 2010/11 noch für die Badener drin?

Unser Ziel ist die direkte Qualifikation für die Champions League, also mindestens Platz drei. Dieses Ziel wollen wir auch verwirklichen.

Wer wird Deutscher Meister?

Es ist wirklich das erste Mal seit Jahren, dass ich bei dieser Frage nicht direkt auf den THW Kiel tippe. Der HSV Hamburg sollte es diesmal schaffen.

Wie schätzt Du die Chancen der Löwen im DHB- Pokal und der Champions League ein?

In beiden Wettbewerben spielen wir bislang eine sehr gute Rolle. Aber wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Auch wenn der Titelverteidiger HSV Hamburg aus dem DHB-Pokal bereits ausgeschieden ist. Das erhöht vielleicht die Chance, wenn man das Final Four in Hamburg erreicht hat. Aber noch ist es bis dahin ein Schritt, haben wir das Viertelfinale gegen die MT Melsungen vor der Brust und müssen uns auf uns konzentrieren.

Beim weiteren Programm der Löwen  wird es sicherlich auch darauf ankommen, wie die Nationalspieler nach der Weltmeisterschaft in Schweden  zurück in den Liga-Alltag finden…

Sicherlich kommst du motivierter  von einem großen, internationalen Turnier zurück, wenn du erfolgreich warst. Erfolg lässt die Strapazen schneller vergessen.  Aber wir müssen nun alle prompt umschalten, den Blick auf eine neue Motivation richten, auf unsere Ziele mit den Löwen lenken. Schließlich wollen wir in allen drei Wettbewerben (Meisterschaft, Pokal und Champions League) das bestmögliche Ergebnis erzielen. Und somit gilt es bereits am Mittwoch gegen die HSG Ahlen-Hamm hoch konzentriert zur Sache zu gehen.

Im Februar sind die Löwen fünf Mal vor heimischem Publikum zu sehen. Nach Ahlen-Hamm am Mittwoch (20.15 Uhr), warten mit Wetzlar am Sonntag (15 Uhr) und Magdeburg am Dienstag (20.15 Uhr) zwei weitere Aufgaben in der Bundesliga in nicht mal einer Woche auf die Badener. Dann kreuzt am 20. Februar (15.30 Uhr) der FC Barcelona zum Champions-League-Duell in der SAP ARENA auf. Nach der Liga-Aufgabe in Hannover (23. Februar) müssen die Löwen dann am 27. Februar (17 Uhr) in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle in der Königsklasse gegen den polnischen Vertreter aus Kielce ran. Das geht ja gut los…

Ja, ein ordentliches Programm steht uns da bevor und ich hoffe darauf, dass uns unsere Fans dabei unterstützen werden.

Wie beurteilst  Du das Abschneiden der DHB-Auswahl  mit Platz elf und wie lautet  Dein Kommentar zur Zukunft des deutschen Handballs?

Hätte die DHB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Schweden das Vorrundenspiel gegen Spanien gewonnen, hätte das Turnier für uns vielleicht auch einen anderen Verlauf genommen. Aber tatsächlich sollte es anders sein und es wurden Defizite aufgezeigt. Nämlich, dass dem Bundestrainer die Alternativen fehlen, wenn gestandene Spieler ausfallen. Nun müssen sich der DHB und die Liga besprechen, wie man diesem Problem entgegentritt. Es geht um die Sportart Handball. Bei den Olympischen Spielen in London nicht dabei zu sein oder sich für die Europameisterschaft in Serbien nicht zu qualifizieren und damit 2012 international als deutsche Nationalmannschaft überhaupt nicht aufzutauchen, wäre eine Katastrophe. Deshalb muss es im Sinne aller sein, das Optimale für die – für unsere – Sportart herauszuholen. Und dazu gehört, dass der Bundestrainer in Zukunft keine Probleme haben darf, eine schlagkräftige Mannschaft an den Start zu bringen.

Dein Vertrag läuft nun bis 2012, hast Du Dir über diese Zeit hinaus schon Gedanken über Deine Zukunft gemacht?

Natürlich gibt es Gedanken oder Pläne. Aber zum momentanen Zeitpunkt möchte ich mir das noch offen lassen, konzentriere ich mich voll und ganz auf meinen Job im Tor der Löwen.