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Topduell im Titelkampf, Teil 1

Mannheim. Handball-Deutschland blickt heute (20.15 Uhr) gespannt auf das erste Gipfeltreffen in der noch jungen Bundesliga-Saison. Vor 10 250 Zuschauern trifft der THW Kiel in der Ostseehalle auf die Rhein-Neckar Löwen. Wir haben die Topteams miteinander verglichen.

Torwart

Thierry Omeyer ist der beste Torwart der Welt. Probleme könnte der THW bekommen, wenn der Franzose mal einen schlechten Tag erwischt. Das passiert allerdings fast nie. Mit dem 40-jährigen Peter Gentzel steht ein solider, aber auch in die Jahre gekommener zweiter Torhüter im Kader. Die Löwen-Keeper Slawomir Szmal und Henning Fritz gehören zu den besten ihrer Zunft. Omeyer steht aber trotzdem eine Stufe über ihnen.

Abwehr

Aufgrund der vielen Abgänge musste der THW seine Abwehrformation umbauen. Für den Mittelblock in der 6:0-Abwehr gibt es hauptsächlich vier Spieler: Börge Lund, Filip Jicha, Marcus Ahlm und Momir Ilic. Im Supercup gegen Hamburg wirkte die Abwehr nicht eingespielt, auch beim Bundesliga-Auftakt in Melsungen wackelte die Deckung eine Halbzeit lang. Bei den Badenern war die Defensive in der vergangenen Saison das große Sorgenkind. Deshalb wurden Spieler wie Carlos Prieto oder Bjarte Myrhol verpflichtet, die nicht nur gut, sondern vor allem gerne in der Abwehr spielen. Beim Auftakt gegen Lübbecke offenbarte die Löwen-Defensive in der ersten Halbzeit allerdings einige Schwächen.

Rückraum

Börge Lund spielte in der vergangenen Saison fast nur in der Abwehr, darf jetzt aber auch wieder in der Kieler Zentrale ran. Der Halblinke Filip Jicha kann ebenfalls in der Mitte agieren. Und der erst spät verpflichtete Daniel Narcisse zeigte gegen Melsungen schon seine Qualitäten als Regisseur. Sein Vorteil: Er kennt das System von Coach Alfred Gislason aus gemeinsamen Gummersbacher Zeiten. Das gilt auch für Neuzugang Momir Ilic. Gislason achtet darauf, dass die ehemaligen VfL-Stars gleichzeitig auf der Platte stehen. So gibt es zwischen diesem Duo kaum Abstimmungsprobleme. Im rechten Rückraum ist Kim Andersson eine echte Bank und Christian Zeitz mit seiner Unberechenbarkeit immer eine Alternative. Der THW ist deshalb schwer auszurechnen. Trotz der Abgänge Nikola Karabatic und Stefan Lövgren gehört dieser Rückraum zu den stärksten der Welt. Bei den Löwen glänzte Karol Bielecki gegen Lübbecke mit neun Toren. Gudjon Valur Sigurdssons Qualitäten stehen außer Frage, die Anspiele des Halbrechten Ólafur Stefánsson sind eine Augenweide. In der Breite fehlt jedoch momentan die Substanz: Snorri Gudjónsson gehört erst seit Freitag zum Kader, Siarhei Harbok und Michael Müller spielten keine gute Vorbereitung.

Kreis

In Marcus Ahlm steht ein Weltklasse-Spieler im THW-Aufgebot. Sein Vertreter ist Igor Anic. Der Franzose wird oft unterschätzt, hat sich aber gut entwickelt. Bei den Löwen glänzte Bjarte Myrhol zuletzt als treffsicherer Kämpfer am Kreis. Sein Pendant bei den Badenern ist Carlos Prieto. Der Spanier hat noch Umstellungsprobleme und wurde am ersten Spieltag überhaupt nicht eingesetzt.

Außenpositionen

Auf dem rechten Flügel soll Christian Sprenger in Kiel den Abgang von Vid Kavticnik kompensieren. Das ist ihm bislang nicht gelungen. Dominik Klein zeigte auf der linken Seite zuletzt nicht das, was er kann. In Henrik Lundström hat der THW aber eine erstklassige zweite Option für diese Position. Bei den Löwen befindet sich Linskaußen Uwe Gensheimer in einer überragenden Form. Probleme könnte es auf dem rechten Flügel geben. Neben Patrick Groetzki gibt es keinen gelernten Rechtsaußen.

Prognose

Beide Teams sind nicht eingespielt. Die Qualität im Rückraum spricht aber eindeutig für den THW, der in der Spitze und in der Breite über den besseren Kader verfügt. Eine entscheidende Rolle wird den Torhütern zukommen: Ruft Omeyer sein Potenzial nicht ab, könnte Kiel ein Problem bekommen.

Von Marc Stevermüer