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Trainingsstart der Löwen mit Fußball, Schweiß und Handbremse

Trainerteam will nichts überstürzen und nach langer Pause behutsam wieder einsteigen

Martin Schwalb mit seinem neuen Co-Trainer Klaus Gärtner.

So lange sich die Profis der Rhein-Neckar Löwen nicht gesehen haben, so kurz fällt die erste Ansprache des Cheftrainers aus. Schön, euch wiederzusehen. Gut, dass ihr fit seid. Lasst uns loslegen. Sinngemäß sind es diese drei Sätze, die Martin Schwalb zur Begrüßung an seine Jungs richtet. Danach geht es erst einmal wieder raus aus der Trainingshalle.

Obwohl die Löwen richtig früh dran sind an diesem Montagmorgen, brutzelt die Juli-Sonne schon sehr ordentlich. Angeblich sind es laut Wetter-App 20 Grad im Schatten. Aber gut, mit Schatten ist es auf einem Fußballfeld mitsamt Laufbahn drumherum eher schlecht. Und so läuft der Schweiß auf den sich warmlaufenden Löwen recht schnell recht eindrücklich. Als Ilija Abutovic in die fünfte oder sechste Stadionrunde geht, glänzt er so, als sei er gerade aus der Dusche gestiegen.

Den Kameraden geht es nicht anders, nur dass sie noch die Trainingstrikots beziehungsweise Trainingslaibchen tragen. Nach dem Warmmachen samt Laufschule mit Athletiktrainer Florian Schulz geht es auf den Rasen. Zweimal 20 Minuten Fußball, alt gegen jung. Bis auf Abwehrkante Abutovic, Mikael Appelgren (beide leicht angeschlagen) und Jesper Nielsen (Reha nach Schulterproblemen) stürzen sich alle Löwen mit Begeisterung auf das runde Leder.

Team jung fordert Team alt – und zahlt Lehrgeld

Uwe Gensheimer im Fußball-Modus.

Es dauert eine Weile, bis sich die Reihen neu sortiert haben. Die beiden Löwen-Neuzugänge Albin Lagergren (27 Jahre) und Mait Patrail (32) verstärken Team alt. Team jung legt gut los, vergibt die ersten Chancen. Dann schlägt es auf der Gegenseite erstmals ein: Patrick Groetzki lässt zwei Gegenspieler aussteigen, zieht ab ins lange Eck. 1:0 für alt. Den knappen Vorsprung retten die Jungs um den jüngst 40 Jahre alt gewordenen Alexander Petersson ins Ziel.

Neuzugang Patrail steuert die Treffer zum 2:0 und 4:2 bei und zeigt sich genauso engagiert wie Kollege Lagergren, der ebenfalls das erste Mal im Löwen-Outfit an die Arbeit geht. Wie dem Rest der Truppe kommt dem Neu-Löwen-Duo entgegen, dass Coach Schwalb mit einer gefürchteten Tradition bricht. Anders als in den Jahren zuvor gibt es dieses Mal zum Trainingsauftakt keinen Lauf-Test. Man werde sich in den nächsten Tagen ein Bild von der genauen Verfassung der Spieler machen, sagt der Cheftrainer.

Bloß nichts überstürzen, so lautet das Motto des Vorbereitungsstarts. Alle wissen: Nach vier Monaten ohne Mannschafts- und handballspezifisches Training brauchen die Körper Zeit, um sich an die besondere Belastung des Vollkontaktsportes Handball zu gewöhnen. Niemand will Verletzungen riskieren in einer Saison, die die härteste aller Zeiten werden könnte mit einem Programm, wie es selbst die traditionell randvollen Handball-Kalender bisher nicht kannten. Klar ist: Nur wer seinen Kader einigermaßen unbeschadet durch die anstehende Spielzeit bringt, wird am Ende seine Ziele erreichen.

Pensum wird Stück für Stück gesteigert

Alexander Petersson ist wie immer in blendender Verfassung.

Apropos Ziele. Konkret wird der Coach in dieser Frage noch nicht bei der lockeren Begrüßung. Aber er macht seinen Jungs klar verständlich, dass er seinen Ehrgeiz nicht in der langen Corona-Pause vergessen hat. „Wir wollen erfolgreich sein und werden jetzt die Grundlagen dafür legen, dass wir das auch sein können“, gibt Martin Schwalb seinen Männern mit auf den Weg. Von ihrem Fitnesszustand zeigt er sich angetan. Die Jungs seien fit. „Wenn wir ehrlich sind, hatte ich auch mit nichts anderem gerechnet.“

Nach dem Fußball geht es zum gemeinsamen Ausdehnen und Auslaufen, danach wieder in die Halle. Dort warten fertig gepackte Klamotten-, Taschen- und Kofferkontingente auf die Spieler. Es wird ausgepackt, anprobiert, getestet und in Listen eingetragen. Die neuen Stoffe von Exklusivpartner und Ausrüster PUMA werden liebevoll unter die Lupe genommen. Schließlich handelt es sich um die „Arbeitskleidung“ für ein ganzes Jahr.

Kurz und knackig fällt die Verabschiedung nach der Kleiderausgabe aus. Am Dienstag geht es weiter mit der nächsten Einheit. Stück für Stück werden die Zügel fester angezogen, sagt Martin Schwalb. Schließlich gehe es darum, nun die Basis zu schaffen für eine echte Mammutsaison. Trainingshalle und Laufbahn werden die Löwen in den nächsten Tagen noch sehr ausführlich beackern.