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Trotz Reisestress mit kühlem Kopf (MM)

In einem knallharten Duell setzen sich die Rhein-Neckar Löwen 30:27 bei der MT Melsungen durch / Schmid nicht zu halten

KASSEL. Zagreb, Charkow, Melsungen – insgesamt waren die Rhein-Neckar Löwen in der vergangenen Woche rund 6500 Kilometer auf Reisen. Doch neben den Strapazen und der knappen Zeit für Übungseinheiten hatte die Zeit in Flugzeugen, Bussen und Hotels offenbar auch ihr Gutes. „Gerade auf der Reise nach Zaporozhye haben wir uns mal in die Augen geschaut und festgestellt, dass wir jetzt noch einmal eine Schippe drauflegen müssen“, gab Löwen-Regisseuer Andy Schmid einen Einblick in die Gespräche nach den doch eher bescheidenen Auftritten in der Liga gegen Eisenach und in der Champions League bei RK Zagreb. Und die Gespräche haben offenbar gefruchtet: Mit 30:27 (12:12) setzten sich die Badener gestern in einem eisenharten Duell bei der MT Melsungen durch und halten damit weiter Anschluss an die Spitzenteams der Liga.

„Mal sehen wie die Löwen die Reise in die Ukraine wegstecken“, war nicht zuletzt Bundestrainer Martin Heuberger auf die Auseinandersetzung gespannt, aber die Löwen zeigten von Beginn an, dass sie auf die harte Gangart der Nordhessen vorbereitet waren und ihrerseits ebenfalls nicht zurückstecken wollten. Allein im ersten Durchgang hagelte es sieben Zeitstrafen auf beiden Seiten, die Schockwellen mancher Zweikämpfe waren bis auf die Tribüne zu spüren.

„Vor allem die Müller-Zwillinge sitzen vor so einem Spiel bestimmt vier Tage lang in der Sauna – so heiß waren die“, berichtete Spielmacher Andy Schmid. Doch die Gelbhemden ließen sich zu keiner Zeit aus dem Konzept bringen. Einen 5:8-Rückstand in der ersten Halbzeit (17.) steckten sie ebenso weg wie das 19:17 Melsungens im zweiten Durchgang (42.). Mit einem 4:0-Lauf drehten die Löwen das Ergebnis trotz einer Roten Karte gegen Kim Ekdahl du Rietz und einer anschließenden Zeitstrafe gegen Patrick Groetzki sogar in eine 21:19-Führung. Selbst mit zwei Mann weniger auf dem Feld fand der überragende Regisseur Schmid (10/4 Tore) die Lücke, holte einen Siebenmeter heraus und verwandelte den Strafwurf zum 22:20 aus Löwen-Sicht (48.).

„Andy war heute in Weltklasse-Form und hat jederzeit die Verantwortung übernommen“, lobt Trainer Gudmundur Gudmundsson seinen Spielmacher, der beim 24:21 auch den ersten Drei-Tore-Vorsprung erzielte (51.) und damit endgültig die Weichen stellte. Bis zum 30:27-Endstand kam Melsungen dann nicht mehr näher heran, weil die Nordhessen nun auch eine Vielzahl von technischen Fehlern produzierten.

Lob von MT-Trainer Roth

„Heute hat man den Unterschied zwischen Platz sechs und Champions League gesehen“, betrachtete MT-Trainer Michael Roth die Cleverness der Löwen und die individuelle Klasse des Tandems Schmid/Myrhol als ausschlaggebend für den Ausgang des Spiels. Löwen-Manager Thorsten Storm imponierte vor allem der Wille der gesamten Mannschaft. „Mit Blick auf die Reisen sind wir hier eigentlich nur mit einem halb vollen Tank angekommen. So ein Spiel dann im roten Bereich zu drehen, verdient Respekt“, meinte der Manager zum abgezockten Auftritt der Badener.

Von Thorsten Hof