Veröffentlichung:

Die Löwen mit großem Kampf (RNZ)

Kassel. Danach machten sie das, was sie am liebsten machen: feiern. Dann hüpfen die Rhein-Neckar Löwen, formieren sich zu einem Kreis. Lachen, grinsen um die Wette. Und gerade gestern hatten sie auch allen Grund dazu. Denn es war das dritte Ausrufezeichen in acht Tagen. Der dritte Kraftakt, der dritte Sieg. Diesmal in der Bundesliga. In Kassel, gegen starke Melsunger. Mit 30:27 (12:12) vor 3727 Zuschauern.

Klar, dass da auch der Manager jubelte. Und wie er das tat. Thorsten Storm, der Glückliche: „Ein Riesen-Kompliment an diese Truppe. 6500 Kilometer an Reisen in den Knochen, ein Tag Vorbereitung auf einen solchen Fight und am Ende mehr Luft und Power als der Gegner!“

Stichwort Power: Auf der Platte ging es heiß her. Hin und her, vor und zurück – mit einer unglaublichen Intensität. Spielerisch war’s hingegen nicht das Gelbe vom Ei, kämpferisch dafür umso mehr. Insbesondere die Heim-Sieben warf alles in die Waagschale. Auffällig: die beiden Müller-Zwillinge. Philipp und Michael, der Ex-Löwe. Immer wieder krachten sie aus dem Rückraum in den badischen Abwehrblock, sprangen dort hin, wo es weh tut.

Das zahlte sich aus. Nach 17 Minuten lag die MT mit 8:5 vorne. Und die Gäste? Die kamen kaum zum Wurf, rannten sich vorne permanent fest. Fehlte da etwa die Kraft, die Leichtigkeit nach dem Königsklassen-Dauerstress? Kurze Antwort: nein. Uwe Gensheimer und Co. bissen sich nun fest. Glänzten nicht, aber kämpften sich zu einem 12:12-Pausenstand.

Nach dem Wechsel wurde aus Kampf dann oftmals auch Hektik. Rudelbildung mal links, mal rechts. Und stets mittendrin statt nur dabei: die Müller-Brüder. Das sah auch ein TV-Experte so. Stefan Kretzschmar, der Fachmann von Sport1. Sein Zwischenfazit: „Es müllert.“

Wie auch immer, nun war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Trafen die einen, legten die anderen nach. Oft im Blickpunkt: Oliver Roggisch, der Abwehrchef der Löwen, der nach RNZ-Informationen bereits nach dieser Saison in die Marketing-Abteilung der Gelben wechseln wird. Den Unterschied machte jetzt aber ein anderer. Ein Kreativer. Andy Schmid, von Beruf Denker und Lenker, Spielmacher. Der Schweizer riss die Partie an sich, sorgte beinahe im Alleingang für die finale Löwen-Party. Mit zehn Toren und vielen genialen Pässen.

In Zahlen: In der 44. Minute lagen die Besten aus dem Südwesten noch mit 17:19 hinten, zwei Minuten später mit 20:19 vorne. Die Wende! Die Löwen gaben die Führung nicht mehr aus der Hand, bauten sie phasenweise auf vier Treffer aus (23:27/54.).

„Das war heute ein 50:50-Spiel“, pustete Schmid Sekunden nach der Schluss-Sirene tief durch. „Wir haben es damit geschafft, uns oben festzukrallen. Jetzt fahren wir glücklich nach Hause.“ Schmunzelte der Rechtshänder, der sich längst im Dauergrins-Modus befand. Wie sein Manager. Der verteilte dann auch noch ein Sonderlob an seinen Trainer, an Gudmundur Gudmundsson, den Vater des Erfolgs: „Das war ein schwieriges und richtungsweisendes Spiel für uns. Gudmi hatte es nicht leicht, er hat die Mannschaft wirklich sehr gut eingestellt.“

Melsungen: Michael Müller 7, Danner 6, Sellin 5/1, Allendorf 4, Philipp Müller 4, Vuckovic 1.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 10/4, Gensheimer 6, Gorbok 4, Myrhol 3, Petersson 3, Ekdahl du Rietz 2, Groetzki 2.

Spielfilm: 1:2, 5:5, 8:5, 10:7, 10:9, 12:12 (Halbzeit), 14.15, 19:17, 19:21, 23:26, 25:28, 26:30, 27:30 (Endstand). 

Von Thorsten Hof