Veröffentlichung:

Trotzreaktion gegen Hildesheim? (RNZ)

Kronau. Bei den Rhein-Neckar Löwen ging es gestern morgen gemütlich zu. Zumindest auf den ersten Blick: Man saß zusammen, bildete einen großen Halbkreis, versammelte sich gemeinsam vor einem Videorekorder samt TV-Gerät. Das Popcorn und die Cola fehlten allerdings. Doch danach war Uwe Gensheimer und Co. ohnehin nicht. Es war nämlich ganz schwere Kost, die ihnen da vorgesetzt wurde. Es gab nochmal einen Nachschlag vom Tiefschlag in Lübbecke (31:32), vom Drama in zwei Akten.

Trainer Gudmundur Gudmundsson führte Regie, spulte vor und zurück, ließ nichts aus. „Sich so etwas anzuschauen, fällt niemandem leicht“, schnauft Gudmi und holt tief Luft: „Diese Punkte haben wir nämlich auf ganz unnötige Art und Weise verloren, regelrecht weggeschmissen.“

In seinen Worten schwingt nach wie vor die pure Enttäuschung mit. Er ist dieser Tage weit entfernt von dem Gudmi, den man kennt. Von dem Gudmi, der gerne und viel lacht. Bei dem dann das ganze Gesicht in Bewegung ist und zum Mitlachen animiert.

Momentan sind da nur Sorgenfalten. Und diese ständigen Fragen, die ihn unterbewusst permanent beschäftigen. Zusammenfassen lassen sie sich leicht: alle beinhalten ein „Warum“. Gudmundsson: „Ich verstehe nicht, warum wir besser als der Gegner spielen, am Ende aber als Verlierer das Feld verlassen. Und genau diese Thematik holt uns ständig wieder ein.“

Schwingt da vielleicht sogar schon etwas Verzweiflung mit? Macht er sich möglicherweise sogar Sorgen um seinen Job? Schließlich glich der Löwen-Trainerstuhl in der jüngeren Vergangenheit häufig einem Feuerstuhl. Gudmundsson weiß das, doch der Isländer bleibt cool, sagt: „Über so etwas mache ich mir keinerlei Gedanken. Mir geht es nur darum, es zu schaffen, dass wir besser werden.“

Besser ist gut, eigentlich ist man ja meist besser. Gerade, wenn man die Qualität des Kaders als Maßstab nimmt. Aber Qualität ist eben nicht alles: Konzentration und Leidenschaft dürfen im Gesamtpaket nicht fehlen.

Wie auch immer, Hildesheim, das morgen um 20.15 Uhr in der SAP Arena gastiert, wird es nun ausbaden müssen. Eine Trotzreaktion scheint vorprogrammiert zu sein. Eben genau so eine wie es sie in der Vergangenheit häufig gegeben hat, wenn man etwas gut zu machen hatte. Auf Schatten folgte dann meist Licht, bis man über kurz oder lang wieder vom Schatten eingeholt wurde.

Leicht wird es aber auch gegen den Aufsteiger nicht. Gudmundsson warnt jedenfalls schon mal: „Hildesheim hat viele gute und viele schlechtere Spiele gezeigt. Sie zu unterschätzen, wäre fahrlässig.

Von Daniel Hund