Veröffentlichung:

Und wieder heißt es Abschied nehmen (RNZ)

Heidelberg. Als Fan der Rhein-Neckar Löwen kann man vor allem eins: Abschied nehmen. Jahrelange Übung macht da den Meister. Immer im Juni, Saison für Saison, gleichen sich die Bilder, die sich beim letzten Heimspiel in der SAP Arena abspielen. Die halbe Mannschaft bekommt dann Präsente. Blumen oder Bilder. Gerahmte Fotos von sich, aus schöneren, aus glücklicheren Löwen-Zeiten. AmSamstagum16.30 Uhr gegen den Bergischen HC ist es nun mal wieder soweit: der auferlegte Sparkurs will es so.

Sieben Mann gehen, müssen gehen. Sieben Mann, die aber kein sinkendes Schiff hinterlassen, sondern Platz für ein neues machen. Ein moderneres. Mit Matrosen, die den Altersdurchschnitt deutlich senken werden. „Um 5 Jahre“, wie es Manager Thorsten Storm kürzlich im RNZ-Gespräch formulierte. Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst ist da mal Wehmut. Die Trauer um verdiente Spieler.UmKarol Bielecki, den Rückraum-Riesen, zum Beispiel. Seit Dezember 2007 war der pole ein Gelber. Was im schnelllebigen Löwen-Zeitalter einer halben Ewigkeit gleich. Nun wechselt er nach Kielce. Genau die Krzysztof Lijewski und Ivan Cupic auch. Michael Müller (HSG Wetzlar), Robert Gunnarsson (Ziel noch unbekannt), Niklas Ruß (SG Leutershausen) und Henning Fritz (wohl Karriereende) sagen ebenfalls Servus.

Storm wird jedem einzelnen von ihnen morgen nochmals in die Augen schauen. Sie ehren. Wahrscheinlich im Anzug, mit warmen Worten. Doch der Nordmann bekommt Unterstützung. Der Manager verrät: „Auch unser Fan-Club wird sich an der Verabschiedung der Spieler beteiligen.“

Dass die Löwen auch Börge Lund (Vertrag bis 2013) gerne von der Gehaltsliste streichen würden, ist kein Geheimnis. Die Lösung des Problems ist allerdings schwierig. Ein neuer Arbeitgeber müsste gefunden werden. Doch wer reißt sich um einen Spieler, der seit Wochen verletzt ausfällt. Zudem hat der Norweger Verantwortung, ist Papa eines schulpflichtigen Kindes. Da kann man sich nicht einfach so mir nichts, dir nichts aus dem Staub machen. Storm hat Verständnis, sagt: „Wir hoffen, dass es für alle noch eine gute Lösung gibt. Aber bislang hat Börge eben leider noch keinen neuen Klub gefunden.“ Und weiter: „Unser Trainer Gudmundur Gudmundsson hat ihm bereits mitgeteilt, dass wir nicht mehr mit ihm planen.“ Ein Vier-Augen-Gespräch, von dem Lund der RNZ bereits vor zwei Monaten erzählt hatte. Damals war er geknickt und erklärte: „Wenn du so etwas von deinem Trainer hörst, ist das natürlich alles andere als erfreulich.“

Klarheit herrscht mittlerweile übrigens auch in Sachen der Ruß-Nachfolge: „Hier ist eine Entscheidung gefallen. Nun ist unser finanzieller Rahmen aber auch ausgereizt.“ Wer letztlich das Rennen auf der linken Außenbahn gemacht hat, wollte Storm nicht (noch) verraten.

Von Daniel Hund