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Vom kleinen Kim mit großen Füßen zum Hoffnungsträger einer ganzen Nation (SOAK)

Kim Ekdahl du Rietz wuchs in einer ganz und gar nicht sportbegeisterten Familie auf. „Sport interessierte meine Eltern nicht“, berichtet der 22-jährige Rückraumspieler, der zur neuen Saison zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt: „Aber dann begann ich, Handball zu spielen. Und alles änderte sich.“ Aus dem kleinen Kim mit den großen Füßen (Schuhgröße 51) wurde eines der größten Talente im Welt-Handball.

An die glorreichen Zeiten des schwedischen Handballs erinnert er sich genau. In den 1990er Jahren eilten die Skandinavier bei Welt- und Europameisterschaften von Titel zu Titel. „Ich saß vor dem Fernseher und sah die Jungs eine Meisterschaft nach der anderen gewannen. Und jeder Titel hat meinen Wunsch verstärkt, auch Handballer zu werden“, berichtet Kim Ekdahl du Rietz. Die Helden von einst heißen Magnus Wislander, Staffan Olsson, Stefan Lövgren – doch keiner von ihnen war für den 22-Jährigen, der zur neuen Saison zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, ein Idol: „Ein richtiges Vorbild habe ich nicht. Es gibt aber jemanden, den ich richtig gut fand, als ich noch bei Lugi HF in der Jugend aktiv war: Momolu Flemister. Mit ihm spielte ich später in der ersten Mannschaft, als seine Karriere endete und meine begann.“

Seine Heimat Lund verließ Ekdahl du Rietz 2011 mit dem Wechsel zu HBC Nantes. „Für meine persönliche Entwicklung war das der richtige Schritt“, sagt der wurfgewaltige Rechtshänder, der zwar bedauert, dass er zuletzt häufiger verletzt fehlte, sich aber dennoch sicher ist, in Nantes ein besserer Handballer geworden zu sein: „Auch die Erfahrung, im Ausland ganz allein zu sein, hat mich als Mensch reifen lassen. Ein kompletter Spieler bin ich aber noch lange nicht.“

Er befindet sich jedoch auf einem guten Weg. Bei der WM 2011 und der EM 2012 spielte sich der Schwede ins Rampenlicht. Der Halblinke gehört zu den großen Hoffnungsträgern seines Landes, bereits als 16-Jähriger feierte er einst sein Erstligadebüt. Extremen Druck habe er danach nicht empfunden, erklärt der 22-Jährige: „Die Medienlandschaft ist in Schweden anders als in Deutschland. Niemand erwartete etwas Besonderes von mir.“

Und so reifte Ekdahl du Rietz in aller Ruhe. Es gab keinen Hype um ihn, keinen Medienrummel. Niemand jubelte ihn hoch. Nur seine Schuhgröße 51 sorgte schon damals für Schlagzeilen. „Dieses Thema wird mich mein Leben lang verfolgen. Als ich ein Kind war, fand ich es lästig, mich ständig dazu äußern zu müssen. Jetzt ist mir das egal. Wobei ich das gesteigerte Interesse an meiner Schuhgröße immer noch nicht ganz nachvollziehen kann“, sagt der 1,94-Meter-Mann, der in Deutschland mit guten Leistungen und nicht aufgrund seiner Füße von sich reden machen will. Er fühlt sich bereit für die große Bühne. „Jeder Basketballer will in die NBA. Und jeder Handballer in die Bundesliga“, unterstreicht er die Anziehungskraft der höchsten deutschen Spielklasse: „Die großen Hallen, die vielen Zuschauer, die Duelle mit den besten weltbesten Spielern – all das reizt mich. Jede Partie ist eine Party.“

Der Rechtshänder sprüht nur so vor Tatendrang, geht mit Euphorie die neue Herausforderung an. Und eines wird auch ganz schnell deutlich: Ekdahl du Rietz möchte die Fans begeistern, ihnen etwas bieten. Dieser Mann, so viel steht fest, ist ein echter Vollblut-Handballer. „Ich will meinen Teil zu einer vollen SAP Arena beitragen. Wir wollen Spaß auf dem Feld haben und den Fans Freude bereiten. Wenn sie uns sehen, sollen sie sich wünschen, möglichst schnell wiederzukommen.“

Während der Schwede an seinen Deutsch-Kenntnissen noch arbeitet („Momentan kann ich nur ,Hallo‘ sagen“), ist er bei der Suche seiner neuen Heimat schon etwas weiter. Der WM-Vierte von 2011 hat sein Herz an Heidelberg verloren, obwohl er nur ein einziges Mal dort war. Die ersten Eindrücke seien jedoch überwältigend gewesen, eine nähere Überprüfung mit Hilfe des Internets habe ihn in seinem Entschluss bestärkt. „Eine wunderbare Altstadt, ein Fluss mitten im Zentrum. Das ist der Ort, an dem ich sicherlich entspannen kann.“ Die Entscheidung für die Stadt am Neckar habe aber auch ganz praktische Gründe. „Meine Freundin studiert in Schweden, aber wir suchen nach einer Lösung. Heidelberg hat idealerweise eine Universität.“

Das hört sich nach einem langfristigen Plan an, der Vertrag des Halblinken bei den Löwen gilt vorerst jedoch nur für ein Jahr. „Natürlich kann ich mir vorstellen, länger zu bleiben. Ich hoffe es sogar“, sagt der ehrgeizige Rechtshänder. Er hat ein klares Ziel und will in der Bundesliga für Furore sorgen. Denn noch schwärmen die Schweden von Wislander, Olsson und Lövgren. Es ist an der Zeit, dass neue Helden geboren werden.

Kim Ekdahl du Rietz wuchs in einer ganz und gar nicht sportbegeisterten Familie auf. „Sport interessierte meine Eltern nicht“, berichtet der 22-jährige Rückraumspieler, der zur neuen Saison zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt: „Aber dann begann ich, Handball zu spielen. Und alles änderte sich.“ Aus dem kleinen Kim mit den großen Füßen (Schuhgröße 51) wurde eines der größten Talente im Welt-Handball.

Von Marc Stevermüer