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Von Beginn an hellwach sein

Heidelberg. DHC Rheinland, Kellerkind, sicherer Absteiger. Die Ausgangslage vor dem sonntäglichen Gastspiel (17.30 Uhr) der Rhein-Neckar Löwen beim Tabellen-Letzten ist klar. Für die Badener zählt nur ein Sieg. Ein überzeugender, ein ganz deutlicher. Doch genau darin liegt die Gefahr. Die Löwen und die Favoritenrolle, das passt nicht wirklich, passte noch nie.

Seit Jahren tut man sich gegen die vermeintlich Kleinen schwer. Wie ein Fluch lastet das auf den Gelbhemden. Zu unkonzentriert, zu überheblich, ohne den letzten Biss tritt man dann auf. Erst kürzlich gab es wieder mal ein bösen Erwachen: Daheim gegen Wetzlar, gegen ein Team der Namenlosen, reichte es nur zu einem 26:26-Unentschieden. Und nun Rheinland. So mancher Fan macht sich da Sorgen, stellt sich schon mal auf eine erhöhte Fingernagel-Kau-Gefahr ein.

Nicht so Thorsten Storm, der Manager, der Chef hinter Bande. Er sagt: „Ich habe keine Angst. Unsere Jungs wissen, worum es gerade in dieser wichtigen Phase der Saison geht.“ Trainer Gudmundur Gudmundsson, der Chef vor der Bande, nickt, packt seine Stars an der Ehre: „Dort müssen wir einfach gewinnen. Ohne Wenn und Aber.“ Doch da gibt es ein Zauberwort, eines mit 13 Buchstaben, eines, das mit einem K beginnt und mit einem N endet: K O N Z E N T R A T I O N. Sie muss voll da sein. „Gudmi“ weiß das, betont: „Ansonsten kann es dich auch gegen solch einen Gegner kalt erwischen.“

Wobei das Personal des DHC Rheinland diesmal ohnehin besonders motiviert sein wird. Denn durch den Zwangsabstieg des Pleite-Klubs, der seit Mitte der Woche amtlich ist, ist jedes Spiel eine Art Bewerbungsschreiben: Die meisten DHC-Asse sind auf Jobsuche, hoffen auf einen neuen Arbeitgeber im deutschen Oberhaus. Storm bedauert die Entwicklung beim DHC: „Mir tut es leid für den Club, es ist schade, dass es soweit kommen musste.“

Zu verschenken haben die Löwen am Sonntag dennoch nichts. Es gilt gestärkt ins Knaller-Duell, ins Gipfeltreffen am Dienstag gegen die Berliner Füchse, zu gehen. Anwurf ist um 19 Uhr in der Mannheimer SAP Arena. Ein Handball-Fest soll es werden. Mit badischem Happy End. Klar, das ist noch weit weg. Und eigentlich denkt man rings um das Kronauer Trainingszentrum immer nur von Spiel zu Spiel. Doch dieser Tage ist das anders. Berlin hat eine magische Anziehungskraft. Auf Patrick Groetzki zum Beispiel. Der rechte Flügelmann: „Das ist eine Art Endspiel um Platz drei. Und Dritter, das wollen am Ende natürlich wir sein.“

Auch Gudmundsson schielt, blinzelt schon mit einem Auge in Richtung Dienstag. Aber der Isländer verpackt es anders: „Rheinland ist Spiel eins, Berlin Spiel zwei. Und mit Spiel eins starten so langsam die Stunden der Wahrheit.“ Stimmt, der Endspurt steht an, Titel werden vergeben. Die Löwen tanzen noch auf zwei Hochzeiten: In der Königsklasse und im DHB-Pokal. Personell ist man gut gerüstet. Alle sind fit.

Bis auf Torhüter Kasa Szmal und Rückraum-Mann Michael Müller. Aber die befinden sich auf einem guten Weg: „Beide trainieren schon wieder mit uns mit“, freut sich Gudmundsson. Wann genau das Duo auf die Platte zurückkehren wird, ist noch unklar. Während es für Szmal möglicherweise schon gegen Berlin – die RNZ berichtete – reicht, muss Müller sich noch etwas gedulden. Gudmundsson: „Michael ist nach seinem Kreuzbandriss auf dem richtigen Weg, aber wir geben ihm die Zeit, die er braucht.“

Von Daniel Hund

 18.03.2011