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Von Schildkröte Kalli, einem Leben ohne Handball und der Gemeinsamkeit mit Björn Borg

Seit dem 1. Juli 2015 ist ERIMA der neue Ausrüster der Rhein-Neckar-Löwen. Gemeinsam mit den Löwen und ihrem Partner engelhorn sports hat ERIMA Mannheim besucht – den Spielort des Vizemeisters. Zwei Tage lang, mit zwei Autogrammstunden mit den Profis Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Mads Mensah Larsen und Mikael Appelgren.

Für große Aufmerksamkeit sorgte dabei ein achtstündiger Wurfwettbewerb gegen den Robokeeper. Mitten in der Innenstadt von Mannheim, auf den Kapuzinerplanken, eingerahmt von den engelhorn-Modehäusern. Zu gewinnen gab es unter den Teilnehmern einen ganz besonderen Preis: Ein gemeinsames Mittagessen und eine private Talk-Runde mit Uwe Gensheimer und Mikael Appelgren, dem neuen Torwart der Löwen. Dieses unvergessliche Erlebnis haben Timo Malik und Benedikt Ruck gewonnen.

Timo Malik ist 11 Jahre jung und mit seinen Eltern extra von Schlierstadt nach Mannheim gefahren, um sein Idol Uwe Gensheimer im Rahmen der Autogrammstunde bei engelhorn sports einmal live zu sehen. 260km oder drei Stunden Fahrt für ein Autogramm hat die Familie auf sich genommen. Gemeinsam mit dem zweiten Gewinner sitzt Timo wenig später mit dem Kapitän der Löwen beim Mittagessen, der zweite Gewinner heißt Benedikt Ruck. Er ist 22 Jahre jung, studiert in Mannheim und spielt selbst ambitioniert Handball. Er wollte den Torwart-Roboter bezwingen, eine kamera-gesteuerte Maschine mit höchster Präzision. Idealerweise drei Mal bei drei Würfen. Getroffen hat er kein einziges Mal. Wie bei Malik hat am Ende das Los entschieden. Bei Salat mit Lachs und Chickenburger, Spezi und Mineralwasser erlebten die beiden Gewinner einen unvergesslichen Nachmittag, ein 70-minütiges Gespräch mit den beiden Spielern der Löwen über den Dächern von Mannheim.

Benedikt fragt Uwe Gensheimer: „Was hast du eigentlich mit deinem Handgelenk gemacht? Kann man das lernen, so beweglich zu werfen wie du?“ Der Kapitän der Löwen erklärt: „Extra gebrochen habe ich es mir sicher nicht! Im Ernst: Ich habe früh angefangen diese Würfe zu üben. Zu Hause vor der Fensterscheibe, die wie ein Spiegel wirkte. Dann habe ich mir vorgestellt, wie der Torwart mich sieht und wie ich ihn austricksen will. Ich habe mit allem geworfen, am liebsten aber mit zu einem Ball gerollten Socken! Stundenlang. Manchmal habe ich meiner Mutter das Wäschereck zerschossen, dann musste ich fliehen“, lacht Gensheimer. Timo fragt nach: „Wie alt warst du damals?“„So alt wie du, also D-Jugend.“

Mikael Appelgren schaut ungläubig auf Gensheimers Unterarm und sein Handgelenk, dann erzählt er aus seiner eigenen Erfahrung: „Ich habe mein erstes Spiel in der Bundesliga gegen die Löwen und Uwe gespielt. Ein paar Bälle habe ich sogar gehalten und war richtig stolz, aber Uwe wirft wirklich wie ein Magier. Du siehst nix und dann schlägt es plötzlich ein. Wir haben damals natürlich verloren. Ich habe noch nie in der SAP Arena gewonnen“, gesteht der schwedische Nationalspieler. Gensheimer grinst: „Das wird sich hoffentlich jetzt ändern“. Appelgren ist Torhüter, eine der wichtigsten Positionen im Handball überhaupt. Timo stellt die nächste Frage an den Skandinavier: „Hast Du eigentlich gar keine Angst, wenn die Angreifer dir die Bälle mit voller Wucht auf den Körper werfen?“ „Doch, habe ich. Vor den Spielern, die nicht wissen wohin sie werfen wollen. Das passiert Uwe nie“, antwortet Appelgren.

Timo trägt stolz das neue ERIMA-Trikot mit der Nr. 3 von Uwe Gensheimer. Er fühlt sich von Sekunde zu Sekunde wohler in der Runde mit den beiden Sport-Profis und erzählt von seinen Tieren. Von seinem Hund, der Katze, zwei Hasen, Meerschweinchen… Gensheimer unterbricht den Schüler staunend: „Wohnst du auf einem Bauernhof?“ Der junge Fan schüttelt den Kopf – und der Löwen-Kapitän gibt zu: „Ich habe auch ein Haustier – eine Schildkröte. Die heißt Kalli.“ Benedikt hakt ungläubig nach: „Und die lebt bei dir in der Badewanne, oder wo?“ Der Linksaußen lächelt: „Das ist eine griechische Landschildkröte, die lebt nicht im Wasser. Und Kalli heißt sie als Abwandlung von Karl-Heinz, nicht weil sie so dick ist wie der ehemalige Fußball-Manager Calli….“ Der Tisch lacht. Dann wird es ernst.

Benedikt will wissen, wie Uwe seine Karriere plant, wie lange er spielen will, was danach kommt. Trainer? Manager? Die Antwort kommt wohlüberlegt: „Man kann bis zu einem Alter von ca. 33-35 Jahren spielen, abhängig davon, ob man ohne schwere Verletzungen durch die Karriere kommt. Ich weiß aber noch nicht, ob ich wirklich im Handball bleiben will. Ich studiere neben meiner Sportlerlaufbahn BWL, will da unbedingt meinen Abschluss machen, auch wenn es etwas länger dauern wird. Ich habe auch geschäftliche Ambitionen.“  Uwe Gensheimer meint seine Sockenfirma UANDWOO, die er mit Teamkollegen Andy Schmid gegründet hat, und die mittlerweile auch Unterwäsche vertreibt.

Der Nachsatz von Gensheimer zeigt seine ganze strategische Sachlichkeit: „Ich will mir alle Möglichkeiten offen halten, könnte mir auch ein Leben ganz ohne Handball vorstellen.“ Benedikt reicht die Frage gleich an Mikael weiter: „Und du? Was willst du nach deiner Spieler-Karriere machen?“ Appelgren antwortet schnell und klar: „Ich will unbedingt im Handball bleiben. Als Torwarttrainer! Diese Position ist bei vielen Klubs noch nicht so richtig besetzt, aber in anderen Sportarten wie im Fußball eine feste Institution – das muss im Handball auch so werden. Das wäre später genau mein Job!“ Welche Ziele hat Appelgren noch, möchten die beiden Gewinner wissen. „Ich möchte Tennis spielen lernen. Die Haare von Björn Borg habe ich ja schon“, lacht der Torhüter und wird dann melancholisch: „Wir Schweden waren früher eine richtige Tennis-Großmacht: Borg, Edberg, Wilander. Wahnsinn. Und heute, schade.“ Während sich die Handballfans ihr Essen schmecken lassen, kommt automatisch die Frage nach der Ernährung. „Müssen Handballer sehr auf die Ernährung achten, Mikael?“ „Ja, klar. Sonst kannst du nicht richtig fit sein, nicht austrainiert. Ich kann doch nicht alles in mich hineinstopfen, worauf ich gerade Lust habe. Aber ab und zu darf man auch mal einen Burger essen“, grinst Appelgren.

Benedikt mustert den Modellathleten Uwe Gensheimer und fragt ehrfürchtig: „Ist eine Vorbereitung auf eine Handballsaison wirklich so brutal hart? Du hast doch kaum eine richtige Pause gehabt, oder hast du überhaupt mal einen Tag ohne Sport verbracht?“ Der vierfache Handballer des Jahrs von 2011-14 nickt: „Ich war drei Wochen in Mexiko im Urlaub. Da habe ich auch mal einen Tag gar nichts gemacht, aber man trainiert dennoch regelmäßig, um den Rhythmus zu halten. Laufen, Schwimmen. Und die Vorbereitung muss hart sein, wir müssen und wollen doch leiden, damit wir die vielen Spiele körperlich schaffen. Egal wie der Modus auch ist oder diskutiert wird. Am Ende gilt: je mehr Spiele wir haben, desto erfolgreicher sind wir! Neben einigen Autogrammen darf natürlich auch ein Abschlussfoto zum Ende des Treffens nicht vielen. Die beiden Gewinner strahlen – und bedanken sich bei ERIMA und den Rhein-Neckar Löwen für einen unvergesslichen Nachmittag.