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Vorfreude auf das Final Four

Heidelberg. Die Erinnerungen sind noch frisch. Es war der 20. Februar 2011, ein heißer, extremhektischer Handball-Nachmittag in der SAP Arena. Das lag am Spiel, an der Schlussphase eines denkwürdigen Harzball-Gipfels: 13.200 Fans sahen damals den Champions-League-Gruppenknaller zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem ruhmreichen FC Barcelona. 38:38 stand’s am Ende. Oder doch nicht? Die Spanier kamen jedenfalls auf eine andere Zahlenkombination, pochten auf einen 39:38-Auswärtscoup, auf ein Tor, das laut Kampfgericht keines war, einen Wurf, der erst nach der Schluss-Sirene über die Torlinie der Löwen sauste. Die Südländer fluchten, schimpften, entwickelten gar Verschwörungstheorien.

Nein, harmonisch trennten sie sich nicht, die Kreis-Toreros und die Badener. Da ist noch eine Rechnung offen. Und die kann nun früher beglichen werden, als alle dachten: Am nächsten Samstag um 15.15 Uhr sehen sich beide wieder. In einer anderen Halle, aber im gleichen Wettbewerb: Beim Final Four in der Kölner Lanxess-Arena kommt es zur Neuauflage. Dass die Barca-Fraktion mit Schaum vor dem Mund aufkreuzen könnte, glaubt Thorsten Storm nicht. Der Löwen-Manager: „Dort werden alle Mannschaften heiß sein. Schließlich ist es die Weltmeisterschaft für Vereine.“

Und der „Weltpokal“ soll möglichst in Deutschland bleiben, von der Dom- in die Quadratestadt wandern. In der Mannheimer Geschäftsstelle würde man ihn hegen und pflegen. Tägliche Streicheleinheiten inklusive. Spaß beiseite: Das Rudel lechzt förmlich nach dem ersten Titel. Denn nur die zählen, bleiben im Gedächtnis, bringen Ruhm und Anerkennung. Vielleicht ist es ja auch ein kleiner Vorteil, dass diesmal etwas fehlt, das den Löwen beim kürzlichen nationalen Pokal-Showdown noch zum Verhängnis wurde: der Druck. In Köln erwartet niemand etwas von ihnen. Vieles kann, nichts muss. Storm: „Wir sind hier als Qualifikant gestartet und mussten einen langen und schweren Weg zurücklegen…“

Tiefstapelei? Eher Vorsicht. Insgeheim weiß er natürlich, was drin ist, was gehen kann, wenn alles passt, wenn ein Rädchen ins andere greift. In der Königsklasse sowieso. „Dort haben wir unsere stärksten Spiele gezeigt“, sagt Storm, „trotzdem sind wir aus meiner Sicht der große Außenseiter in Köln.“ Und Barcelona? Storm: „Der große Favorit.“

Das kann man so sehen, ist aber bedeutungslos für das anstehende direkte Halbfinal-Duell. Denn im internen Vergleich haben die Badener in dieser Saison bislang die Nase vorn: Dem Remis in Mannheim ging ein 31:30-Auswärtscoup der Gelbhemden voraus. Storm, der Nachdenkliche: „Vielleicht liegt Barca uns ja besser als andere Mannschaften. An einem guten Tag ist ohnehin alles möglich.“

Neuigkeiten gibt es in Sachen künftigem Löwen-Kader. Nach RNZ-Informationen soll Linksaußen Niklas Ruß (Friesenheim) der Mann sein, der Gudjon Valur Sigurdsson ersetzt, wenn es ihn nach Kopenhagen zieht. Marc Rapparlie, sein Manager, wollte das auf Nachfrage nicht bestätigen: „Bislang haben da noch keine abschließenden Gespräche stattgefunden.“

Von Daniel Hund

 20.05.2011