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Vorfreude aufs Heimspiel

Kronau. Ein Mal deutscher Meister, drei Mal DHB-Pokal-Sieger: Kent-Harry Andersson und die SG Flensburg-Handewitt – das war eine bärenstarke Verbindung. Fünf Jahre lang. Von 2003 bis Dezember 2008 stand der Schwede an der Flensburger Förde auf der Kommandobrücke, räumte dort an der Seite von Thorsten Storm kräftig ab. Morgen holt ihn nun die Vergangenheit wieder ein Stück weit ein. Der sportliche Baumeister des Flensburger Höhenflugs empfängt die Nordlichter mit seinem neuen Klub: Um 19.15 Uhr (live im DSF) kommt Flensburg in der Mannheimer SAP Arena, um den Rhein-Neckar Löwen ein Bein zu stellen.

Klar, dass es für den Sportlichen Leiter kein Spiel wie jedes andere ist. Wobei sich der 60-jährige Handball-Fuchs nichts anmerken lässt: Völlig relaxt saß er gestern im Regieraum des Kronauer Trainingszentrums, nippte entspannt an seinem Kaffee und stand der Presse Rede und Antwort. Höchstwahrscheinlich war es aber nur die Ruhe vor dem Sturm: „Wenn ich am Mittwoch auf der Bank Platz nehme“, huscht ihm ein Schmunzeln übers Gesicht, „dann ist da wohl schon ein besonderes Gefühl.“

Doch Zeit für herbstliche Melancholie bleibt ohnehin nicht. Nachlegen lautet die Vorgabe, gewinnen die Mission. Denn nach den beiden Gala-Vorstellungen in Lemgo und Velenje will es das Rudel endlich auch mal wieder daheim krachen lassen. Fast zwei Monate ist es nun her, dass die Löwen durch ihre heimische Manege gesaust sind. „Wir waren wirklich viel unterwegs“, sagt Trainer Ola Lindgren, „umso größer ist die Vorfreude auf die SAP Arena. Wir hoffen auf eine Super-Unterstützung unserer Fans.“ Und eine gut gefühlte „Hütte“ scheint vorprogrammiert zu sein: Aktuell sind rund 8.500 Tickets abgesetzt worden. Gerechnet wird mit 10.000 Sympathisanten. Und denen möchte man etwas bieten.

Denn die Fangemeinde lechzt förmlich nach einem ähnlichen Schützenfest wie kürzlich in Lemgo. Lindgren auch. Doch der Schwede ist Realist, weiß den Paukenschlag beim TBV richtig einzuschätzen: „Solch einen Tag, an dem wirklich alles passt, kannst du nicht immer haben. Aber wir werden alles geben“, verspricht er. Was auch bitter nötig sein wird.

Schließlich ist Flensburg – trotz der vielen Abgänge in den letzten Jahren – alles andere als Fallobst. Andersson warnt vor allem vor drei Spielern: Torhüter Dan Beutler, Kreisläufer Michael Knudsen und Oscar Carlén. Carlén, 21, hebt er gar in den Handball-Olymp: „Das ist ein Riesen-Talent, das in ein, zwei Jahren möglicherweise schon der beste Halbrechte der Welt sein wird.“ Kopfzerbrechen bereiten Andersson zudem die schnellen Gegenstöße der Flensburger: Die Distanz zwischen den beiden Kreisen überbrücken Carlén und Co. in Windeseile.

Genug geschwärmt, denkt sich auch Lindgren, holt tief Luft und spricht aus, was noch vor rund zwei Wochen von vielen belächelt worden wäre: „Die Gegner müssen momentan auf einem ganz hohen Level spielen, wenn sie gegen uns etwas holen möchten.“ Selbstbewusstsein pur….

Von Daniel Hund

 24.11.2009