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Was Schwalbe am Freitag nicht schmeckte und am Sonntag besser werden soll

Vor dem Finale des BGV Handball Cup spricht der Löwen-Trainer über seine Ansprüche, schwache Minuten gegen Göppingen und einen lieb gewonnenen Weggefährten

Martin Schwalb tauscht sich aus mit Andy Schmid.

Davon, dass Martin Schwalb im Moment seinen Beruf mit besonderer Freude ausübt, weil er endlich wieder eben diesen Beruf ausüben darf, davon war in der 12. Minute beim Spiel am Freitag nicht viel zu spüren. Mit dem Start seiner Mannschaft ins Halbfinale des BGV Handball Cup gegen FRISCH AUF! Göppingen war Schwalbe überhaupt nicht einverstanden. Intensiv redete er auf seine Jungs ein, gestikulierte ausgreifend.

Dass sich Martin Schwalb dieser Tage in seinem Amt als Löwen-Trainer so wohlfühlt, hat auch etwas mit der Reaktion seiner Spieler auf besagte Ansprache zu tun. Der erfahrene Übungsleiter hatte sich gerade aus dem Auszeit-Kreis verabschiedet, die Schiedsrichter das Spiel wieder starten lassen, da nahm sich Lukas Nilsson die Kugel und marschierte auf Biegen und Brechen Richtung Tor. Das Ergebnis: ein Siebenmeter. Uwe Gensheimer, dieser Tage wahlweise ein ziemlich gut aufgelegter Linksaußen oder pfiffiger Aushilfs-Spielmacher, versenkte den Wurf vom Strich eiskalt, verkürzte cool auf 6:7.

In den rund 18 Minuten bis zur Halbzeit machten die Löwen aus einem 5:7 ein 19:14. Martin Schwalb sah es mit Wonne. Wie seine Jungs nach der Auszeit in der Abwehr schufteten, sich Bälle eroberten und die daraus resultierenden freien Würfe restlos in der Bude von Gegner Göppingen unterbrachten – das war schon schön anzusehen. Und hoch effektiv. „In den ersten 15 Minuten hat mir das gar nicht gefallen. Wir haben in der Abwehr gar keinen Zugriff gehabt, Göppingen agieren lassen und Apfel bei uns im Tor im Stich gelassen. Im Angriff dachten wir, das könnten wir im Stand erledigen“, sagte Schwalbe auf der Pressekonferenz nach dem 34:21-Kantersieg, um dann den Bogen so zu kriegen wie seine Mannschaft die Kurve.

Der Knackpunkt oder eine Auszeit mit Folgen

Martin Schwalb ist ein Freund offener und klarer Worte.

„Das alles habe ich in der Auszeit angesprochen, und dann ist das auch die Qualität einer solchen Mannschaft, dass sie das verändern kann“, erklärte der Löwen-Coach und verwies auf die deutliche Steigerung in allen Teilen des Teams. FRISCH AUF!-Trainer Hartmut Mayerhoffer widersprach dem PK-Sprecher, dass die Niederlage aus seiner Sicht sicherlich zu hoch ausgefallen sei: „Nein, die ist nicht zu hoch ausgefallen. Die ist so ausgefallen, wie der Spielverlauf war. Wir haben sehr, sehr gut begonnen. Dann haben unsere technischen Fehler zugenommen, und diese Fehler bestrafen die Rhein-Neckar Löwen. Zweite Halbzeit haben wir dann Lehrgeld bezahlt.“

Am Sonntag ab 13.15 Uhr spielen die Löwen im Finale um den BGV Handball Cup (live im SWR-Fernsehen), Göppingen ab 16 Uhr gegen den TVB Stuttgart um Platz drei. Für Martin Schwalb gibt es einen Grund zur Vorfreude – natürlich neben der ersten Gelegenheit auf einen Titel mit seinem noch verhältnismäßig neuen Klub. Im Finale gegen HBW Balingen-Weilstetten gibt es ein Wiedersehen mit Matthias Flohr. Sieben Jahre lang war Schwalbe Flohrs Trainer in Hamburg, gemeinsam gewannen sie unter anderem die Champions League. 2019 wechselte der Klasse-Linksaußen in Balingen vom Feld auf die Bank als Co-Trainer von Chefcoach Jens Bürkle.

„Matti ist ein cooler Typ und war einer der wichtigsten Spieler beim HSV. Er war der „Agressive Leader“. Ich freue mich sehr, ihn zu sehen“, sagt Martin Schwalb über den heute 38-Jährigen. Auf dem Feld erwartet die Löwen und ihren Trainer eine eingespielte und eingeschworene Gemeinschaft, in der es keine Stars, aber jede Menge Handball-Arbeiter gibt. Ins Finale gekommen sind die Balinger nicht ganz so deutlich wie die Löwen, aber auch mit drei Siegen aus drei Spielen. Mit Göppingen, den tapfer kämpfenden Konstanzern und einem starken TVB Stuttgart hatte es HBW auch nicht gerade mit Laufkundschaft zu tun. Dass sie den Löwen das Leben schwermachen und dem grundsätzlich gut gelaunten Schwalbe kurzfristig die Stimmung verhageln können – daran besteht kein Zweifel.

Vor dem Löwen-Finale gibt es noch einen weiteren TV-Tipp. Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann ist am späten Samstagabend zu Gast im ZDF-Sportstudio und wird dort auch über die aktuelle, nach wie vor sehr angespannte wirtschaftliche Lage der Löwen sprechen.