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Wehmütig verlässt ein Quintett die Löwen

Mannheim. Nachdem Kapitän Guillaume Gille von Bundesliga-Präsident Reiner Witte im Anschluss an das Heimspiel gegen den TBV Lemgo endlich die Meisterschale überreicht bekommen hatte, nahm am Mittwochabend in Hamburg die Titelparty der HSV-Handballer so richtig Fahrt auf. Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch etwa 480 Kilometer weiter im Süden gefeiert. Allerdings machte sich nach dem ungefährdeten 38:26 (19:13) der Rhein-Neckar Löwen in der Mannheimer SAP-Arena gegen Absteiger TSG Friesenheim auch jede Menge Wehmut bei den Protagonisten breit. „Natürlich überwiegt die Freude darüber, dass es uns gelungen ist, uns vernünftig von unseren Fans zu verabschieden“, erklärte Gudjon Valur Sigurdsson – der Gesichtsausdruck des ansonsten redseligen Isländer sprach jedoch Bände.

Der beliebte „Eiskrieger“, der die Badener vor seiner langwierigen Verletzung als Kapitän angeführt hatte, wurde ebenso verabschiedet wie sein Landsmann Olafur Stefansson, die beiden Polen Slawomir Szmal und Grzegorz Tkaczyk und Markus Rominger. Leicht fiel der Abschied keinem. „Vielleicht sind einige überrascht, dass ich noch 60 Minuten laufen kann – aber ich habe daran nie gezweifelt“, sagte Sigurdsson. Im abschließenden Heimspiel dieser Saison durfte der 31-Jährige noch einmal auf Linksaußen durchspielen und verabschiedete sich mit einer Torgala von den Fans.

„Das Leben geht weiter. Zudem soll man im Sport niemals nie sagen“, betonte „Goggi“, der bei den Badenern eigentlich noch einen bis 30. Juni 2012 gültigen Vertrag hat, in diesem Sommer aber gemeinsam mit Stefansson nach Kopenhagen geht – die Frage, ob dies nun freiwillig geschehe oder nicht, wollte der sonst stets auskunftsfreudige Ex-Kapitän am Mittwochabend nicht beantworten. Auch Stefansson, der im Welthandball nahezu alles gewonnen hat, war sichtlich bewegt, gab sich im Stile eines großen Sportlers aber gewohnt selbstkritisch: „In den letzten zwei Jahren hat die Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Aber ich habe meinen Auftrag nicht erfüllt, denn wir haben keinen Titel geholt.“ Dies sei in der Tat der einzige Makel, pflichtete Torwart Szmal, bislang zusammen mit Uwe Gensheimer dienstältester Löwe, bei: „Es überwiegen aber auf jeden Fall die schönen Momente. Und davon gab es vor allem in der Champions League einige.“

Rhein-Neckar Löwen: Sigurdsson 10, Groetzki 7, Tkaczyk 5, Myrhol 4, Bielecki 3, Gensheimer 3/3, Lund 2, Gunnarsson 2, Stefansson 1, Sesum 1.
TSG Friesenheim: Brandt 5, Hauk 4, Grimm 4/3, Ruß 3, Dietrich 3, Bozovic 2, Matschke 2, Pevnov 2, Kogut 1.

Von Christof Bindschädel

 03.06.2011